Architekturkritik Architekturkritik: Luthergedenkstätten erwidern Schorlemmer-Kritik
wittenberg/MZ/IRS. - In einem Gastbeitrag für die MZ hat Friedrich Schorlemmer, einer der bekanntesten lebenden Wittenberger, diverse Bausünden in der Altstadt ausgemacht. Wörtlich sprach der Theologe von "Todsünden". Sein Verdikt traf insbesondere die Stiftung Luthergedenkstätten wegen moderner Umbauten an Luthers Haus und Hof, aber auch wegen des neuen Melanchthonhauses.
Betont nüchtern wies Stiftungsdirektor Stefan Rhein am Mittwoch Schorlemmers Kritik zurück. "Die Baumaßnahmen der Stiftung sind kein Selbstzweck", erklärte er. Es gehe stets darum, "das Weltkulturerbe von Funktionen zu befreien". Deshalb bringe man das, was "für ein Museum notwendig, für ein Denkmal aber problematisch ist, jeweils in einem Neubau unter: Eingangsfoyer mit Kasse und Shop, Sanitär- und Heizungsanlagen", Aufzug. Das Melanchthonhaus hätte ohne Erweiterungsgebäude sogar "für die Öffentlichkeit geschlossen werden müssen", so Rhein, da es keinen zweiten Rettungsweg gab. Auf ästhetische Diskussionen ließ sich Rhein nicht ein.
In einem "fälligen Nachsatz" hatte Schorlemmer auch das "Arsenal" kritisiert. Durch "aggressive bezeichnete (sic!) Abwerbemethoden" trage das "monumentale" Einkaufszentrum zum Absterben der der Collegien- und weiterer Geschäftsstraßen bei. "Völlig daneben" und "unfundiert" findet "Arsenal"-Manager Jörg Witzmann, dass Schorlemmer einen Zusammenhang herstellt zwischen der Architektur, den "55 leeren Shops" und dem "Arsenal". Fast alle dieser Läden hätten doch schon leer gestanden, als vom "Arsenal" nicht mal der Grundstein lag. "Der Mann diskreditiert sich." Schorlemmers Architekturkritik halte er für "weit überzogen", das sei eine "Diskussion, so alt wie die Welt".
Die Stadt Wittenberg wollte zu Schorlemmers Ausführungen "keinen Kommentar abgeben" und verwies lediglich auf die von ihr gewünschte "Beteiligungskultur". Dass der Theologe als Architekturkritiker den Nerv vieler Wittenberger getroffen hat, zeigt unterdessen eine Vielzahl von Leserzuschriften. Eine Mehrheit gibt ihm recht. In den so genannten Social Media gab es pro und kontra. "Man sollte sich lieber um die Verschönerung und Verbesserungen der Neubaublöcke in der Völkerfreundschaft und Befreiung kümmern", fand Lucaay Röder auf Facebook.
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