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Antikmarkt in Exerzierhalle Antikmarkt in Exerzierhalle: Kunst oder Krempel

Von Karina Blüthgen 13.02.2017, 10:12
Volles Haus in der Wittenberger Exerzierhalle. Die Besucher strömten und stöberten ausgiebig beim Antik- und Trödelmarkt.
Volles Haus in der Wittenberger Exerzierhalle. Die Besucher strömten und stöberten ausgiebig beim Antik- und Trödelmarkt. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Der Besucher macht einen etwas enttäuschten Gesichtsausdruck. Für die geprägte Metallscheibe in der durchsichtigen Plasteschachtel hatte er eine günstigere Aussage erhofft. Doch die Einschätzung von Frank Nobis, Händler aus Dresden, klingt ernüchternd.

„Das ist eine Medaille, keine Münze“, so der Experte. „Und es ist auch kein Edelmetall. Vielleicht ist es für regionale Sammler interessant.“ Den Wert schätzt er auf zwei bis drei Euro. Und so verschwindet die Schachtel wieder in der Jackentasche.

Zweieinhalb Jahre nach ihrer Eröffnung dient die Wittenberger Exerzierhalle erstmals als Ort für einen Antik-, Trödel- und Sammlermarkt. Und Frank Nobis, Anbieter von Münzen, Ansichtskarten sowie Briefmarken, ist begeistert.

Das Fazit des ersten von Frank Nobis in Wittenberg organisierten Antik-, Trödel- und Sammlermarktes mit 30 Händlern in der Exerzierhalle fällt positiv aus. Kurz vor Toresschluss bilanzierte Bärbel Nobis, man sei insgesamt recht zufrieden. Der Sonnabend sei „sehr sehr gut“ gelaufen, der Sonntag war etwas verhaltener, was aber normal sei. „Ich denke, die meisten Aussteller sind zufrieden. Wir werden im nächsten Jahr wiederkommen und uns mit der Stadt in Verbindung setzen, um die Halle wieder zu bekommen“, kündigt Bärbel Nobis an.

„Das passt zu uns wie die Faust aufs Auge, sehr atmosphärisch“, findet der Veranstalter aus dem sächsischen Diera-Zehren, dass das rustikale Ambiente des Hauses wunderbar mit der gebrauchten, aber zumeist edlen Vielfalt auf den Tischen harmonisiert. Was diesen Markt von anderen unterscheidet, ist, dass Besucher Schmuck, Bilder, Münzen mitbringen und schätzen lassen können.

„Das ist ein kostenloser Service, den wir von Beginn an anbieten“, erklärt Nobis. Natürlich könne man nicht alle Fachgebiete abdecken, aber eben doch eine ganze Menge. „Manchmal ist das Ergebnis auch ernüchternd“, weiß er. Und zuweilen auch nicht eindeutig.

Ein kleineres Bild mit drei Herren, vielleicht 150 Jahre alt, könnte auch ein Druck sein, heißt es zu einem Gast. Da hilft ein anderer Experte weiter, rät zur vorsichtigen Reinigung, dann könne er sagen, ob da vielleicht doch feine Pinselstriche zu erkennen sind. Dass das Bild auf einer Auktion erworben wurde, sage allein nichts aus, merkt der Experte an.

Die Halle ist am Samstag gut frequentiert. Die Neugierigen haben auf knapp 800 Quadratmeter einiges zu entdecken, meist hochwertige Antik- und Sammlerstücke wie Silberbesteck, Porzellangeschirr bekannter Marken, Küchenmöbel, Hummel-Figuren, geschliffenes Glas. Es gibt auch Küchenmaschinen, Spielzeug und einen Tisch voller Romane, das klassische Trödel-Angebot wie etwa Opas alte Werkzeugkiste ist aber weniger vertreten.

Eine Wittenbergerin hat sich in eine Mokka-Tasse verguckt und zückt das Portemonnaie, während die Verkäuferin das gute Stück sorgsam verpackt. „Ich bin eigentlich keine Sammlerin, aber das hat mich angesprochen“, ist die Kundin sichtlich entzückt. „Das hat Niveau und ist sehr übersichtlich. Ich wollte auch mal schauen, wie es hier in der Exerzierhalle ist.“ Denn drin war sie bisher noch nie, sagt sie.

Ein Ehepaar aus Eberswalde steht mit seinem Stand mittendrin im Geschehen. „Das ist unser Brot den Winter über. Meine Frau Doris kümmert sich um Glas und Porzellan, ich habe alles zu Antik und Nostalgie“, zeigt Jörg Thiel auf Ferngläser, Kaffeemühlen, Taschenmesser und Steintöpfe, die der Käufer harren.

„Wenn ein Kunde etwas haben möchte und ich habe es nicht, besorge ich es.“ Das Paar ist, wie viele andere auch, zum ersten Mal in Wittenberg. „Ich denke schon, dass wir wiederkommen“, ist Thiel optimistisch.

Gerd Hövermann aus Verden, der Schmuck und Edelsteine anbietet und auch schätzt, kann die Zurückhaltung mancher Besucher verstehen. „Einige machen sich sicher am ersten Tag erst mal kundig“, weiß er aus Erfahrung. Er kaufe auch an, manchmal tauche schon etwas Schönes auf.

Gemeinsam mit Ehefrau Kerstin verbindet er Termine in neuen Orten mit deren Besichtigung. „Wir sind meist einige Tage länger da oder reisen eher an. Wittenberg haben wir uns schon angesehen, eine schöne Stadt“, lobt er.

Je nachdem, wie die Bilanz des Wochenendes ausfällt, soll es im nächsten Jahr eine Wiederholung geben. Öfter als einmal im Jahr sei er kaum an einem neuen Standort, sagt Frank Nobis. (mz)

Veranstalter Frank Nobis zeigte sich zufrieden mit dem Zuspruch.
Veranstalter Frank Nobis zeigte sich zufrieden mit dem Zuspruch.
Klitzsch