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Zoll überrascht auf dem Dach

Von Torsten Gerbank 08.08.2007, 18:44

Weißenfels/MZ. - Zehn Minuten war Mittwochmorgen der Arbeitstag von Ronald Höfer alt. Da musste der Zimmermann aus Gera auf dem Dach des entstehenden DRK-Altenpflegeheims in der Weißenfelser Marienstraße seine Brieftasche zücken und Personal- sowie Sozialversicherungsausweis vorzeigen.

Im Handumdrehen hatten sich zuvor zehn Beamte des Magdeburger Hauptzollamtes auf der Baustelle verteilt, um zu überprüfen, ob die dort beschäftigten Personen ihr Tagewerk auch legal verrichten. Elf Kontrollen konstatierte im Nachhinein Einsatzleiter Falko Willnow (30) für diese Baustelle. Offensichtliche Ungereimtheiten habe es nicht gegeben, stellte der Beamte zufrieden fest. Das schließe allerdings nicht aus, dass bei der Nachbearbeitung der aufgenommenen Daten noch Verstöße herausgefiltert werden. Höfer und die anderen Handwerker mussten sich vor den Beamten nicht nur ausweisen, sondern unter anderem auch Fragen zur Krankenversicherung beantworten und ob sie Leistungen von der Arbeitsagentur oder einer Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung Langzeitarbeitsloser erhalten. Höfer nahm die Aktion gelassen. Schließlich habe er nichts zu verbergen. Kontrollen dieser Art hält der 46-Jährige für richtig. Schließlich gehe Schwarzarbeit zu Lasten jener Firmen und Arbeitnehmer, die sich ans Gesetz halten. Ähnlich sieht es Nicole Höfer (30), Geschäftsführerin des Geraer Zimmereibetriebes. Aber: "Blöd ist, dass die Kontrollen Arbeitszeit kosten."

Insgesamt waren die Zollebeamten am Mittwoch auf zwölf Baustellen im Raum Weißenfels / Zeitz unterwegs. "Verdachtlos", wie Willnow vorab erklärte. Es sei also nicht darum gegangen, irgendwelchen Hinweisen nachzugehen, sondern eher darum, Präsenz zu zeigen. Denn auch die könne dazu verhelfen, Schwarzarbeit auf dem Bau einzudämmen. Schließlich sollten schwarze Schafe zu spüren bekommen, dass sie sich nicht in Sicherheit wiegen können. Insgesamt wurden rund 120 Personen überprüft. Ungereimtheiten kamen kaum ans Tageslicht.

Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Sachsen / Sachsen-Anhalt, sieht Schwarzarbeit als ein "potenzielles Problem". Sie sei immer da, mal mehr, mal weniger. Allerdings sei sie in hiesigen Breiten im Vergleich zu anderen Regionen nicht überproportional hoch. Seiner Auffassung nach beflügele unter anderem die Erhöhung der Mehrwertsteuer die Tendenz zur Schwarzarbeit. Damit dagegen effektiv etwas getan werden kann, gehört der Bauindustrieverband dem im November gegründeten Bündnis gegen Schwarzarbeit an. Allein im vergangenen Jahr hat die FKS Halle, sie ist für Halle, den Saalekreis und den Burgenlandkreis zuständig, 1 225 Strafverfahren und 649 Bußgeldverfahren eingeleitet. In 13 Fällen kam es zu Urteilen mit Freiheitsstrafen. Deren Summe beträgt 118 Monate Haft.