Weißenfels Weißenfels: Große Erleichterung
weissenfels/MZ. - Betroffen verfolgen die Mitarbeiter der Reisebüros der Region das Geschehen am Wrack der Costa Concordia. Ihnen gehen die menschlichen Schicksale nahe. Damit aber nicht genug: Das Unglück könnte ein Tiefschlag für das Reisegeschäft sein. Kreuzfahrten wurden neuerdings immer beliebter. Es konnte schon von einem Boom gesprochen werden. Ob sich die beliebten Urlaube auf dem Meer nun zum Ladenhüter verwandeln, könnte vom Verlauf am Unglücksort abhängen.
Das war in den vergangenen Tagen aber nicht die erste Sorge der in Weißenfels und Zeitz befragten Unternehmer. Vor allem sind sie froh, dass sich keine ihrer Kunden unter den betroffenen Passagieren befanden.
"Wir haben erst einmal umgehend geprüft, ob von uns Passagieren auf dem Schiff waren", sagt Ingrid Meißner vom Reisebüro Reiseland Meißner. Das war glücklicherweise nicht der Fall. Bei der Prüfung stellte sie zudem fest, dass überhaupt noch keine Buchungen für dieses bei Touristen bisher beliebte Schiff vorgenommen wurden. Das wäre vielleicht in den kommenden Tagen geschehen. Der Januar ist die Hauptbuchungszeit. Ingrid Meißner bleibt gelassen. "Wir werden nun sehen, wie sich das Verhalten über die kommenden Monate entwickelt", so die Fachfrau. Sie konnte bislang jedoch beobachten, dass die Kunden "nicht aufgescheucht" sind.
Sie wäre aber keine Reiseverkehrskauffrau, wenn ihr die Tragödie egal wäre. "Dramatisch" - mehr Worte braucht die Frau nicht, um auszudrücken, wie sie das Unglück empfindet. Zumal es sich bei der Costa Concordia um ein relativ neues und nicht zuletzt auch luxuriöses Schiff gehandelt habe. "Ich hatte mal rückblickend recherchiert und eigentlich nur Fährunglücke entdecken können", erzählt sie. Und diese Modelle seien während ihrer letzten Fahrten alt oder überladen gewesen. Beides Umstände, die bei der Costa Concordia
nicht zutrafen. Was ja auch bedeutet, dass die Passagiere sich auf die Sicherheit verlassen haben.
"Einige Kunden haben für dieses Jahr Schiffsreisen gebucht." - Das sagt Kerstin Ehret. Das Unglück ist bei diesen baldigen Urlaubern Thema. "Sie kamen und haben mit uns das Gespräch gesucht", so Kerstin Ehret. Sie wollten beispielsweise wissen, wie so ein Unglück passieren konnte", erzählt die Inhaberin vom Holiday-Land Ehret in Weißenfels.
Von ihren Kunden befand sich übrigens ebenfalls keiner auf der gesunkenen Costa Concordia. Kerstin Ehret wundert das nicht. Mit Blick auf den Januar hat sie folgende Erklärung: "Obwohl es eine Mittelmeerkreuzfahrt war, ist das Wetter in der Region doch recht schlecht einzuschätzen", sagt sie. Wer garantiert warmes Wetter wolle, wähle zum Jahresanfang also ein anderes Reiseziel. Dennoch war die Costa Concordia ein sehr beliebtes Schiff, wie eben auch Reisen auf dem Meer immer beliebter werden. Kerstin Ehret weiß, warum. "Die Menschen sehen sehr viel", erklärt sie. Darüber hinaus wurden die Touren immer erschwinglicher. So favorisieren viele Familien diese Art des Urlaubs. Nicht zuletzt, weil Kinder bis 14 Jahre häufig umsonst mitreisen dürfen.
Im Geschäft von Jacqueline Meiner war das Unglück hingegen kaum Gesprächsthema. "Bei uns werden kaum Kreuzfahrten gekauft." So die Mitarbeiterin vom Zeitzer Reisebüro Mitte.
Für ein Pärchen ist mit dem Untergang der Concordia erst einmal der Traum von einer Kreuzfahrt geplatzt. Wie die Mitarbeiterin des Reisebüros Borlach in Hohenmölsen Peggy Delitz sagt, hatte es dieses Schiff für die schönsten Wochen des Jahres im Visier. Sie werden sich nach dem Untergang neu orientieren. Ansonsten sei das Unglück nicht das große Thema bei den Gesprächen zwischen Fachleuten und Kunden, so die Frau weiter. Sie findet es tragisch, was sich vor der italienischen Insel ereignet hat.
"Es ist schon dramatisch, wenn so viele Menschen auf einmal ums Leben kommen", sagt sie und teilt damit die Meinung mit ihren Kollegen. Aber vor Unglücken sei keiner geschützt. Passieren könne immer etwas, ob im Auto, im Flieger
oder eben auf einem Schiff. Das meint auch Anke Herrmann vom Reisebüro Elstertal in Zeitz. "Vor menschlichem Versagen ist keiner gefeit", so die Unternehmerin.
"Das Unglück hat dem Trend zu Kreuzfahrten keinen Abbruch getan", erzählt sie weiter. Es gibt auch in ihrem Geschäft Costa-Kunden. Sie haben aber nicht die Concordia gebucht, sondern sich für andere Schiffe dieser Linie entschieden.
"Gott sei Dank war von unseren Kunden keiner dabei", ist Andrea Stadelmann vom Büro Tinas Reisen in Zeitz erleichtert. Auch sie hat Costa-Kunden. Die nächsten fahren laut ihrer Auskunft Anfang Februar. Doch sie haben nicht die Concordia, sondern ein anderes Schiff dieser Linie gebucht. "Natürlich haben auch unsere Kunden bei uns nachgefragt, aber niemand hat seine Reise storniert", sagt die Frau.