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Weißenfels Weißenfels: Zeugnis lagert im Landratsamt

Von HEIKE RIEDEL 19.01.2011, 19:41

WEISSENFELS/MZ. - Auf 6 500 laufende Meter ist das Archiv des Burgenlandkreises mittlerweile angewachsen - vor allem durch die Kreisfusion von 2007. Allein 2 500 Meter Akten hat der Landkreis Weißenfels eingebracht. Sie lagern in den Kellerräumen des Landratsamtsbaus am Weißenfelser Stadtpark 6. Wie viele es sind und welch wertvolle Stücke sich darunter befinden, das wird Ines Kügler und Doris Kriebel so richtig vor Augen geführt, seitdem die Bauleute das Kellergeschoss des Landratsamtes sanieren. Dafür müssen die beiden Frauen nämlich die Papiermeter hin und her räumen.

Dabei bekommen sie so wertvolle Einzelstücke wie die Mutterrolle von Goseck von 1890 in die Hand. Sie hat alle Bewohner des Ortes und die Grundstücke aufgelistet. Oder ein altes Flurbuch von Rahna. Auch alte Baupläne des Schlosses Neu-Augustusburg können im Landratsamt aufgeschlagen werden, Bauunterlagen des Gymnasiums und vieler anderer historischer Bauten der Stadt Weißenfels. Sie gehören zu den Akten, die mit der Zeit historischen Wert bekommen haben.

Neuere Bauakten werden in Naumburg gelagert, doch durch die digitale Vernetzung ist es kein Problem, die Findlisten der verschiedenen Standorte zusammenzuführen, meint Annette Dietrich, die Chefin des Kreisarchivs, die ihren Arbeitsplatz in Naumburg hat.

Während der Umzüge von einem Raum in den anderen immer die Übersicht zu bewahren, nichts durcheinander zu bringen und sogar noch die Unterlagen zu finden, die von einem Amt gerade angefordert werden, das braucht volle Konzentration "und vor allem akribische Ordnung", weiß Doris Kriebel. "Damit umzugehen habe ich von Ines Kügler gelernt, die 1990 das Archiv in Weißenfels aufgebaut hat", sagt sie angesichts von Räumen, die von Regalen ausgefüllt sind, die bis zur Decke reichen.

"Hier das kommt zum Beispiel vom Ordnungsamt", weist sie auf einen Kasten mit der Aufschrift 2005. Mindestens 30 Jahre müssen zum Beispiel die Unterlagen zu Müllablagerungen in der Landschaft aufbewahrt werden, zehn Jahre die Bescheide wegen zu schnellen Fahrens, zwei Jahre hingegen nur die Postbücher der Ämter. Froh konnten die Archivmitarbeiter schon manchen Bürger machen, der Unterlagen über seinen Facharbeiterabschluss brauchte. Wer den von 1953 bis 1990 in einem der Betriebe des Kreises Weißenfels gemacht hat, dessen Zeugnis ist im Weißenfelser Archiv zu finden. Auch auf Bodenreformakten muss immer mal wieder zugegriffen werden oder auf Akten des Jugendamtes zu Adoptionen oder Heimunterbringungen zum Beispiel. Das Sozialamt kann Leistungsbezügen anhand der mindestens nach Zeit und Sachgebieten geordneten Papiere nachgehen.

Nicht Privatpersonen steht die enorme Informationssammlung zur Verfügung, sondern wenn von Amtswegen für sie Angelegenheiten geklärt werden müssen, zum Beispiel Wiedergutmachungsfragen oder Rentenauskünfte. In jüngster Zeit werden aber auch immer häufiger Anfragen auf Einsicht in das Kreisarchiv gestellt, um geschichtliche Forschungen zur DDR-Zeit zu betreiben, sagt Annette Dietrich. Der Entwicklung der Landwirtschaft oder des Deutschen Roten Kreuzes werde da zum Beispiel nachgegangen.

Auch wenn persönliche Daten nicht der Öffentlichkeit preisgegeben werden dürfen, es bleibt eine Menge, was Historiker anhand von Unterlagen des Kreisarchivs aufarbeiten können. Aktuelles Interesse könnten zum Beispiel Fördermittelbescheide mit Kontoauszügen und Rechnungen finden, die die Zweckbindung der Mittel nachweisen. "Die Fristen für die Aufbewahrung sind nicht willkürlich, sondern gesetzlich geregelt", weiß Doris Kriebel. Danach muss dann auch aussortiert werden, was nicht als historisch wertvoll gilt.