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Neuer Unterschlupf Weißenfelser Heimatgarten beherbergt Waschbären im „Knastwagen“

Der Heimatnaturgarten ist um einen Blickfang reicher. Seit wenigen Tagen gibt es in einem der Gehege einen ganz speziellen Unterschlupf.

Von Andrea Hamann-Richter 11.05.2021, 11:21
Ute Radestock präsentiert den neuen Unterschlupf  für Waschbären. Ein Tier hat es sich bereits darin gemütlich darin gemacht.		    Foto: A. Hamann-Richter
Ute Radestock präsentiert den neuen Unterschlupf für Waschbären. Ein Tier hat es sich bereits darin gemütlich darin gemacht. Foto: A. Hamann-Richter (Foto: Andrea Hamann-Richter)

Weißenfels - Seit einigen Tagen geht Ute Radestock im Heimatnaturgarten noch lieber zum Gehege der Waschbären, als sonst. Der Grund: die Tiere haben einen ganz besonderen Unterstand bekommen. Es ist ein blauer Holzwagen auf vier Rädern. „Von Mitarbeitern wird er auch scherzend ,Knastwagen’ genannt“ verrät die Zooleiterin lachend.

1996 wurde der Förderverein für den Heimatgarten ins Leben gerufen

Er ist das Werk von Horst Zabel und Wilfried Brause. Sie sind Mitglieder im Förderverein des Parkes, engagieren sich ehrenamtlich in der Einrichtung. Horst Zabel war bis zur Rente Polizeibeamter. Wie Radestock verrät, habe der 70-Jährige schon immer den Kontakt zum Naturgarten gepflegt und beispielsweise zu DDR-Zeiten regelmäßig Pflanzen in die Einrichtung gebracht. „Er hatte immer ein Herz für den Park.“

Als 1996 der Förderverein aus der Taufe gehoben wurde, sei er Gründungsmitglied gewesen. Er sei einer der aktivsten Mitglieder, total verlässlich. Seine Frau Monika war lange Leiterin der Ökowegschule in Weißenfels und hatte unter anderem das Wahlpflichtfach „Heimatnaturgarten“ ins Leben gerufen. Wenn die Schüler sich für diesen Kurs entscheiden, gehen sie regelmäßig in die Einrichtung und befassen sich mit der Pflanzen- und Tierwelt.

Neue Heimat: Waschbären im blauen Bauwagen

Wilfried Brause feierte im vergangenen Jahr seinen 70. Geburtstag. Er stand dem Park viele Jahre als praktizierender Tierarzt zur Seite. „Er hatte immer vor, auch im Ruhestand hier ehrenamtlich mit anzupacken, um nicht einzurosten“, so Ute Radestock. Dabei stehe aber nicht sein berufliches Fachwissen im Vordergrund. Sondern vielmehr gehe es darum, dort zu helfen, wo unterstützende Hände gebraucht werden. So beispielsweise beim Laub harken. Beide seien absolut verlässlich und wenn sie bei einem Vorhaben ihre Hilfe zusagen, dann könne sie sich absolut drauf verlassen, dass sie es auch in die Tat umsetzen.

Wie zum Beispiel bei der Herrichtung der Kutsche. Zwei bis dreimal pro Woche kamen Zabel und Brause in der Einrichtung, um sie tiergerecht zu gestalten. „Ursprünglich wollten die beiden Männer in den Wintermonaten den bisherigen Unterschlupf der Waschbären sanieren“, so Radestock. Doch schnell habe sich herausgestellt, dass er für eine Frischekur zu alt gewesen sei. Kurzerhand beschlossen sie, den Wagen zu zimmern. Sie suchten im Internet dazu passende Räder, kaufte Holz für das Gehäuse und legten in der Werkstatt los.

Waschbären hinter Gittern im blauen „Knastwagen“

„Sie begannen das Projekt im Dezember“, erinnert sich Ute Radestock noch sehr gut. Die Räder wurden mit schwarzem und rotem Lack gestrichen. Die Bretter wurden zusammengezimmert, Fenster und Tür eingebaut und das Dach konstruiert. Einen Spaß erlaubten sich die Konstrukteure und gestalteten noch ein vergittertes Fenster, hinter das sie eine Fotografie eines Waschbären anbrachten - daher auch der Name „Knastwagen“.

Anschließend wurde der Wagen noch mit blauer Farbe angestrichen. „Einfach, um noch ein ein wenig mehr Farbe in unseren Naturgarten zu bringen“, sagt Ute Radestock, die sich über das Ergebnis sehr freut. Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter wäre vieles nicht möglich, ist sie diesem Engagement dankbar. „Es war für die beiden Männer eine richtig schöne Winterarbeit“, sagt sie weiter.

Gehege soll noch um einen Wachturm erweitert werden

Nun seien nur noch kleine Restarbeiten nötig, unter anderem müssten noch Schweißbahnen auf dem Dach angebracht werden, so die Leiterin. Mittlerweile ist der Wagen mit frischem Stroh ausgelegt worden und die Waschbären fühlen sich in ihrem neuen Unterschlupf sehr wohl.

In naher Zukunft solle das Gehege noch um einen Wachturm erweitert werden. Dafür werde das bisherige Klettergerüst, welches früher mal auf einem Spielplatz stand, entfernt. Weggeworfen werde das Relikt aus DDR-Zeiten aber nicht. „Wir finden auf unserem Areal mit Sicherheit eine weitere Verwendung“, sagt Ute Radestock. (mz)