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Weißenfels Weißenfels: Sicherheit wird groß geschrieben

Von JULIA REINARD 16.03.2011, 20:28

WEISSENFELS/MZ. - "Ich sorge gern für Ordnung", sagt Lysann Boose im Büro von Frank Altermann. Am Tag der Berufe Mittwoch ließ sich die 13-Jährige deshalb erklären, welche Voraussetzungen sie für die Ausbildung zur Schutz- und Wachkraft mitbringen muss und worauf es bei dem Job ankommt. Mittwoch war sie zwar das einzige Mädchen unter lauter Jungen, aber Altermann beschäftigt in seiner Firma drei Frauen, eine weibliche Auszubildende gibt es auch - so unüblich ist das also nicht.

Die zweite Überraschung folgt auf dem Fuße. Altermann, dessen Muskelberge unübersehbar sind, sagt: "Meine Mitarbeiter müssen nicht groß und kräftig sein."

Seine Firma, der Weißenfelser Wach- und Sicherheitsdienst, macht nämlich nicht nur Einlasskontrollen, sondern bietet viel mehr an. Zum Repertoire gehören Detektivleistungen, Fahrdienst und Empfangspersonal. Dafür genüge eben körperliche Fitness nicht, während gute Deutsch-, Mathe- und möglichst Englischkenntnisse durchaus ins Gewicht fallen. Deshalb lautet sein häufigster Spruch: "Lernen, lernen, lernen."

Es sind solche Bemerkungen, die diejenigen, die sich für den Beruf interessieren, erstaunen. Alexander Absch schaut sich bei Altermann und Fensterbauer Glaß um. Er will herausbekommen, welcher Beruf ihm gefällt. Nach Altermanns Erklärungen sagt der Siebtklässler noch immer: "Der Beruf würde mich interessieren." Doch um an einen der sechs Ausbildungsplätze zu kommen, fehlen ihm die guten Noten. Um die aufzupolieren, hat der 14-Jährige noch vier Jahre Zeit, denn die Ausbildung zum Wachmann kann man erst mit 18 Jahren beginnen.

"Wir arbeiten im Schichtdienst und das Gesetz verbietet, Minderjährige nach 22 Uhr einzusetzen", erklärt der 41-jährige Firmenchef. Auch das war vielen unbekannt. Die meisten, die beim Tag der Berufe unterwegs sind, sind nicht volljährig. Teilnehmen können Jugendliche ab der siebten Klasse.

Warum so zeitig? Der Tag der Berufe soll helfen, sich zu orientieren, sagt Ines Stöbe, Pressesprecherin der Merseburger Agentur für Arbeit, "und damit kann nicht zeitig genug begonnen werden". Immerhin können Ausbildungen dabei sein, die beim näheren Hinsehen nicht mehr gefallen.

Darin besteht auch der Vorteil für die Firmen: Junge Leute, denen ein Beruf nicht liegt, stellen das schon beizeiten fest und nicht erst in der Ausbildung. Außerdem erfahren sie haarklein, was zu wissen ist. Bei Altermann: Die Ausbildung geht über drei Jahre, ein Teil findet in der Berufsschule statt, im ersten Jahr verdienen die Azubis

500 Euro. Und nach der Ausbildung? Er übernehme seine Leute gern, sagt Altermann, und von seinen 40 Mitarbeitern gehe keiner mit weniger als 1 000 Euro netto nach Hause.

Auch nach Altermanns Erklärungen glaubt der 13-jährige Nico Wiegand aus Hohenmölsen: "Das wäre was für mich." Neben ihm sitzt Chris Seise, der mit seinen 28 Jahren schon einen Schritt weiter ist. Er möchte als Quereinsteiger bei der Firma anfangen und hofft auf ein Praktikum.