28. Bahnaktionstage in Wittenberg 28. Bahnaktionstage in Wittenberg: Ehre der Eisenbahner

Wittenberg - Die schnellste Dampflok der Welt ist bereits da. Das Modell, das einst bei der Deutschen Reichsbahn Schnellfahrversuchen diente, hat schon länger sein Domizil im Bahnbetriebswerk in Wittenberg gefunden, gemeinsam mit der Dampf-Plus GmbH.
Die Lok gehört zu den Attraktionen der 28. Auflage der Bahnaktionstage am kommenden Wochenende. Die wiederum sind eine Attraktion für die Stadt, sie ziehen regelmäßig mehrere tausend Besucher an, längst nicht nur aus der Region. Untrennbar verbunden mit der erfolgreichen Veranstaltung ist Michael Jungfer, Vorsitzender des Fördervereins Berlin-Anhaltische Eisenbahn, der das Ereignis federführend organisiert.
Das Herz des 47-Jährigen schlägt für die Bahn, das ist unschwer zu erkennen, das ist der wesentliche Grund für sein Engagement. „Mein Beruf“, erzählt Jungfer, „stand schon im Kinderwagen fest. Dabei bin ich familiär gar nicht vorbelastet.“ Es ist die Vielfalt, die ihn so fasziniert: die Technik, die Eisenbahngeschichte, das Reisen, die verschiedenartige Kundschaft.
„Bis Ende der 1970er Jahre waren Dampfloks noch in Betrieb.“ Ein bisschen zu spät für den Lehrling, der 1987 mit seiner Ausbildung begann: zum Schlosser und Lokführer. Später ist Jungfer alle Strecken gefahren, die von Wittenberg aus bedient wurden. Heute bewegt der Eisenbahnfan immer noch Loks im Nahverkehr, kümmert sich aber überwiegend um Ausbildung und Qualifizierung.
Und spricht vom „Eisenbahnerbewusstsein“, von einer Art Vertrag auf Lebenszeit, einer starken Loyalität gegenüber der Bahn, wichtig nicht zuletzt in schwierigen Situationen. Diese Identität gelte es zu bewahren - sie ist ein Grund für die Gründung des Fördervereins Berlin-Anhaltische Eisenbahn vor 28 Jahren: „Die Historie darf nicht unter den Hammer kommen.“
Jungfer ist Gründungsmitglied und seit 1993 Vereinschef. Die Bahnaktionstage begannen mit zwei Jubiläen, wie er sich erinnert: mit der 150-Jahr-Feier der Eisenbahn in Wittenberg 1991 und mit 50 Jahre Bahnbetriebswerk im Jahr darauf. „Das war die Basis. Die Resonanz hat uns dann motiviert, weiterzumachen.“
Den erheblichen Erfolg führt der Wittenberger nicht zuletzt auf die Vielseitigkeit des Angebots zurück: „Wir bieten einen Mix für die ganze Familie.“ Neben historischen und modernen Fahrzeugen eben auch Vorführungen von Rettungskräften oder das Rahmenprogramm. Modellbahnen gehören ebenso dazu wie Händler, Chor-Musik erklingt, Cheer Leader treten auf. Es gibt diverse Informationsstände.
Präsentiert wird bei den Aktionstagen nicht zuletzt die Bahn in ihrer ganzen Breite. Dass es dabei auch darum geht, Kunden zu binden oder zu gewinnen, wird nicht verschwiegen. „Das Konzept“, sagt Michael Jungfer frohgemut, „geht offenkundig auf.“
Allerdings stecke eben auch sehr, sehr viel Arbeit dahinter, zumal sich der Förderverein nicht allein um die Wittenberger Bahnaktionstage kümmert, sondern auch etwa um die Sonderfahrten der Heidebahn oder die Fahrzeuge des Vereins, darunter eine Diesellok und eine Dampflok.
Zwar gehören dem Förderverein 51 Mitglieder an, aber aktiv sind längst nicht alle und Nachwuchs wäre sehr willkommen. Auch das erhoffen sich die Veranstalter vom kommenden Wochenende: junge Leute zu interessieren. Für das Unternehmen Bahn ebenso wie für die Traditionspflege.
A_WBG_BahnaktioDie Bahnaktionstage finden Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr im Bahnbetriebswerk in der Hüfnerstraße statt. Eintritt: sechs Euro, beide Tage elf Euro, ermäßigt vier bzw. sieben Euro. Familienkarte: elf bzw. 20 Euro. (mz)