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Weißenfels Weißenfels: Schwere Geburt: Baustelle

Von BÄRBEL SCHMUCK 17.03.2011, 17:14

WEISSENFELS/MZ. - "Dass wir ein Team sind und sich jeder auf Schwerpunkte spezialisiert hat, darin sehen wir unsere große Stärke." Birgit Kretzschmar sagt es und lässt die vergangenen zehn Jahre Revue passieren. So lange besteht die Hebammenpraxis "Eva" an der Weißenfelser Promenade. Eva steht für erwarten, vertrauen, ankommen.

"Es war richtig, sich zusammenzuschließen und in die freie Niederlassung zu gehen", blickt die erfahrene Hebamme zurück. "Allerdings wäre von uns niemand von allein auf die Idee gekommen, sich selbstständig zu machen", bekennt die über 50-jährige ehemalige Angestellte des Krankenhauses in Weißenfels. Es habe zu viele Ängste und Unsicherheiten gegeben, erinnert sich die Mutter einer erwachsenen Tochter. "Wir haben nichts bereut, unser Konzept ist aufgegangen, wir stellen uns werdenden Müttern und Vätern generell als Team mit einem breitgefächerten Leistungsspektrum vor", ergänzt Jana Schmidtke. Sie ist in der Mannschaft die Familienhebamme, betreut vor allem Schwangere beziehungsweise Mütter und deren Nachwuchs aus sozial schwierigen Verhältnissen. Dazu zählen minderjährige Mütter, die jüngste bekam mit 15 ihr erstes Kind, berichtet Jana Schmidtke, die mit 32 Jahren die zweitjüngste Expertin für Geburtshilfe, für Vor- und Nachsorge ist.

Das Herzstück der Arbeit der "Evas" sei zwar die Geburtshilfe im Asklepios-Klinikum, doch die Begleitung vor und nach der Entbindung nehme einen hohen Stellenwert des Teams ein, zu dem noch Christiane Riemann, Gudrun Becker, Angela Köhler und seit kurzem Elisabeth Gadyra als jüngste mit 29 Jahren gehören. Regelmäßig bieten die Hebammen Sprechstunden und Kurse von der Säuglingspflege bis zur Babymassage an. Sie gestalten abwechselnd, je nach Thema, Abende in den Räumen der hell und freundlich eingerichteten Praxis in der Nähe des Busbahnhofs.

"Der Busbahnhof ist für uns momentan ein Reizwort, denn mit den bevorstehenden Bauarbeiten vor unserer Tür müssen wir die nächste Herausforderung meistern", sagt Birgit Kretzschmar mit skeptischem Blick. "Tja, vielleicht müssen wir sogar noch einmal umziehen", fügt Jana Schmidtke hinzu. Beide Hebammen denken dabei an die vielen Frauen, die mit Kinderwagen zu ihnen kommen. Das werde sehr beschwerlich, zudem fielen die Parkplätze vor dem Haus weg. Doch Kretzschmar und Schmidtke wollen "der Sache" mit Gelassenheit entgegensehen.

"Wir haben schon viele Hürden bewältigen müssen", sagt Birgit Kretzschmar und denkt dabei "an die gewachsene Bürokratie". Die Haftplichtversicherung, die eine Hebamme im Jahr zu zahlen hat, sei stark gewachsen, das sei existenzbedrohend, schildern die Frauen die explosionsartig gestiegenen Kosten, die den Beruf nicht mehr attraktiv machen würden. "Wir sind als Beleghebammen in der glücklichen Situation, dass uns die Krankenhaus-Geschäftsführung nicht im Regen stehen lässt. Durch die finanzielle Unterstützung von Asklepios ist der Druck weg", versichert Kretzschmar und ist erleichtert.

"Wir fühlen uns für die Damen verantwortlich", sagt Klinik-Chef Uwe Bauer. Schließlich habe die Asklepios GmbH vor zehn Jahren veranlasst, dass die Krankenhaus-Hebammen in die freie Niederlassung gehen müssen. Weil Bauer das Beleghebammensystem sehr gut findet, vor allem für den ländlichen Bereich, unterstütze das Unternehmen die ehemaligen Mitarbeiterinnen. Die Haftpflichtversicherung beträgt pro Jahr 3 800 Euro. Eine Hebamme, die keine Entbindungen durchführen würde, hätte lediglich 270 Euro zu bezahlen, wird Geschäftsführer Bauer konkret. Aus diesem Grund habe die Klinik vorübergehend den Differenzbetrag von 3 530 Euro für die Durchführung von Entbindungen im Krankenhaus übernommen. Im Vorjahr habe der Unterstützungsbeitrag durch Asklepios bei 1 819 Euro gelegen.