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Weißenfelser Ahnenforscherin Weißenfelser Ahnenforscherin: Auf Opas Spur bis England

Von bärbel schmuck 10.12.2015, 14:18
Ein Chronist beschäftigt sich in Dorchester mit der Geschichte des Lagers, in dem Maren Hoffmanns Großvater Kriegsgefangener war. Sie zeigt eine aktuelle Zeitungsausgabe, die ihr frühere Gastgeber aus Südengland jetzt geschickt haben. Mit ihnen steht die 81-Jährige noch immer in Kontakt.
Ein Chronist beschäftigt sich in Dorchester mit der Geschichte des Lagers, in dem Maren Hoffmanns Großvater Kriegsgefangener war. Sie zeigt eine aktuelle Zeitungsausgabe, die ihr frühere Gastgeber aus Südengland jetzt geschickt haben. Mit ihnen steht die 81-Jährige noch immer in Kontakt. peter lisker Lizenz

weissenfels - Maren Hoffmann kann es noch immer nicht fassen. Ihr Großvater Otto Koch befand sich von 1915 bis 1918 an jenem Ort in Kriegsgefangenschaft, in dem sie von 1995 bis 2005 Jugendliche auf Sprachreisen nach England begleitet hat. „Das kann doch kein Zufall sein - oder doch?“ Immer wieder fragt sich die heute 81-jährige ehemalige Pädagogin das, während sie in Unterlagen aus ihrer Familiengeschichte blättert.

Kontakt bis heute

Zehn Jahre lang war die Weißenfelserin Englisch-Expertin für Schüler, sie kam so nach Dorchester in Südengland und wohnte nahe der Kreisstadt bei einer Gastfamilie. Bis heute hält sie Kontakt zu „Pat und deren Verwandten“. Und weil sich die pensionierte Sportlehrerin neben ihrer ehrenamtlichen Arbeit als Übungsleiterin der Rot-Weiß-Vereins-Gymnastik-Frauengruppe nebenbei noch mit Familienforschung beschäftigt, für ihre Kinder und Enkel Ahnentafeln und Stammbäume angefertigt hat, war sie während ihrer Recherchen auch auf ein altes Foto gestoßen. Das Bild zeigt ihren Opa mütterlicherseits als Soldat. Auch eine Postkarte sei ihr beim Sichten und Ordnen zahlreicher Papiere in die Hände gefallen. „Mein Großvater hat die Karte 1917 aus Dorchester an meine Oma geschrieben. Dort befand er sich in einem Lager in Kriegsgefangenschaft - in einem Bautrupp“, berichtet Maren Hoffmann.

Als Gefangener trug er die Nummer 14 174. Ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt, an dem die Ex-Dozentin des früheren Instituts für Lehrerbildung (IfL) in Weißenfels auf Interessantes beim Suchen und Finden gestoßen ist, flattert ihr Post ins Haus. Es sind Nachrichten von Pat, ihrer Bekannten aus Dorset im Kreis Dorchester. Ihr hatte Maren Hoffmann während der Sprachreisen-Zeit von Otto Koch und dessen Gefangenschaft im Ersten Weltkrieg erzählt. Im großen Briefumschlag habe sich ein Zeitungsausschnitt befunden, erzählt sie. Ein Chronist beschäftige sich momentan mit der Geschichte des Camps, in dem Maren Hoffmanns Großvater Kriegsgefangener gewesen sei.

„Nun wird die ganze Sache für den englischen Chronisten, für mich und meine Kinder spannend“, meint die umtriebige Frau. „Vielleicht kommen wir noch in die englische Lokalzeitung und werden dort berühmt“, fügt sie lachend hinzu. Im nächsten Jahr wolle sie ihre Bekannten besuchen und sich mit dem Chronisten treffen. „Wieso ich ausgerechnet als Sprachbegleiterin dorthin gekommen bin, ist für mich faszinierend und bleibt wohl ein großes Rätsel“, erklärt sie.

Schöne Erinnerungen an den Großvater

An ihren Großvater, der wie sie in Eisleben geboren wurde und 1954 starb, hat Maren Hoffmann schöne Erinnerungen. Er war Schmiedemeister in Holleben bei Halle - 50 Jahre lang. Er habe sein Handwerk geliebt, zwei schreckliche Weltkriege erlebt und überlebt. „Er sprach gut Englisch, war fleißig, umtriebig, immer in Bewegung“, blickt die Enkeltochter zurück. Inzwischen selbst mehrfache Oma und mittlerweile Uroma, fühle sie sich ihrem Vorfahren - wohl wegen des von ihm geerbten Temperaments - sehr nahe.

Maren Hoffmann leitet nicht nur die Gymnastikfrauen bei Rot-Weiß seit Jahrzehnten an. Die quirlige Frau im Ehrenamt hält sich zudem als Sprachlehrerin geistig fit. Spergauer Oberliga-Volleyballern bringt sie Deutsch bei. „In der Mannschaft trainieren seit kurzem Serben, Mazedonier, Polen, Italiener und Rumänen, die Englisch können, aber kein Deutsch“, sagt sie. Ihr Sohn Jens sei auf die Idee gekommen, die jungen Sportler zu unterrichten. Und weil Weihnachten vor der Tür stehe, verbinde sie den Unterricht mit deutschen Traditionen anhand von Mitbringseln wie Nussknacker, Räuchermännchen, Stollen und Schwibbbogen. Diese Sachen stehen überall in den Einkaufsmärkten, deshalb wolle sie Bräuche erklären. (mz)

Das Bild zeigt Maren Hoffmanns Großvater Otto Koch 37-jährig als Kriegsgefangenen im Jahr 1917 in einem Lager im südenglischen Dorchester.
Das Bild zeigt Maren Hoffmanns Großvater Otto Koch 37-jährig als Kriegsgefangenen im Jahr 1917 in einem Lager im südenglischen Dorchester.
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