Weißenfels Weißenfels: Eine bewusste Entscheidung
WEISSENFELS/MZ. - "Ich wollte zur Bundeswehr, habe mich dafür in meinem zweiten Lehrjahr bei der Musterung entschieden und leiste nun 23 Monate freiwillig Wehrdienst", erzählte Kevin Miculcy. Er könne sich vorstellen, länger bei der Bundeswehr zu bleiben, so der Berliner. Miculcy ist einer von 36 Soldaten der 5. Kompanie des Sanitätsregimentes 32 in Weißenfels, die am Freitag bei einem feierlichen Gelöbnis im Hof des Schlosses Neu-Augustusburg, das ebenfalls einmal militärisch genutzt wurde, vereidigt wurden. Das Besondere diesmal: Aufgrund der Aussetzung der Wehrpflicht wurden erstmals ausschließlich Soldaten vereidigt, die sich freiwillig verpflichtet haben.
"Es war sein Wunsch", sagte Mutter Annette Miculcy, "aber meine Gefühle dazu sind gemischt." Sie akzeptiere Kevins Entscheidung für die Bundeswehr, weil die Karrierechancen gut seien, aber sie mache sich wegen der Auslandseinsätze auch Sorgen um ihren Sohn. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass am Freitag gleichzeitig 32 Soldaten in den Afghanistan-Einsatz verabschiedet wurden. In seiner Rede sagte Oberfeldarzt Axel Zwad, dass er den Soldaten danke, dass sie ihre "körperliche Unversehrtheit riskieren" und machte damit die Gefährlichkeit solcher Einsätze deutlich.
Ähnlich zwiegespalten sind auch die Eltern von Fabian Krüger, Lutz und Morena Krüger, aus Halle. "Er muss das für sich selber entscheiden und herausfinden, wie es für ihn weitergehen soll", sagt Vater Lutz. "Ich wollte entweder zur Polizei oder zur Bundeswehr und weil ich heimatnah bleiben wollte, bin ich nun in Weißenfels", sagte Fabian Krüger. Nach dem Abitur hatte er zunächst ein Jahr studiert, bevor er sich anders entschied und für vier Jahre Zeitsoldat sein wird. Er glaube, dass er in einem abwechslungsreichen Beruf arbeiten werde.
Die Frage, ob das weiterhin auch in Weißenfels der Fall sein wird, konnte hingegen auch am Freitag nicht geklärt werden. "Ich beteilige mich nicht an Spekulationen. Die Entscheidung zu den Bundeswehrstandorten wird im Herbst fallen", sagte Bundestagsmitglied Dieter Stier (CDU), der die Gelöbnisrede gehalten hatte. Es gebe aber Gründe, guter Hoffnung zu sein, dass der Standort bleibe. Die Frage sei allerdings, ob es dann weiterhin das Sanitätsregiment sein werde. Er wolle sich für den Erhalt des Standortes Weißenfels aber zusammen mit Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) und anderen Vertretern des Burgenlandkreises einsetzen. Risch übergab zusammen mit dem Stadtratsvorsitzenden Jörg Freiwald (Die Linke) eine Weißenfels-Flagge und ein Ortsschild an die Truppe, die für die kommenden fünf Monate in Afghanistan sein wird. "Eine Reform der Bundeswehr ist notwendig, aber nicht auf Kosten von Weißenfels. Wir haben eine gute Infrastruktur und sind gut in die Region eingebettet", ergänzte Risch. Autobahnen, Flughafen und eine sanierte Kaserne seien schließlich vorhanden.
Auch aus dem benachbarten Saalekreis hofft man auf den Weiterbestand des Bundeswehrstandortes in Weißenfels. Da spreche der Süden Sachsen-Anhalts in einer Sprache, sagte Landrat Frank Bannert (CDU). "Man muss über den Tellerrand blicken, denn die Bundeswehr ist immer auch ein ökonomischer Faktor", so Bannert. Er glaube, dass der Standort gute Chancen habe, es dafür aber auch viele Fürsprecher brauche.