Weißenfelser Panther-Schuh Weißenfelser Panther-Schuh: Der letzte Mohikaner auf dem Gelände vom "Banner des Friedens"

Weißenfels - Seit der Vorwoche werden im Shop bei Senmotic-Barfußschuhe sogenannte Ballerinas für Dame angeboten. Der Verkauf über den Online-Vertrieb des Leipzigers Frank Demann ist ein Glücksfall für die Weißenfelser Panther-Schuh GmbH. In Spitzenzeiten waren hier mal 28 Beschäftigte tätig, derzeit sind es noch acht, inklusive Jana Leinhos und deren Vater Wolfgang als Geschäftsführer. Vor fünf Jahren hatte sich Demann auf die Suche begeben und war wider Erwarten ganz in der Nähe fündig geworden. Der Faszien-Therapeut sieht einen engen Zusammenhang zwischen Barfußschuhen und Gesundheit. Passen Schuhe nicht, sind sie zu spitz und haben zu hohe Absätze, sind Rücken-, Knie- und Bandscheibenschmerzen die Folge.
2010 gab es also die ersten Kontakte nach Weißenfels, 2011 wurde der Online-Shop eröffnet. Wolfgang Leinhos sagt: „Wir waren begeistert, aber es hat seine Zeit gedauert, weil wir einiges ausprobiert haben, ehe dann die ersten Muster fertig waren.“ Für Panther-Schuh ist es eine von mehreren Nischen, mit denen sich das Unternehmen über Wasser hält. Demann war mit der Vision angetreten, mal 1 000 Schuhe im Monat verkaufen zu können, doch angesichts von rund einem Dutzend Mitbewerbern auf dem Barfußschuh-Markt war das unrealistisch.
Vier Paar waren es dann zu Beginn, 300 sind es derzeit und perspektivisch ist das Ziel auch mit den Ballerinas 500, denn die Schuhe liegen aufgrund eines wachsenden Gesundheitsbewusstseins im Trend. Inzwischen hat sich der Kreis der Interessenten vergrößert. Hatte man anfangs auf Seite 20 gestanden, wenn Barfußschuhe bei Google eingegeben wurde, liegt der Eintrag von Senmotic jetzt in der Spitzengruppe. Das sei angesichts von derzeit nur nach Tausenden zählenden potenziellen Interessenten überlebenswichtig.
Für das achtköpfige Panther-Schuh-Team bedeutet Nischenproduktion letztlich das Überleben, und darum ging es seit der Firmengründung 1997 immer. Wolfgang Leinhos sagt: „Es geht uns gut bei unseren bescheidenen Verhältnissen.“ Immerhin hat es stets zum Auskommen gereicht. Leinhos ist in der Schuhindustrie groß geworden, hat dort von der Pike auf gelernt. Da gab es für ihn und seine Tochter, die an der Ingenieurschule für Lederverarbeitung in Weißenfels studiert hatte, nach der Wende kein Zaudern, das weiterzumachen, was sie am besten beherrschen.
Fakt ist für sie: „So, wie es zuletzt in der DDR-Schuhindustrie gelaufen ist, ging es nicht weiter.“ Sprich: Eine Produktion, die auf Masse ohne Schnörkel ausgerichtet war, konnte nicht gefallen. Mit der Wende haben die Kunden sich dann entschieden und auf Billigprodukte aus dem Ausland gesetzt. Auch aus dem ins Auge gefassten Russland-Export wurde wegen ausbleibender Kredite nichts. Seit dem Niedergang haben Leinhos’ einiges hinter sich. Von der Rakete-Schuhfabrik im Heuweg zog man ins Gebäude des ehemaligen Unternehmens Prast in der Nordstraße, wo weder die Deckenstabilität noch die sanitären Verhältnisse stimmten und es im Winter eiskalt war. In der Herderstraße etablierte man sich zunächst als Schuhmanufaktur.
Wolfgang Leinhos sagt sarkastisch: „Wir, die wir von der Planwirtschaft verwöhnt waren, wursteln uns durch und machen das, was wir gelernt haben: improvisieren.“ Auf Langfristigkeit könne man da einfach nicht setzen. Und er verweist darauf, dass neben allen Schwierigkeiten am Schuhstandort Deutschland, die es Produzenten wie Panther-Schuh so schwer machen, noch eine schlechte Zahlungsmoral komme.
Gelungen sei das Überleben letztlich, weil man mit Partnern aus den alten Bundesländern zusammengearbeitet habe und sich auch vor Lohnarbeit nicht gescheut und kleine Brötchen gebacken habe. Leinhos verweist auf Highlander-Wanderschuhe, Diabetiker- und Gesundheitsschuhe. Dabei könne man auch in Sachen Entwicklung fast jeden Wunsch erfüllen, gebe das Modellieren bis hin zum Stanzmesserbau anderswo in Auftrag. Doch vom Stanzen über die Schaftnäherei bis zum fertigen Schuh werde alles im Haus realisiert. Das wurde ursprünglich für eine Bauschlosserei im Ex-„Banner“-Gewerbepark errichtet, dann konnte Panther-Schuh 1999 einziehen. Neben Schuh-Jäpel ist die Firma heute so etwas wie der letzte Mohikaner der ausgebluteten Schuhindustrie. (mz)


