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Weißenfels Weißenfels: Toter Leutnant überschattet Einsatz

Von ROLF KERN 28.04.2009, 18:02

WEISSENFELS/MZ. - Sie waren im Rahmen des 18. Deutschen Einsatzkontingents vor sechs Monaten zu ihrem Einsatz in Afghanistan verabschiedet worden. Erstmals musste der Kommandeur des Sanitätskommandos III und Generalarzt Dr. Michael Tempel einer schweren Pflicht nachkommen. Ein Leutnant war während des Einsatzes schwer erkrankt nach Deutschland zurückverlegt worden und nach kurzer Zeit an den Folgen seiner Krankheit hier verstorben. Im Rahmen einer Schweigeminute wurde seiner Person gedacht.

"Die Gefahrenlage in Afghanistan war und ist hoch, auch zunehmend im Norden des Landes, dort wo die deutschen Kontingente überwiegend eingesetzt sind", so Tempel. Die Öffentlichkeit nehme dies sehr selten zur Kenntnis und auch im politischen Raum würde sich Tempel mehr Rückendeckung von allen Politikern wünschen. Schließlich sei es das Parlament, das die Soldaten in den weltweiten Einsatz schickt.

"Die ständige Bedrohung, der Sie durch Anschläge oder Raketen ausgesetzt waren, die belastenden Faktoren des Klimas und die Abwesenheit von Ihren Familien und Ihrer Heimat, waren sicherlich Belastungen, die durch unterschiedliche Weise bereits verarbeitet wurden oder werden", so der Kommandeur des Sanitätsregiments 32 und Oberfeldarzt, Dr. Kai Schlolaut.

In der Krisenregion dabei war auch Major und stellvertretender Kommandeur des Sanitätseinsatzverbands, Jörg Adam. "Ein bisschen Respekt hatte ich schon. Ich war das erste Mal für längere Zeit von meiner Familie getrennt", so der 44-Jährige. Er hatte sich vorher über die Zustände im Land informiert. Adam hielt den Kontakt zu seiner Familie per Telefon und Internet. Für ihn waren Armut und die Lebensumstände der Menschen erschreckend. "Die Leute kämpfen um ihr täglich Brot. Trotzdem stehen die Kinder am Straßenrand und strahlen Optimismus aus", erinnert er sich. "Wir wollten nicht als Besetzer auftreten, sondern den Leuten helfen. Die Einstellung der Bevölkerung zur angebotenen Hilfe sei positiv. "Wir haben auch einiges dafür getan." So übergab die Bundeswehr unter anderem zwei Krankentransportfahrzeuge. Beeindruckt war Adam von den Sanddünen, die im Frühjahr grün wurden: "Die Wüste lebt."

Im besonders gefährdeten Kunduz war Oberfeldwebel Juliane Mehl im Einsatz. "Ich habe vier Monate auf einer Pflegestation gearbeitet. Vorwiegend wurden deutsche Soldaten versorgt, aber auch afghanische Patienten." Sie wollte sich beruflich weiterbilden. Ihr Partner war nicht sonderlich begeistert, als sie ihm mitteilte, dass sie nach Afghanistan geht. "Doch da gab es keine große Diskussion. Das ist mein Beruf", sagt die 25 Jahre alte Frau. Außerhalb des Camps gab es nur Sand und Steine. Deshalb legten die Soldaten Beete an, um etwas Grünes zu haben. Juliane Mehl und Adam würden auf jeden Fall nochmals in Vorderasien arbeiten. "Die meisten wollen an denselben Ort zurück", so Kommandeur Schlolaut. Sein Regiment wird nächstes Jahr von Januar bis Mai als Leitverband auf dem Balkan fungieren.