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Architekten-Wettbewerb Architekten-Wettbewerb: Wittenberg will Lücke mit Mehrgenerationenhaus füllen

Von irina steinmann 23.03.2013, 15:58
Die Architekten betrachten den Baugrund, im Hintergrund die Dessauer Straße.
Die Architekten betrachten den Baugrund, im Hintergrund die Dessauer Straße. FB stadtentwicklung Lizenz

wittenberg/MZ - Die Stadt Wittenberg beweist einmal mehr „Mut zur Lücke“. Zum zweiten Mal beteiligt sie sich am gleichnamigen Architektenwettbewerb in Sachsen-Anhalt. Gegenstand ist diesmal ein Bauvorhaben der kommunalen Wohnungsgesellschaft Wiwog, für das auf diese Weise eine Form gefunden werden soll. Es handelt sich um ein Mehrgenerationenhaus in West, das an der Holbeinstraße nördlich der Dessauer Straße entstehen soll. Zehn Architekturbüros beteiligen sich an dem Wettbewerb, der jetzt begonnen hat und Anfang Juni entschieden wird.

Zwei Zeilen abgerissen

Lücke ist im aktuellen Fall West ein dehnbarer Begriff, räumlich und zeitlich: Diese Lücke ist jung, sie entstand erst vor wenigen Jahren durch den Abriss zweier grauer Häuserzeilen, und sie ist so groß, dass man sie eher als stattliches Eckgrundstück wahrnimmt. Eingebettet in ein Wohngebiet, das sich seit dem Orkan „Kyrill“ einer besonderen Aufmerksamkeit der beiden Großvermieter Wiwog und Wohnungsbaugenossenschaft erfreut, sollen hier auf 2 600 Quadratmetern etwa 40 Wohnungen unterschiedlicher Größen entstehen, davon etwa die Hälfte Drei-Raum-Wohnungen, 40 Prozent sollen zwei und zehn Prozent vier Zimmer haben - für ältere Menschen ebenso wie für Familien.

Standorttreue Bewohner

Denn das Viertel hat ein knallhartes demografisches Problem: Schon in wenigen Jahren wird mehr als die Hälfte seiner Bewohner älter als 65 Jahre sein, 39 Prozent werden dann sogar die 75 überschritten haben, so Stadtplaner Wolfram Wallraf, der die Stadt (auch) im Wettbewerb begleitet. Immerhin: Die Bewohner sind sehr standorttreu, viele wohnen laut Wallraf schon seit den 60ern hier und die Leerstandsquote ist gering.

Nach der energetischen Sanierung der Häuser im Zuge der kyrillschen Verwüstung und dem Aufbau des Nachbarschaftstreffs an der Dessauer Straße für die Menschen aus dem Viertel soll der Bau des Mehrgenerationenhauses durch die Wiwog nun ein weiterer Stein zur Hebung der Wohnqualität in West sein. Wiwog-Geschäftsführer Rando Gießmann verspricht sich vom Wettbewerb „Mut zur Lücke“ ein Ergebnis, das sowohl architektonisch ansprechend ausfällt - als auch wirtschaftliche Kriterien berücksichtigt. Viele schöne Wolkenkuckucksheime nämlich lassen sich planen, wenn man nicht aufs Geld schauen muss. Die Wettbewerbsteilnehmer müssen sich daher in ihren Vorstellungen an den späteren Baukosten von etwa 1 700 Euro pro Quadratmeter orientieren. Denn dies ist, wie gesagt, keine Trockenübung: Die Wiwog wird bauen an der Holbeinstraße. „Ende Juni“, nach Auswertung des Wettbewerbs und einer entsprechenden Aufsichtsratsentscheidung, „wissen wir, was dort 2014 gebaut wird“, so Gießmann. Fest steht: Es werden drei Geschosse, angeordnet in eckiger C-Form um einen Innenhof, mit mindestens zwei Aufzügen und auch sonst barrierefrei - und jede Wohnung hat Balkon oder Terrasse. Der Rest ist jetzt „Mut zur Lücke“.

Das Grundstück von oben (2007) mit den inzwischen abgerissenen alten Häusern (grau)
Das Grundstück von oben (2007) mit den inzwischen abgerissenen alten Häusern (grau)
stadtentwicklung Lizenz