1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Andrea Damp zeigt Profil

Andrea Damp zeigt Profil

Von Corinna Nitz 20.08.2008, 16:27

Wittenberg/MZ. - Ganz in Grün hat Maria das kleine Porträt gehalten und sie findet, so wird es kolportiert, dass die Ähnlichkeit zwischen dem Bild und ihrem Modell unübersehbar sei. Andrea Damp kann gut damit leben.

Damp ist die August-Stipendiatin der Cranach-Stiftung in Wittenberg. Und wie alle Künstler vor ihr, die einen Werkstattaufenthalt in der Malschule antreten, so muss auch sie einen Workshop mit Kindern durchführen. Sie macht es gern. Am Mittwoch, am letzten von drei Kurstagen, haben sie sich also dem (Selbst)Porträt gewidmet, das bei Kindern (wie Maria) nicht sonderlich beliebt sei. So wenig "verkopft" die Sieben- bis Zehnjährigen ansonsten sind, so streng, erzählt die Kursleiterin, gehen sie mit sich ins Gericht, wenn sie sich selbst zeichnen sollen: "Sie suchen immer nach der großen Ähnlichkeit."

Nun liegt in den künstlerischen Gehversuchen kleiner Mädchen und Jungen zweifellos ein Zauber. Spannender ist allerdings ein Besuch in der Werkstatt, in der Andrea Damp (siehe "Meisterschülerin") ihre eigenen malerischen Spuren hinterlässt. Wann immer sie kann, verfügt sie sich dorthin und arbeitet. Bilder stehen auf Staffeleien, liegen auf dem Boden. Auf dem Boden nehmen sie auch ihren Anfang. Dort gießt, spritzt, sprüht die Berlinerin Acrylfarben auf Leinwände. Erst danach sucht sie das Motiv, manchmal dient ihr ein Foto als Vorlage und mitunter lässt sie sich vom Malgrund inspirieren. Fast immer entstehen unglaublich expressive Kunstwerke, in denen sie sich der Landschaft und dem Menschen zuwendet. Da sie mit der Ölfarbe nicht geizt, geben schrundig-hügelige Oberflächen den Arbeiten enorme Tiefe. Der pastose Auftrag hat allerdings einen Nachteil: "Manche Stellen sind erst nach zwei Jahren richtig trocken."

Während des Studiums in Berlin hat Andrea Damp überwiegend abstrakt gearbeitet. Die Rückkehr zum Gegenständlichen begründet sie damit, dass sie in ihren Bildern von Zeit zu Zeit Geschichten entwickeln möchte oder "ganz gern auch mal einen Witz macht". Sie sagt: "Man kann nicht ironisch sein, wenn man abstrakt malt."

Ob ihr Ironie dabei hilft, die gelegentlich etwas distanz- und instinktlos auftretenden Touristen hinzunehmen, ist fraglich. Nicht nur, dass manche "hier einfach alles anfassen, auch wenn die Farbe noch nicht trocken ist". Es sei auch vorgekommen, dass diese Besucher neben ihr stehen und, statt ein Gespräch zu suchen oder wahlweise eben nur zu schauen, erstmal am Handy Telefonate führen. "Die denken wohl, ich bin nicht echt", mutmaßt da Andrea Damp. Verfügbar zu sein, für Fremde, ist allerdings genauso Bestandteil des Stipendiums wie die Kurse mit Kindern. Immerhin die lieben Kleinen wissen es zu schätzen, dass diese Künstlerin für sie Zeit hat.