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Weißenfelser Schlosskirche Weißenfelser Schlosskirche: Mit Staubwedel in der Gruft

Von Andreas Richter 11.06.2015, 13:14
Mitglieder des Museumsfördervereins entstauben die Särge in der Fürstengruft.
Mitglieder des Museumsfördervereins entstauben die Särge in der Fürstengruft. Peter Lisker Lizenz

weissenfels - Aus der Tiefe dringen Stimmen, und ein Staubsaugergeräusch. Dort, wo die sterblichen Überreste der Weißenfelser Herzöge ruhen, verbreiten an diesem frühen Juni-Abend Menschen aus der Gegenwart Geschäftigkeit.

38 zum Teil prunkvoll verzierte Sarkophage stehen in der Gruft der Weißenfelser Herzogsfamilie. Zu denen, die nun etwa sechs Meter tief in den Kellerraum unter der Schlosskirche zu Neu-Augustusburg hinabgestiegen sind, gehört Matthias Böttger. „Einmal im Jahr gehen wir in die Gruft, um zu putzen, Spinnweben zu entfernen und die Sarkophage zu entstauben“, erzählt der Vorsitzende des Museumsfördervereins.

Faszinierende Särge

Jung und Alt schwingen da das Staubtuch. So auch Nico (4) und Jenny Winter (10). Die beiden Kinder sind zusammen mit Vater Jörg Winter zum kleinen Arbeitseinsatz in historischen Gemäuern gekommen. Der 37-jährige Weißenfelser ist zum allerersten Mal in der Fürstengruft. Und er ist tief beeindruckt. „Die alte Geschichte hat zunehmend mein Interesse geweckt. Wenn man das hier sieht, die filigranen Arbeiten, die vielen Details, dann ist das wirklich faszinierend“, schwärmt Winter, der beruflich im IT-Bereich und damit eher mit der Zukunft beschäftigt ist. Der Älteste an diesem Abend ist Wilfried Schreier. Seit vielen Jahren ist der 83-jährige Langendorfer dabei, wenn es darum geht, in der Fürstengruft zu putzen. „Auf Leute wie Wilfried Schreier ist immer Verlass“, sagt Böttger.

Führungen in die Fürstengruft

Dass die alljährliche Putzaktion eine richtig gute Sache ist, findet auch Museumsmitarbeiterin Angela Sengewald. Immerhin stehen die prunkvollen Särge unter dem Altarraum der Schlosskirche nicht fernab der Öffentlichkeit. Einmal im Monat, jeweils am letzten Samstag, gibt es für Interessenten Führungen in die Fürstengruft. Zählt man die Sonderführungen hinzu, dann steigen jedes Jahr so etwa 25 Mal Gruppen in den separaten Kellerraum hinab, um die kunstvoll gestalteten Särge zu bestaunen. Das Thermometer zeige dort übrigens dank entsprechender Belüftung das ganze Jahr über zwischen zwölf und 15 Grad, erklärt Sengewald - optimale Bedingungen für den Erhalt der Sarkophage.

Die eifrigen Mitglieder des Fördervereins werden an diesem Abend aber nicht nur mit dem Staubwedel durch die Gruft ziehen. Immerhin ist die traditionelle Putzaktion ein alljährlicher Höhepunkt des etwa zwanzig Mitglieder starken Vereins. Und so steht der Kartoffelsalat schon bereit. Mit einer kleinen Grillparty soll die gute Tat des Tages ihren gemeinschaftlichen Abschluss finden. (mz)