Windräder am Kreuz Rippachtal Windräder am Kreuz Rippachtal: So umstritten sind die Giganten bei den Ortschaften

Weißenfels - Zwei Windräder sind jetzt von der enviaM-Gruppe am Rippachtalkreuz in Betrieb genommen worden. Insgesamt stehen dort nun sechs Anlagen. Die letzten Stromerzeuger vom Typ Enercon sind bei einer Nabenhöhe von 138 Metern knapp 180 Meter hoch.
Diskussionen um Höhe der Windräder am Kreuz Rippachtal
Die Höhe war im Vorfeld in der Diskussion auch der springende Punkt. Denn an den Schnittstellen zweier Autobahnen ist die Lärmbelästigung ohnehin groß.
Dennoch hatte es einige Kontroversen gegeben. So spielte das Windeignungsgebiet Rippachtalkreuz im Oktober 2012 im Rahmen des neuen Flächennutzungsplanes der Stadt Weißenfels eine Rolle. Gegen die Anlagen hatte sich der Großkorbethaer Ortschaftsrat ausgesprochen.
Mit einer Gesamtleistung von 4,6 Megawatt können laut einer Pressemittelung der enviaM beide Windräder am Rippachtalkreuz rund zwölf Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen. Damit lassen sich 6.000 Haushalte versorgen und rund 9.000 Tonnen Kohlendioxid einsparen.
Das Investitionsvolumen betrug dabei acht Millionen Euro. Derzeit hält die enviaM-Gruppe Anteile an zehn Windparks im Osten Deutschlands. (hz)
Auf Anraten eines Planers, der das Ganze vorgestellt hatte, votierte der Ortschaftsrat zwar für den Flächennutzungsplan, in einer zusätzlichen Stellungnahme aber gegen die Windräder. Doch letztlich zeigte sich bei diesem Punkt das ganze Dilemma, in der die Kommunalpolitiker stecken.
Einerseits machte die Vertreterin der Stadtverwaltung deutlich, dass man Windpark-Vorhaben lediglich kommentarlos aus dem existierenden regionalen Entwicklungsplan zu übernehmen habe. Andererseits verwies das damalige Ortschaftsratsmitglied Anne-Katrin Böhmer aus Kleinkorbetha darauf, dass man wegen der Energiewende mit den Riesen in der Landschaft leben müsse, andererseits aber die Energienetze unzureichend ausgebaut seien und Strom ins Ausland verkauft werde.
Großkorbethas Bürgermeister gegen Windkraftanlagen: Bewohner ohnehin durch laute Autobahn und Nähe zu Schkopau geplagt
Großkorbethas Bürgermeister Johannes Drewitz und sein Stellvertreter Uwe Horn (beide parteilos) verwiesen darauf, dass man an der Bundesstraße 91 bereits einen Windpark mit zwölf Anlagen habe. Drewitz sagte: „Da erhalten wir wenigstens eine Einspeisevergütung. “ Doch weitere Anlagen am Rippachtalkreuz habe man abgelehnt.
Dabei sei man sich mit der Schkortlebener Ortsbürgermeisterin Beate Schlegel (CDU) einig, gehe es nicht nur um ein zerstörtes Landschaftsbild, sondern auch darum, dass die Bürger durch Autobahnen und Eisenbahn sowie die Nähe zu Leuna ohnehin äußerst geplagt seien.
Stadtrat in Lützen stimmte 2014 für Verkleinerung der Windkrafträder
Während sich der Lützener Stadtrat 2013 gegen die sechs Windkraftanlagen ausgesprochen hatte, stimmte er 2014 technischen Änderungen zu. Dabei sollten die Anlagen sieben Meter niedriger werden, also insgesamt 178,5 Meter hoch, während sich die Leistung von drei auf 2,4 Megawatt reduzieren sollte. 14 zu neun ging im Frühjahr die Abstimmung zugunsten der Änderungen aus, obwohl im Vorfeld nur der Ortschaftsrat Lützen für die veränderten Anlagen votierte, man auf den Dörfern aber durchweg dagegen war.
Während der Rippacher Vertreter im Stadtrat davon sprach, sich wehren zu müssen, warfen sowohl Dorothee Berthold (Bündnis 90/Die Grünen) als auch Martin Schumann (Verbund freier Wähler) in die Debatte, dass die Belastung am Autobahnkreuz sowieso hoch sei.
Zudem würden die Rippacher die Anlagen gar nicht sehen, sondern nur die Großgöhrener. Zur gleichen Zeit gab es bezüglich des Änderungsbeschlusses zu den Windrädern im Weißenfelser Stadtrat ebenso eine Ablehnung.
Ortsbürgermeister von Rippach: Geräuschpegel durch die A9 viel größer als der von Windkraftanlage
Auf MZ-Nachfrage sagte der Rippacher Ortsbürgermeister Hans-Joachim Fuhrmann (SPD), dass sich die Belastung in Grenzen halte. Natürlich würden die Windräder in Richtung Nord-Westen im Blickfeld liegen, der Geräuschpegel durch die A9 sei aber viel größer. Was störend sei, wäre das rote Blinken bei Dunkelheit.
Damit hat die Wengelsdorfer Bürgermeisterin Sybille Reider (parteilos) ihre eigenen Erfahrungen. Einstimmig war der Ortschaftsratsbeschluss im September 2014 gegen zwei neue Anlagen in Ortsnähe gefallen. Sie überragen nun aber mit 179 Metern Höhe ältere Windräder um das Doppelte und sind nur einen Kilometer von der Bahnhofstraße entfernt.
Vor allem der Schlagschatten bei tief stehender Sonne ist da laut Reider belastend. (mz)