Drastische Maßnahme gegen Vermüllung Weißenfelser OB lässt Bänke in der Neustadt abmontieren
Weil am Märchenbrunnen in der Neustadt zu viel Müll angefallen sein soll, streicht die Stadt dort Sitzmöglichkeiten. Steckt dahinter ein Strategiewechsel?

Weißenfels - In den sozialen Netzwerken haben sich zwei verschwundene Bänke zum Gesprächsthema Nummer eins gemausert. Seit die Sitzgelegenheiten nicht mehr am Märchenbrunnen in der Weißenfelser Neustadt stehen, wird im Internet leidenschaftlich darüber spekuliert, was der Grund für ihr Verschwinden sein könnte. Einzelne Nutzer äußern den Verdacht, die Bänke könnten gestohlen worden sein und nun „in irgendeinem Hinterhof“ stehen. Eine Mehrzahl der Kommentatoren aber scheint ganz froh, dass die Bänke verschwunden sind. Sie hoffen, dass es so künftig ruhiger rund um den Märchenbrunnen wird. Viel wird geschimpft über laute „neue Mitbürger“.
Die Weißenfelser Stadtverwaltung erklärt auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung, dass die Bänke nicht gestohlen worden sind. Man habe diese bereits am 15. Juni abmontiert und auf unbestimmte Zeit eingelagert. „Grund der Demontage ist eine zunehmende Vermüllung im Umfeld der Bänke. Dieser galt es entgegenzuwirken“, erklärt Stadtsprecherin Anke Fey. Die Entscheidung, die Bänke abzumontieren, soll Oberbürgermeister Martin Papke (CDU) getroffen haben. Offenbar hat er darüber vorab auch die Fraktionsvorsitzenden des Weißenfelser Stadtrats und den Stadtratsvorsitzenden informiert.
Drohen nun auch weitere Sitzgelegenheiten im Stadtgebiet zu verschwinden, wenn dort das Müllaufkommen steigt? Laut der Stadtsprecherin gebe es gegenwärtig keine Pläne, weitere Bänke zu entfernen. Auf die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Maßnahme lautet die Antwort der Stadtverwaltung: „Leider haben bisher keine anderen Maßnahmen eine Wirkung gezeigt. Wir werden die Entwicklung vor Ort begleiten. Darüber werden wir in den kommenden Wochen berichten.“
Will die Stadt mit dem Entfernen der Bänke gar steuern, wo sich Anwohner in der Neustadt aufhalten sollen? Im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss hat der Oberbürgermeister zumindest das Ziel ausgegeben, den Neustadtpark mit neuen Angeboten aufwerten zu wollen, um eine „Sogwirkung“ für die Merseburger Straße zu erzielen. Diese ist die zentrale Straße in der Neustadt, an welcher auch der Märchenbrunnen liegt. Das Viertel hat mit rund 40 Prozent den höchsten Ausländeranteil im Weißenfelser Stadtgebiet. Das Nebeneinander der Kulturen hat in der Vergangenheit wiederholt zu Konflikten hinsichtlich von Ordnung und Lautstärke geführt.
Im jüngsten Stadtrat sprach sich der Weißenfelser Verwaltungschef sogar für einen Zuwanderungsstopp aus. Aus praktischen, nicht ideologischen Gründen, so Papke. Sogar eine Regulierung der Freizügigkeit von EU-Migranten, fordert er. „Wir kommen sonst nicht vor die Lage“, so der Oberbürgermeister.