Weißenfels Weißenfels: Krokodil Theophil trifft Yvetta
WEISSENFELS/MZ. - Die Mitteldeutsche Zeitung möchte in diesem Jahr an die Tradition anknüpfen und in Anlehnung an den Adventskalender jeden Tag ein Türchen öffnen. Und das im wahrsten Wortsinn. Die Geschichten bis Heiligabend beginnen an der (Haus)Tür und beschreiben das Leben dahinter. Am Donnerstag: Eine Disko, für die der Weißenfelser Marco Schiedt in seiner alten Plattensammlung gekramt hat.
Der Weißenfelser Marco Schiedt legt am Freitagabend im Schlosskeller beim Live-Club auf. Wer den Schauspieler und Kabarettisten einmal als Diskotheker erleben möchte, ist dazu herzlich ins Schloss Neu-Augustusburg eingeladen. Denn wer Schiedt als Mime und Ensemble-Mitglied der Leipziger Pfeffermühle kennt, weiß: Der Mann hat viele Gesichter und ist für Überraschungen immer gut! Eigens für die Veranstaltung hat der 46-jährige Verwandlungskünstler in seiner alten Plattensammlung gekramt. Und für die Idee, die beim Klönen während einer Spinnstunde mit Bernhard Lindner vom Live-Club vor etwa sechs Wochen im Schlosscafé geboren wurde, brennt er zwischen seinen Auftritten in Leipzig und den Gastspielen quer durch ganz Deutschland.
Der Freitagabend vor dem vierten Advent werde es dreigeteilt in sich haben, verspricht der Weißenfelser. "Das Alter des Publikums spielt keine Rolle, die Leute von acht bis 118 Jahre sollen ihren Spaß haben, tanzen und mitsingen, wenn das Krokodil Theophil die Yvetta sucht und trifft", sagt Schiedt. "Es wird keine Karaoke-Show, keiner muss singen, aber alle können singen, wenn sie das wollen", fügt er schalkhaft hinzu.
Das Motto hat er bewusst gewählt, weil die Titel an Schlager aus den Bruderländern der DDR erinnern sollen, an Václav Neckár und Jirí Korn, Bisser Kirow, Zsuzsa Koncz und Kati Kovácz zum Beispiel. Zudem holt Schiedt Schlager der Hitparade aus dem Westen von Bernd Clüver bis zu Mary Roos aus der Versenkung hervor. Darüber hinaus will der Unterhaltungskünstler DDR-Hits von Jan Gregor und Sandra Mo, Chris Doerk, Siegfried Uhlenbrock und Klaus Sommer aufwärmen. "Das wird der Wahnsinn, das zieht einen doch die Latschen aus", verspricht Schiedt und schwelgt Zunge schnalzend in Erinnerung an Sonja Schmidts "Himmelblauen Trabant", der übers Land rollt - mitten im Regen.
Chris Doerks "Mein lieber Herr Professor" und ihr "Heißer Sommer" aus dem gleichnamigen Defa-Film mit Schöbel und Co. fallen ihm noch ein. "Jeder von uns wurde als Kind mit den Hits von Radio DDR extrem gequält", sagt Schiedt grinsend und meint "Menschen wie du und ich zwischen Mitte 40 und 60 aufwärts". Zur Einstimmung auf den Abend summt er mit schmachtenden Blicken "Unter der Asche meiner Liebe brennt noch Glut" oder "Tausend Farben wünsch' ich mir". Schiedt, der mehr auf Musik der Stones steht, ist in seinem Comedy-Element und bezeichnet die Disko als Vorgucker auf ein Klassentreffen. "Nächstes Jahr feiern wir am letzten Sonnabend im Oktober 30 Jahre Schulentlassung im Kulturhaus", kündigt der ehemalige Schüler der Valentina-Tereschkowa-Schule (heute Herderschule) in der Neustadt an. Die Weichen dafür hat der Initiator schon gestellt und sich mit Ehemaligen aus Weißenfelser Schulen getroffen, die wie er 1981 aus der 10. Klasse entlassen wurden. Aber das sei eine andere Geschichte, ulkt Schiedt und schneidet unentwegt Grimassen. Das habe mit der Vorfreude auf Freitag um 20 Uhr im Schlosskeller zu tun.
Am Abend danach ist er mit der Pfeffermühle in Coswig. Sonntag steht sein Team auf der Leipziger Bühne mit "Frust oder Keule", danach geht es unter anderem zu Gastspielen ins Erzgebirge und an die Ostsee. Zuvor feiert Schiedt mit seiner Frau Katja, den Kindern Lina und Tanja sowie den Großeltern Weihnachten in Familie. Was die Familie zum Auftritt in seiner Heimatstadt sagt? "Sie finden das in Ordnung und wissen doch, dass ich eine Macke habe", lacht Schiedt.