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Weißenfels Weißenfels: Kein Pächter für die Bahnhofs-Toiletten

Von bärbel schmuck 09.10.2012, 12:25
Bahnhof Weißenfels (FOTO: LISKER)
Bahnhof Weißenfels (FOTO: LISKER) CARDO

weissenfels/MZ. - Edeltraud Bauer ist stocksauer. "Dass die Toilettenanlage in der Weißenfelser Bahnhofshalle seit langem schon geschlossen hat, ist eine Schweinerei", sagt die Weißenfelserin. "Nicht nur für den Ruf der Deutschen Bahn, sondern auch für den unserer Stadt ist das schlecht", findet die MZ-Leserin. Und sie beklagt, was ihr neulich widerfahren sei. Sie habe auf dem Bahnhof jemanden vom Zug abholen wollen und während der Wartezeit dringend ein stilles Örtchen aufsuchen müssen. Fehlanzeige! Weder die Frau hinter dem Schalter an der Fahrkartenausgabe noch eine Mitarbeiterin im Zeitungsladen Eckert in der Halle hätten ihr auf mehrfaches Flehen eine Toilette zugewiesen. "In meiner Not bin ich im Zug, der gerade angehalten hatte, aufs WC gegangen", berichtet Edeltraud Bauer aufgebracht. Und sie habe sich sehr beeilen müssen. "Ich hatte richtig Angst, dass der Zug weiterfährt", bekennt die Frau. Das könne doch so nicht sein.

Doch, das könne es, erfährt die MZ im Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Reiseagentur A bis Z. In der Regionalbahn nach Leipzig, die auf Gleis 1 in Weißenfels hält, sei sie genau richtig gewesen, erklärt Gabriela Gerlach. Die Fahrkartenverkäuferin verweise alle Bürger, die nach einer Toilette im Bahnhofsgebäude fragen, dorthin. "Ich kann Ihnen sagen, damit handele ich mir ganz viel Ärger ein, die Leute beschimpfen mich mit Ausdrücken, die ich nicht zitieren möchte, weil sie ganz schmutzig sind", sagt Gerlach. Eine Angestellte aus dem Zeitungsladen bestätigt das. Sie, die ihren Namen nicht nennen wollte, fühle sich aufgrund der Beleidigungen, die sie fast täglich ertragen müsse "als Prellbock und Blitzableiter".

Für die Deutsche Bahn (DB) bestehe keine rechtliche Verpflichtung, an Bahnhöfen WCs vorzuhalten, heißt es seitens der DB-Pressestelle. "Dennoch sind wir interessiert, auch außerhalb der großen Stationen Partner zu finden, die WC-Anlagen betreiben", sagt Bahnsprecherin Erika Poschke-Frost. Ansonsten halte die Bahn in den Zügen Toiletten vor, die Fahrgäste vor dem Aussteigen beziehungsweise nach dem Einsteigen aufsuchen könnten. "In Weißenfels ist die WC-Anlage wirtschaftlich nicht zu betreiben. Eine Pächterin hat nach sehr kurzer Zeit ihren Vertrag wieder gekündigt, weil die Tagesfrequenz bei zwei bis drei Nutzern lag", so Poschke-Frost. Die Suche nach einem neuen Pächter laufe. Oberbürgermeister (OB) Robby Risch (parteilos) bestätigt das. "Die Toilettenanlage bleibt ein wunder Punkt", macht er klar.

"Bahn und Stadt machen es sich sehr einfach", wettert ein Taxifahrer, der ebenso in der MZ anonym bleiben wollte. "Wenn ich mal dringend muss, gehe ich ins Grüne", sagt der Mann. Es sei zudem ein unhaltbarer Zustand, dass der neue Busbahnhof ohne Toiletten ist. "Was sind das nur für Planer", schimpft er. "Haben die das Wichtigste und Normalste der Welt vergessen?" Zwei Busfahrer schließen sich an. "Wir können wenigstens das WC im Bistrobereich auf dem alten Busbahnhofsgelände aufsuchen", sagt der eine. Aber auch das sei auf Dauer keine Lösung.

Toiletten würden im Bereich des neuen Busbahnhofs geschaffen, kündigt OB Risch an - allerdings erst im nächsten Jahr im Zuge noch anstehender Tiefbauarbeiten an der Promenade. Mit einem möglichen Pächter befinde sich die Stadt in Gesprächen.