Weißenfels Weißenfels: Kameraden schlagen Alarm
WEISSENFELS/MZ. - "An uns ist ein Stadtrat herangetreten, der demnächst in den Ausschüssen diskutieren will, die Aufwandsentschädigung für die Feuerwehr zu streichen", erklärt Steve Homberg, stellvertretender Weißenfelser Stadtwehrleiter. Den Namen wollte er nicht nennen. "Das ist von diesem Rat aber nicht nur dahin gesagt worden, sondern war ernsthaft gemeint." Schließlich müsse die Stadt Geld sparen. Pressesprecherin Anke Fey wiegelt jedoch ab: "In der Stadtverwaltung gibt es keine derartigen Pläne", sagt sie auf Nachfrage der MZ.
Homberg und Tomke Albers, der Weißenfelser Stadtwehrleiter, trauen dem Frieden nicht. Was einmal angesprochen wurde, werde mitunter schneller Realität als einem lieb sei. Immerhin wurde in Naumburg die pauschale Aufwandsentschädigung seit Jahresbeginn gestrichen. Laut Brandschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt darf aber "den Mitgliedern aus ihrer Verpflichtung zum Einsatzdienst kein Nachteil erwachsen". Den 65 Einsatzkräften in Weißenfels sowie den 350 in den Ortswehren entstehen beim Einsatz Kosten, beispielsweise für die Anfahrt mit ihrem Pkw zum Standort der Feuerwehr, für das Waschen der Kleidung oder für das Telefon.
Homberg: "Hören die Versicherungen, dass es um einen Feuerwehrmann geht, schlagen die bis zu 15 Prozent des Versicherungsbeitrages drauf, mit der Begründung, dass es sich um eine gefährliche Tätigkeit handelt." Das bestätigt die unabhängige Versicherungsmaklerin Kerstin Händel aus Geußnitz: "Es gibt verschiedene Gefahrenklassen. Die Kameraden werden in der Risikolebensversicherung zumeist in der höchsten eingestuft." Mit der Aufwandsentschädigung, es geht um zehn Euro pro Einsatz, könne sich niemand eine goldene Nase verdienen, die decke gerade mal die tatsächlichen Unkosten, sagt Albers.
"Falls Weißenfelser Stadträte so denken, kann ich nur sagen, dass die selbst eine Aufwandsentschädigung erhalten. Die müsste dann ebenfalls gestrichen werden", sagt der Zeitzer Wehrleiter Hans-Uwe Prudlik ärgerlich. Er ergänzt, dass keiner für die Einsätze entlohnt werde. In Zeitz betrage die Aufwandsentschädigung sieben Euro pro Kamerad je Einsatz. In Hohenmölsen werden 50 Euro pro Jahr an jeden Kameraden gezahlt.
Kreisbrandmeister Hans-Willi Schubert hält die Weißenfelser Vorstellung für "nicht glücklich". Wenn jedoch alle Kameraden von sich aus auf das Einsatzgeld verzichten, sei das wieder eine andere Sache. Von "oben" sollte das niemand diktieren. Schubert weist darauf hin, dass das Grundprinzip der Feuerwehr auf der Freiwilligkeit beruhe.
Fakt ist, in Naumburg ist seit Januar kein Geld geflossen. "Wir haben abgestimmt und zahlen keine pauschale Aufwandsentschädigung", erklärt Wehrleiter Christian Schirner. An die seit der Gebietsreform neu hinzugekommenen Ortswehren sei noch nie Geld gezahlt worden. Um keinen Neid aufkommen zu lassen, habe man sich zu diesem Schritt entschlossen, auch in Naumburg nichts zu entrichten. Wer aber tatsächlich im Einsatz war, könne bei der Stadt seine Kosten geltend machen.
Kommt es dazu, dass Weißenfels die Aufwandsentschädigung streicht, hat das nach Hombergs Ansicht ernste Auswirkungen. Einige Kameraden werden weiterhin an Einsätzen teilnehmen, glaubt er. Viele werden aber überlegen, ob sie zum Einsatz kommen oder nicht. Theoretisch könnte auch mal gar keiner kommen. Albers: "Es wird etliche Kameraden geben, die der Feuerwehr tschüs sagen."