Weißenfels Weißenfels: Mit der Banane im Wasser
WEISSENFELS/MZ. - "Das war cool, aber als wir umgekippt sind, habe ich doch etwas Panik gekriegt." Julian Stempel (11) sagt's, der am Sonnabendnachmittag mit Katarina und Markus Schönfelder auf der Banane sitzt, die beim Weißenfelser Saalefest vom Schlauchboot des Katastrophenschutzes gezogen wird. Stefan Helm hatte als ausgebildeter THW-Bootsführer die Kurve so eng genommen, dass sein aufblasbarer "Anhänger" kippte. "Das war Absicht, damit die Kinder ihren Spaß haben", sagt er hinterher. Und immerhin ist Stempel im Schwimmverein, tragen alle, die auf der Banane unterwegs sind, eine Schwimmweste.
Laut Lutz Teetzen, der die Veranstaltung zum zweiten Mal moderiert, sind diese Mitfahrgelegenheiten beim Fest besonders gefragt. Auch Helga (69) und Gerd (70) Bose unternehmen mit dem Boot der Wasserwacht eine Tour. Die beiden Weißenfelser sind nicht das erste Mal gekommen, weil das Fest eine runde Sache ist, wie sie sagen. Gerd Bose fügt hinzu: "Wir sind immer unterwegs." Und so fährt das Ehepaar dann später mit dem Fahrrad sogar noch bis Burgwerben.
Die Schiefelbeins gehören zu den mehreren Dutzend, die die Gelegenheit zum Baden in der Saale nutzen. Für Mutter Dana (37) und Sohn Lucas (9) ist das Normalität, gehören sie doch zum Club Nautico aus Freyburg, einem der Mitveranstalter. Der hat sich dem Motorwassersport verschrieben und das Kajütboot von Vater und Großvater Volker Schiefelbein (58), der Vorsitzender ist, liegt in der Nähe am Saaleufer vertäut. Mit seiner Frau Birgit (57) verbringt er übrigens ab dieser Woche den Urlaub auf dem Wasser bei Berlin.
Er spricht am Sonnabend von gut 20 Grad Wassertemperatur und davon, dass das trübe Nass etwas täuscht. In die Unstrut in Freyburg könne man schon wieder anderthalb Meter tief blicken, nachdem der Schlamm, den der jüngste Regen mit sich brachte, flussabwärts gewandert sei. Dana und Lucas sind sich dann auch einig: "Wir gehen lieber hier baden, weil in Freibädern das Wasser zu sehr gechlort ist." Schiefelbein Senior spricht davon, dass die Familie ihre Zeit oft auf dem Vereinsgelände an der Unstrut verbringt.
Vereinsmitglied Michael Pospiech nutzt die Veranstaltung zur Werbung für das Buch "Die Unstrut-Wasserstraße 2010", das in den nächsten Tagen erscheint. Darin geht es um die Schiffbarkeit der Unstrut, die zwischen Wendelstein und Reinsdorf nicht gegeben ist, weil einige Wehre fehlen.
In seinem Element ist an diesem Tag Bernd Haase. Auf seinen Wasserski, mit denen er dreimal DDR-Meister geworden ist, genießt er es, sich von einem Motorboot mit 50 Kilometern in der Stunde ziehen zu lassen. Der 63-Jährige erinnert sich noch an die Meisterschaften, die 1964 und 1966 in Weißenfels stattfanden. Leider sei er damals als Jugendlicher vor seinen Fans knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt, doch die Stimmung sei einmalig gewesen. Tausende säumten das Ufer. "Weißenfels war wie ausgestorben", sagt der heutige Uichteritzer, weil gleichzeitig die Fortschritt-Fußballer ihr DDR-Liga-Spiel austrugen.
Selbst zur Nationalmannschaft hat Haase gehört und bedauert noch immer etwas, dass er zwar in der Slowakei mal den amtierenden Jugendeuropameister schlagen konnte, aber auch zu Weltmeisterschaften nie in den Westen durfte. Sogar Russen, Polen und Tschechen seien mit ihrem Material besser dran gewesen, während seine Ski ein Tischlermeister in Caputh bei Potsdam angefertigt hat.
Manfred Helm (60) gehört als passionierter Wasserwanderer zum Trio der Organisatoren. Man könne angesichts der Vielzahl der Feste mit dem Besuch zufrieden sein. Anliegen sei, den Wassersport als Volkssport bekannter zu machen. Dem diene auch die erstmalige Beteiligung des Netzwerkes Gesundheit. Das biete jenen etwas, die nicht selbst ins oder aufs Wasser wollen, aber ebenso den Kindern. "Wer die Saale in der Stadt hat, muss mit einem solchen Pfund einfach wuchern", sagt Helm.