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Weißenfels Weißenfels: Magische Momente

Von ANDREAS RICHTER 18.01.2011, 20:16

WEISSENFELS/MZ. - Gemeinsam mit Günter Negwer ist Bahlke so etwas wie die Urzelle der Zauberei in Weißenfels. "Ich zaubere seit mehr als 60 Jahren", erzählt der heute 86-jährige Negwer. Die ersten Spielkartentricks lernte er schon als 13-Jähriger in seiner damaligen Heimatstadt Breslau. Viele Jahre später, Anfang der 80er Jahre, gründeten die Freunde der Zauberei in Weißenfels einen eigenen Zirkel.

Heute füllen die magischen Utensilien bei Günter Negwer zu Hause eine ganze Kammer. Eine schier unglaubliche Fundgrube des unterhaltsamen Hokuspokus: Literatur hat sich da über die Jahre ebenso angesammelt wie Münzen und Spielkarten, Würfel und Schaumgummibälle, Becher und Ringe und vieles andere. "Ringspiele sind meine Spezialität", verrät Rudolf Bahlke beim gemeinsamen Blick in die Zauberkammer Negwers, den Bahlke voller Anerkennung als seinen Lehrmeister bezeichnet. Zahlreiche Urkunden an den Wänden belegen, dass sich der Senior über Jahrzehnte hinweg einen Namen gemacht hat in der Szene. Dabei bestätigt Negwer, was eigentlich alle wissen: "Kein Mensch auf der Welt kann wirklich zaubern." Um die Menschen mit der Illusion zu unterhalten, brauche es viel Übung, Fingerfertigkeit und Geduld. Eigenschaften, die dem Weißenfelser, der 40 Jahre lang als kaufmännischer Angestellter bei der Modefirma Quarg gearbeitet hat, früher bei seinen vielen Bühnenauftritten geholfen haben. Heute tritt der Rentner nur noch sporadisch bei Familienfeiern auf. Seinem Credo sei er immer treu geblieben, sagt er: "Wir Zauberer wollen die Leute unterhalten, nicht jemanden reinlegen."

Ein humorvolles Bühnenprogramm bietet Rudolf Bahlke an. So an die zwanzig Tricks hat der frühere Eisenbahner da schon auf Lager. Gern rankt er eine kleine Geschichte drumherum. Wenn er in seinen Zauberkoffer greift, mit magischen Karten spielt oder seine selbst gebaute "Geldmaschine" bedient, aus der ein 70-Euro-Schein herauskommt.

Wo bekommt man eigentlich neue Kunststückchen her? Quellen, so versichern beide Hobbyzauberer, gibt es da unendlich viele. Bücher, Broschüren und DVD's. Allein von letzteren hat Rudolf Bahlke rund 300. Was früher noch undenkbar war: Heute ist das Internet auch eine schier unerschöpfliche Quelle für die Freunde der Magie. Dabei weiß Bahlke: "Es gibt kaum wirklich Neues in der Szene. Es kommt nur darauf an, etwas immer wieder neu zu verpacken."

Mittlerweile sind die magischen Momente selten geworden. Die Mitglieder des kleinen Weißenfelser Ortszirkels treffen sich nur noch ab und an privat, lange Zeit war das Café "Saaleblick" das Vereinslokal. Früher waren es einmal bis zu 17 Mitglieder, heute ist der Kreis mit vier, fünf Leuten überschaubar geworden. "Uns fehlt der Nachwuchs", bedauert Günter Negwer. Einen Kinder- und Jugendzirkel gibt es längst nicht mehr. Selbst bei Enkeln und Urenkeln der beiden Weißenfelser Zauberer sind keine wirklichen Nachwuchs-Magiere in Sicht. Und so bleibt den beiden nur, ihr zauberhaftes Hobby selbst noch möglichst lange zu pflegen.