AfD-Antrag im Stadtrat durchgefallen AfD-Antrag im Stadtrat durchgefallen: Wittenberger Bunkerberg bleibt ein Spiegelberg

Wittenberg - Zwar hatte kaum jemand ernstlich das Gegenteil erwartet, am Mittwochabend aber hat der Wittenberger Stadtrat entschieden: Das Kunstwerk auf dem „Bunkerberg“ am Lutherhaus bleibt. Wie berichtet hatte die AfD die Entfernung der Spiegel-Anlage beantragt, die der Lutherstadt nach dem Reformationsjubiläum 2017 von der Kirche geschenkt worden ist. Begründet wurde dies mit dem anhaltenden Vandalismus, verbunden mit einer grundsätzlichen Skepsis gegenüber der Kunst.
Nicht kuschen
„Ich kann nicht erkennen, wem das nutzt“, erklärte Vize-Fraktionsvorsitzende Anne Grünschneder. „Wir wollen Kosten sparen, wir können Kosten sparen“, sagte sie mit Blick auf die hohen Summen, die die Schadensbeseitigung die Stadt bisher gekostet hat. Nicht gut bei Ratskollegen kam an, dass Grünschneder - neben den abgebauten Bänken am Platz der Demokratie - zum Vergleich auch den seitens der AfD vor geraumer Zeit vergeblich geforderten Gedenkort für Marcus H. am Einkaufszentrum „Arsenal“ heranzog. Der Antrag auf Abbau der zur Reflexion einladenden Spiegel ist eine Hinterlassenschaft des zwischenzeitlich aus der Fraktion ausgeschiedenen AfD-Politikers Thomas Höse, der auch den genannten Gedenkort propagiert hatte.
Parteiübergreifend war man sich außerhalb der AfD-Fraktion einig, auf dem Bunkerberg nicht vor Vandalen kuschen zu wollen. Der Antrag auf Entfernung der Spiegel bekam nur fünf Ja-Stimmen, bei mehr als 30 Stadträten bedeutet dies eine deutliche Ablehnung. Ex-Fraktionsmitglied Dirk Hoffmann versuchte die Angelegenheit darüber hinaus zur Profilierung auf Kosten seiner früheren Kollegen zu nutzen: Gerade die AfD, „die Partei, der ich noch angehöre“, sei doch eine, die „vor Vandalismus nicht einknickt“, sagte er.
Im Niemandsland
Andere betonten ihren Kunstsinn. „Wir nehmen Kunst, die kritisch ist“, sagte Stefan Kretschmar (Freie Wähler); ohne Kunst und Kultur herrschte „geistige Leere“. Ähnlich äußerte sich Horst Dübner (Linke). Außerdem kritisierte Dübner die Verwaltung dafür, dass sie die Bänke am Platz der Demokratie abgebaut hat, wie auch für die vor Jahren erfolgte Verlegung der Blauen Würfel aus der Altstadt ins Niemandsland an der Bundesstraße - noch so ein umstrittenes Kunstwerk, das vielfach angegriffen wurde. (mz)