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Weißenfels Weißenfels: Ein Hauch Karibik trotz der frostigen Temperaturen

Von PETRA WOZNY 13.01.2010, 18:32

WEISSENFELS/MZ. - Worum sie im Sommer sicher nur wenige beneiden, genießt die Leißlingerin gerade in diesen Winterwochen: An ihrem Arbeitsplatz herrschen gut und gerne weit über 40 Grad. Sie arbeitet in einem dünnen Kittel ohne Ärmel. Für Schweißperlen sorgt unter anderem der Techniker der Belegschaft, Lutz Hahnemann. In einem Kessel, der erst im vergangenen Jahr neu angeschafft worden ist, produziert er pro Stunde fünf Tonnen Dampf. Der hat eine Ausgangstemperatur von etwa 160 Grad und wird vor allem für die Trocknung und das Bügeln der Wäsche benötigt.

Gewaschen, gepresst, getrocknet

Rund acht Tonnen schmutzige Wäsche werden jeden Tag angeliefert, eingescannt, nach Farben sortiert und zu 32 Kilo abgewogen. Alle

3,5 Minuten wird eine Waschtrommel befüllt, ist von Annemarie Jacob, der Wäschereileiterin zu erfahren. "Wir waschen mit eigens durch uns enthärtetem Wasser", schildert sie. Die Waschmittelmenge stellt ein Computer ein. Für die gepressten, sprich geschleuderten Hosen, Jacken, Tischtücher oder Bettbezüge beginnt dann die heiße Phase, nämlich die Trocknung. Dampf gemacht werden Blusen und Mänteln auch auf so genannten Puppen, wo die Kleidungsstücke einzeln aufgelegt werden.

Während große Wäschestücke durch vier Meter breite Trockner wie auf Förderbändern aus Filz laufen, schaukeln Kittel auf Bügeln durch den Finisher - einen Dampftunnel. Hier herrschen 135 Grad. Pro Stunde werden darin

156 Baumwollkittel knitterfrei.

Wie aus dem Ei gepellt

Davon profitieren zum Beispiel alle Mitarbeiter des Weißenfelser Fleischzerlegebetriebes Tönnies. Er liefert an die Waschfrauen vom Textilservice jeden Tag 7,5 Tonnen Berufsbekleidung. Wie aus dem Ei gepellt gehen auch die Beschäftigten des halleschen Hallorenwerkes dank der schweißtreibenden Arbeit in Weißenfels. Zu den Kunden des Dienstleisters gehören auch viele Altenheime und soziale Einrichtungen, aber auch zahlreiche Unternehmen der Industrie sowie Gaststätten und Hotels wie das "Dorint" in Halle, das Novotel in Gera und das Gasthaus "Zur Henne" in Naumburg.

Fünf Fahrzeuge sind dafür jeden Tag bei Wind und Wetter unterwegs, um die zum großen Teil beim Textilservice geleaste Wäsche hin und her zu transportieren, schildert Christine Krause. Sie lenkt gemeinsam mit Sylvia Müller die Wäscheströme und weiß eines ganz genau: "In unserem Büro ist es mit Sicherheit kühler als bei unseren Frauen an den Maschinen."

Für Anton Elsemann ist Wärme lebensnotwendig. Sein Start in die Welt am 5. Januar verlief zwar reibungslos, doch der kleine Wonneproppen hatte Anpassungsschwierigkeiten, erklärt Daniel Windschall, Chefarzt der Kinderklinik im Asklepios Krankenhaus Weißenfels. Darum liegt Anton seit seiner Geburt ebenso wie einige zu früh geborene Babys in einem Inkubator.

Durch Klimabox kein Kälteschock

Gerade Frühchen haben keine Energiereserven wie das Fettgewebe und kommen durch Wärmeverluste in Lebensgefahr. In den Inkubatoren kann durch Knopfdruck die Temperatur und Luftfeuchtigkeit geregelt werden. Am ersten Lebenstag benötigt beispielsweise ein 1 500 Gramm schweres Frühchen 35 Grad. Wird das Kleine aus der "Klimabox" genommen, erfährt es keinen Kälteschock. Das Baby wird in vorgewärmte Felle gepackt und bekommt sofort Hautkontakt bei den Eltern. Im Krankenzimmer herrschen rund 25 Grad, erklärt Stationsschwester Petra Schmidt, die mit ihrem Team im vergangenen Jahr 130 zu früh geborene Kinder aufgepäppelt hat.

Wer sich in die Hände der zwölf Mitarbeiter der Physiotherapie der Asklepios Klinik Weißenfels begibt, nimmt nicht selten eine schweißtreibende Therapie in Anspruch. Die Leiterin der Einrichtung, Regina Recke, zeigt auf einen Ofen. Darin wird das Parafinfango auf 70 Grad erwärmt, flüssig auf Platten gestrichen und dann schließlich auf rund 50 Grad abgekühlt. Rund 1 000 dieser warmen Wickel sind im vergangenen Jahr Patienten aufgelegt worden. "Karibisch wird es im Bewegungsbad", sagt die Physiotherapeutin und öffnet die Tür zum kleinen Hallenbassin. Die Brille beschlägt, Schweiß steht auf der Stirn, Wasser plätschert. Hier sind mollige 35 Grad.