Weißenfels Weißenfels: Gisela Steineckert formuliert Gefühle im Schlossmuseum
WEISSENFELS/MZ. - Das tut sie auch in ihrem neuen Buch, der im April erschienenen Autobiografie "Immer ich". "Ich hätte nie mit so vielen Leserbriefen gerechnet", sagt Steineckert. Viele schrieben, sie hätten Ähnliches erlebt, erkennen das eigene Leben in den Berichten der Autorin wieder. Aber so war es immer: Steineckert ist bekannt dafür, ihre Meinung zu sagen und den wunden Punkt genau zu treffen.
Das kann eine Erkenntnis sein, aber genauso gut die Einsicht darin, dass meist das Gefühl gewinnt. Sie erzählt, sie sei am 13. Mai, geboren und somit ein Stier - "dabei gibt es gar keinen weiblichen Stier, ich bin also eine Kuh". Und nicht nur das Publikum lacht. Wie eine Kuh benimmt sie sich allerdings gar nicht, eher wie eine Dame von Welt. Mit langsamen Gesten unterstreicht sie die Worte ihrer Gedichte und Erzählungen, wissende Augen blinkern, die Brauen hebt sie amüsiert, manchmal mitfühlend.
Dass sie in zehn Tagen 80 Jahre alt wird - man mag es nicht glauben. In mehr als 50 Jahren als Autorin hat sie 46 Bücher, 2 800 Lieder, auch Filme und Hörspiele verfasst und wurde berühmt, als die Band Karussell 1987 ein Gedicht von ihr vertonte: "Als ich fortging" wurde zum Klassiker der DDR-Musik.
Mit Karussell-Sänger Dirk Michaelis arbeite sie nun, 26 Jahre später, wieder zusammen. Auch mit Veronika Fischer hat sie ein neues Album aufgenommen. Gisela Steineckert hat, wie sie selber sagt, "vielfältige Verpflichtungen, die sie nicht jung halten - aber gesund". Die 80 Gäste in Weißenfels lachen Tränen und halten in besonnenen Momenten inne. Kein Wunder, denn Gisela Steineckert verführt zu beidem.
So zitiert sie ein Gespräch mit ihrem Ehemann, bei dem er vor Jahren sagte: "Die Frau ist das Aushängeschild des Mannes. Wie sie aussieht, so kommt er seinem Chef vor." Woraufhin sie antwortete: "Und warum hast du dann nicht Sophia Loren geheiratet?" Und alle lachen. Sie beendet ihre zweistündige Lesung aber mit dem Gedicht "Wenn du mal nicht mehr weiter weißt" - und im Raum herrscht Stille, die Zuhörer spüren den Worten der Autorin nach.
Viele von ihnen kommen immer wieder: "Wir waren bestimmt schon fünf Mal dabei", sagt Helga Gapsch aus Weißenfels. "Es war ein Erlebnis, schön und inspirativ", pflichtet ihre Bekannte Cornelia Bohndorff bei. Auch die Neulinge hat Gisela Steineckert überzeugt: "Es war bemerkenswert, ich habe mich selten so gut amüsiert", sagt Steffi Uhlig, die zum ersten Mal dabei war. Bei der nächsten Lesung will die 46-jährige Weißenfelserin wieder dabei sein. Diese Veranstaltung soll im November stattfinden.