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Abschied von Hans-Peter Gensichen Abschied von Hans-Peter Gensichen: Ökologischer Bewegung den Weg bereitet

Von Marcel Duclaud 10.12.2019, 11:15
Hans-Peter Gensichen
Hans-Peter Gensichen Klitzsch

Wittenberg - Hans-Peter Gensichen, langjähriger Leiter des Kirchlichen Forschungsheimes in Wittenberg, von Mitstreitern als „Wegbereiter des ökologischen Bewusstseins in Ostdeutschland“ gewürdigt, ist tot. Der weithin bekannte Theologe starb im Alter von 76 Jahren in Tübingen, dorthin war er nach seiner Pensionierung übergesiedelt.

Die Erde ist zu retten

Gensichen gilt als „wohl wichtigster Initiator und Ideengeber für die unabhängige Umweltbewegung in der DDR“. So bezeichnen ihn langjährige Weggefährten in einem Nachruf, unter ihnen Michael und Annette Beleites, Peter Bohley und Richard Schröder. Er habe die seit 1927 bestehende Begegnungsstätte für den Dialog zwischen Glaube und Naturwissenschaft profiliert zu einer umweltethischen Forschungs- und Beratungsstelle und zu einem Koordinierungs- zentrum für Umweltgruppen in der DDR.

Er war Herausgeber der Schrift „Die Erde ist zu retten“ und zahlreicher anderer im Selbstdruck hergestellter Papiere zur Umwelt-Thematik, die eine ganze Generation umweltbewusster Menschen prägte. Seine Arbeit habe schnell politisch brisante Fragen der Umweltproblematik in der DDR berührt. Teils davon inspiriert, teils unabhängig entstanden erste Umweltgruppen, aus denen sich eine eigenständige kirchliche Umweltbewegung in der DDR entwickelte. Gensichen verlieh den Gruppen inhaltliche Impulse und gewährte organisatorische Unterstützung.

Tabus gebrochen

Mit seinen Publikationen zu konkreten Umweltproblemen in der DDR habe das Wittenberger Forschungsheim ständig Tabugrenzen überschritten. In Folge wurde die Institution von der Staatssicherheit mit einem Operativen Vorgang „Forschung“ verfolgt, später hieß er „Konflikt“.

Gensichen, schreiben seine Mitstreiter, „hat uns gelehrt, die Dinge in ihren richtigen Relationen zu sehen. Dass wir unter den beengten Verhältnissen der DDR die ganze Erde sahen; dass wir diese Erde nicht nur als Lagerstätte abbaubarer Ressourcen, sondern als ein großartiges Ökosystem begriffen, dessen kleinste Bestandteile für die Lebensfreude unserer Kinder elementar sind; das haben wir von Hans-Peter Gensichen gelernt.“ (mz)