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Weißenfels Weißenfels: Mogelpackung

Von CORNELIA FUHRMANN 12.01.2011, 20:09

WEISSENFELS/MZ. - Es könnte so einfach sein: Man benötigt ein Medikament, hat ein Rezept, welches man in der Apotheke einlöst und erhält dafür die Ware. Doch so einfach ist es nicht, denn da sind die ständigen Änderungen im Gesundheitswesen. Regelmäßig werden zwischen den Krankenkassen und den Pharmafirmen neue Rabattverträge für Medikamente geschlossen mit dem Ziel, die Kosten zu reduzieren. Zum 1. Januar war das erneut der Fall.

Seit Jahresbeginn ist zudem auch für Apotheker der Aufwand gestiegen, seit das neue Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (Amnog) in Kraft getreten ist. Das ist nicht nur ein Wort-, sondern für Apotheker auch ein "Bürokratiemonster".

Viele Patienten haben sich mittlerweile daran gewöhnt, dass sie statt des teuren Originalmedikaments ein billiger hergestelltes sogenanntes Generikum verschrieben bekommen. "Wenn der gleiche Wirkstoff drin ist, dann macht mir das nichts aus", meint Christel Teumer aus Granschütz, als sie das billigere Präparat in der Augustus-Apotheke ausgehändigt bekommt.

Auch Erika Bachmann und ihr Ehemann Rudi aus Uichteritz finden die Einnahme einer kostengünstigeren, aber wirkungsgleichen Arznei nicht schlimm. "Ich habe damit kein Problem, wenn es denn hilft", sieht er es pragmatisch. Allerdings verwirre das Paar das Zuzahlungsprozedere. "Für mein altes, teureres Medikament musste ich weniger zuzahlen als jetzt für das neue. Dabei kostet das insgesamt weniger", sagt seine Frau.

Die Mitarbeiter der Apotheke im Leißlinger Einkaufszentrum "Schöne Aussicht" bestätigen diese Ansichten der meisten Kunden. Beschwerden über die Verschreibung von Generika statt des Originals gebe es nur sehr selten. "Die Leute gucken schon auf's Geld. Aber manche erhalten durch die ständig neuverhandelten Verträge teilweise schon das vierte oder fünfte Medikament mit zwar gleichem Inhaltsstoff, aber von verschiedenen Herstellern", sagt Chef Michael Ganter. Dadurch steige der Beratungsbedarf, denn die Apotheker seien dann diejenigen, die das "Warum" erklären müssen.

Das bestätigt auch Ulrich Rothe von der Augustus-Apotheke in der Weißenfelser Innenstadt. "Im Schnitt benötigen wir drei Minuten mehr pro Kunde für die Beratung", erklärt er. Nicht alle Präparate seien zudem durch unterschiedliche Beistoffe gleich gut verträglich. Bei "pharmazeutischen Bedenken" darf dann ein anderes Medikament als verordnet, verkauft werden.

Hinzu komme, dass die sogenannten Normgrößen, die die Stückzahl pro Packung angeben, aufgrund des Amnog verändert wurden. Sie stimmen teilweise nicht mehr mit denen überein, die die Ärzte verschrieben haben. "Wir telefonieren also zusätzlich oft mit den Medizinern, um uns rückzuversichern", ergänzt Rothe, der eine mehrseitige Liste mit den neuen Packungsgrößen für viele Medikamente immer parat hat. Zudem habe die Anzahl der Botenfahrten, bei denen nicht vorrätige Medikamente zu den Kunden nach Hause geliefert werden, um etwa 20 Prozent zugenommen, so der 31-Jährige.

Es sei für alle Seiten mehr Aufwand, meint Apothekerin Annett Wenzel aus der West-Apotheke in Weißenfels. "Das ist ein richtiges Durcheinander. Statt einfacher, ist es eigentlich noch komplizierter geworden", findet sie. Vor allem die neue Mehrkostenregelung erfordere so manche Erklärung.