Zirkus in Weißenfels Zirkus in Weißenfels: John steigt auf das Todesrad

weissenfels/MZ - Für den Zirkus Rolandos gab es in Weißenfels einen geradezu wörtlich zu nehmenden stürmischen Empfang, als er am Montag seine Zelte in Leißling nahe dem Einkaufscenter aufschlug: Regen und Sturm haben ihm übel mitgespielt. Es flogen Teile durch die Luft, „wir wussten gar nicht, wo wir am nächsten Tag zuerst anfangen sollten mit dem Aufräumen“, so der Chef der Gruppe, Roland Krämer.
Doch das ist Geschichte, nun bereiten sich die Artisten auf ihren großen Auftritt am kommenden Mittwoch vor. Da ist beispielsweise Scarlett mit dem Tanz auf dem Drahtseil zu erleben, Virginia unternimmt atemberaubende Balancen auf der rollenden Kugel. Ja, und da ist auch noch John Leyseck, der sich wagemutig auf das Todesrad begibt. Das kleine Rad hat immerhin eine Höhe von 5,20 Metern. Das große misst über neun Meter, aber das kann John nur im Freien aufstellen. Sein Ziel: Er will mit seinen Kunststücken im Todesrad Menschen den Atem rauben.
„Das kleine Rad ist weitaus schwieriger zu händeln“, erzählt Karsten Guhra, der das Rad im vergangenen Jahr baute. Denn es drehe sich schneller als das große, zudem sei die Lauffläche wesentlich kleiner, mit der John auskommen müsse. Guhra ist Unternehmer, der Kfz-Meister befasst sich mit Sonderfahrzeugtechnik. Als John dieser Tage auf dem Todesrad übte, war Guhra zugegen - er wollte sehen, ob am Rad alles noch in Ordnung ist, beispielsweise bei den Schweißnähten, immerhin wiegt das Gerät eine halbe Tonne. Da darf nichts passieren. Als John auf das Rad klettert, das sich langsam in Bewegung setzt, ist unschwer zu erkennen, dass es hier zum Teil um Millimeterarbeit geht während der Vorführung.
Ein Schritt daneben und der 21-Jährige würde abstürzen. „Es gibt kein Seil, an dem ich mich sichern kann, kein Netz, das mich auffängt“, berichtet er. Es sei vor allem eine Kopfsache: „Du musst hundertprozentig bei der Sache sein“. Und trotzdem, es habe schon brenzlige Situationen gegeben. „Ich komme unweigerlich an Grenzen, die ich nicht überschreiten darf. Aber da ist andererseits das Publikum, dem man immer noch ein Stück mehr zeigen will. Und das reizt, an die Grenze zu gehen.“
Das wollen auch all die anderen Artisten, die sich auf jede Menge Besucher aus der Region freuen. Präsentiert werden auch allerhand Tiere, aber keine Käfigtiere mehr. „Wir haben uns umgestellt, es ist nicht mehr gewollt“, so Zirkuschef Roland Krämer. „Wir waren immer gut zu unseren Tieren, es galt immer die Devise, erst das Tier, dann der Mensch. Jetzt, in der großen Hitze, haben wir die Tiere zum Beispiel in Ruhe gelassen. Mit Tieren im Stadtzentrum betteln, kam für uns nie in Frage. Für mich fängt da unseriöser Zirkus an“, erklärt Roland Krämer. „Wenn sie mit sogenannten Tierschützern reden, dann hören die uns gar nicht zu“, sagt seine Frau Edith. „Sie reden dir einfach ein schlechtes Gewissen ein. Und das müssen wir uns nicht antun“, fügt Edith Krämer hinzu.


