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Weißenfelser Martinsmarkt Weißenfelser Martinsmarkt: Albert Berghold schnitzt mit 80 Jahren noch Pyramiden

Von Holger Zimmer 17.11.2018, 14:00
Albert Berghold mit einer seiner Pyramiden, die er gebaut hat. Nur den Pyramidenkopf kauft er dazu.
Albert Berghold mit einer seiner Pyramiden, die er gebaut hat. Nur den Pyramidenkopf kauft er dazu. Peter Lisker

Weißenfels - Auch mit 80 Jahren hatte es sich Albert Berghold aus Hartmannsdorf bei Chemnitz nicht nehmen lassen, zum dritten Weißenfelser Martinsmarkt zu kommen. Dort hatte er im St.-Claren-Kloster seinen Stand mit Pyramiden und Figuren aus seiner Schnitzerwerkstatt aufgebaut. Nur einige wenige Teile wie den Kopf zur Aufnahme der Flügel oder einige Figuren kauft er dazu. Doch sonst ist alles Handarbeit.

Fürs Handwerkliche war er als Kind schnell Feuer und Flammen, bastelte mit Holz oder mit Pappe, hat aber auch gezeichnet und gemalt. Der Vater hatte eine Autowerkstatt und in der hat er zwei Jahre mitgearbeitet. Die Drecksarbeit gemacht, wie er sagt. Dann besorgte ihm die Mutter eine Lehrstelle als Steinmetz und Bildhauer für Grabmale. Es war ein Beruf, den er gern ausgeübt hat, selbst wenn der Feinstaub die Lungen zerfraß.

Chemnitzer an Restaurierung des Zwingers in Dresden beteiligt

Während der Ausbildung mischte er sogar bei der Restaurierung des Zwingers in Dresden und des jüdischen Friedhofs in Chemnitz mit. Daneben hat er gebastelt: Reliefs in Gipskarton gebrannt oder bei der Grenzpolizei den Offizieren mit Ölfarbe Südseemotive auf die Zifferblätter von Uhren gemalt. Das brachte ihm manch zusätzlichen Geldschein ein.

Und schließlich begann er Pyramiden, Nussknacker und Lichterengel herzustellen, die er an Kunstgewerbeläden lieferte oder die ihm beim Weimarer Zwiebelmarkt förmlich aus den Händen gerissen wurden. Schon damals schaute er sich manchen Kniff beim Schnitzen von einem Schulfreund ab. Der offizielle Zuverdienst fiel allerdings weg, als er gebeten wurde, für Intershops zu arbeiten, aber ablehnte. Seine Kunstwerke sollten auch jene kaufen können, die kein Westgeld hatten. Zudem sei damals ohnehin ein großer Prozentsatz an erzgebirgischen Produkten in die BRD, nach England und in die USA geliefert worden. Bastler sei er geblieben und habe Bekannte und Freunde weiterhin beglückt.

Pyramidenschnitzer: 2002 ist er mit seinem Ruhestand wieder richtig aktiv geworden

2002 ist er dann mit seinem Ruhestand wieder richtig aktiv geworden. Selbst einen Schnitzerlehrgang hat er zwischendurch besucht. Doch er arbeitet nicht nur mit dem Messer, sondern auch mit der Laubsäge und konnte diese Pyramiden ebenfalls in Weißenfels verkaufen. Berghold aber hat außerdem andere Hobbys intensiv betrieben. Ohnehin verbrachte er viel Freizeit in der Natur und erntete Pilze sowie Heidelbeeren. Er hat als Ornithologe für Vogelwarten auf der Insel Helgoland und am Bodensee Vögel beringt und im Erzgebirge Edelsteine gesammelt.

Heute freilich bewirtschaftet er nur noch seinen Garten und sagt: „Wenn ich allerdings nicht raus kann, weil es regnet, steht immer meine Kiste neben dem Tisch und dann schnitze ich, repariere freilich auch Pyramiden für die Leute.“ Und bleibt Albert Berghold fit, dann möchte er nächstes Jahr wieder zum Martinsmarkt kommen. (mz)