Gewässer- und Baumpflege in Lützen Wird ein Lützener Landwirt allein auf weiter Flur gelassen?
Ein Bauer aus dem Lützener Gemeindegebiet beklagt, dass Bäche nicht beräumt, Bäume nicht beschnitten und Feldwege nicht ausgebessert werden. Was die zuständigen Stellen erwidern.

Kleingörschen/MZ. - Nicht nur auf Bundes- und EU-Ebene läuft aus Sicht vieler Landwirte einiges verkehrt. Auch auf lokaler Ebene vermisst ein Bauer aus dem östlichen Lützener Gemeindegebiet Unterstützung im Umkreis seiner Felder. So seien die Bäume an den Feldrändern schon lange nicht mehr beschnitten worden, viele Pappeln seien sogar so morsch, dass sie gefällt werden müssten. Das könne laut dem Landwirt spätestens zum Scharnhorstfest zur Gefahr für Menschen werden, wobei alljährlich Anfang Mai die Schlacht bei Großgörschen auf den Feldern nachgestellt wird.
Das Totholz der Bäume verstopfe zudem zunehmend die Bäche in dem Gebiet, die lange nicht mehr beräumt worden seien. Nicht zuletzt seien die Schlaglöcher der Feldwege schon lange nicht mehr gestopft worden, was dem Landwirt und seinen Kollegen die Zufahrt zu den Feldern erschwert.
Agrargenossenschaft bestätigt Kritik größtenteils
Namentlich möchte er nicht erwähnt werden, da er nicht den Unmut der betreffenden Stellen auf sich ziehen wolle, an die er sich bereits erfolglos gewandt habe. Es handelt sich jedoch nicht nur um eine Einzelmeinung. Matthias Ulrich, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg, die ebenfalls Flächen im Osten und Norden der Lützener Gemeinde bewirtschaftet, bestätigt die Kritikpunkte größtenteils gegenüber der MZ.
„Ich habe das Gefühl, dass es früher besser war“, sagt er bezüglich der Gewässerpflege und des Baumschnitts. Dass die Bäche nicht regelmäßig beräumt werden, sei zwar „grundlegend unproblematisch, da wir in einem relativ trockenen Gebiet leben“. Da die ersten Monate des Jahres aber vergleichsweise niederschlagsreich waren, könne das Totholz in den Gewässern dazu führen, „dass das Wasser nicht optimal abfließt“ und sich so bis auf die Felder stauen könne. Matthias Ulrich merkt aber an, dass die Gewässerunterhaltungsverbände (UHV) häufig externe Firmen für solche Arbeiten hinzuziehen, weshalb es länger dauern könne, zumal diese „nicht immer ortsansässig“ seien.
Abfluss in den Bächen gewährleistet
Grit Schoppe, Geschäftsführerin des für den Lützener Bereich zuständigen UHV „Mittlere Saale - Weiße Elster“, bestätigt, dass der Verband selbst nur drei Bauhofmitarbeiter hat und zwei Firmen für die Gewässerpflege hinzuzieht. „Wenn Gehölze den Wasserabfluss stören, werden sie zeitnah beräumt“, sagt Grit Schoppe. Diesbezüglich nehme man auch Hinweise aus der Bevölkerung sehr ernst. Doch aus Sicht des UHV gebe es im Lützener Gebiet momentan keine Abflussprobleme.
Bei dem Floßgraben, dessen Zustand der eingangs erwähnte Landwirt unter anderem bemängelt, handelt es sich indes um ein sogenanntes Gewässer 1. Ordnung, weshalb der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) dafür zuständig ist. Deren Sachbearbeiterin Christina Bendigs antwortet ähnlich: „Der Zustand des Floßgrabens im Bereich Lützen/Kleingörschen ist in keinem bedenklichen Zustand. Der schadlose Abfluss ist gewährleistet.“ Auch Christina Bendigs weist auf den „zum Teil überalterten Baumbestand am Floßgraben und anderen Gewässern der 1. Ordnung“ hin, die auch von LHW-Mitarbeitern in Abstimmung mit dem Umweltamt des Burgenlandkreises beschnitten oder gefällt würden, wenn es nötig sei.
Beschnitt und Fällungen derzeit nur in Ausnahmefällen
Das Beschneiden und Fällen von Bäumen ist aber von Anfang März bis Ende September aufgrund der Vogelschutzzeit untersagt. Ausnahmen gelten etwa, wenn dies „zum Schutze der Bevölkerung unabwendbar“ ist, wie der Lützener Bauamtsleiter Steve Kähler hinweist. Aufgrund der vergangenen, trockenen Jahre habe dies relativ häufig stattgefunden. „Besonders Birken und Pappeln waren betroffen, da sie mit der Klimaveränderung allem Anschein nach nicht so gut zu zurechtkamen“, sagt Steve Kähler. Ob und wann die Pappeln am Floßgraben beschnitten oder gefällt werden, könne er noch nicht sagen.
Die Kritik an den Feldwegen kann Agrargenossenschafts-Chef Matthias Ulrich indes nicht ganz nachvollziehen. Sie seien „im Lützener Gebiet schon gut ausgebaut und ausgebessert“. Die Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg übernehme diese Arbeit „meistens in Eigenregie“, doch wünsche sich Matthias Ulrich diesbezüglich „eine bessere Zusammenarbeit mit den Kommunen“, da auch deren Einwohner die Feldwege nutzen. Auch laut Steve Kähler sei „eine Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den Hauptnutzern der Wege, also den Landwirten, anzustreben“.