Weißenfels Weißenfels: Durch die Schleuse zum Bund
WEISSENFELS/MZ. - Kleine Pappkameraden weisen den Weg. Einschleusung heißt die erste Station, an der am Montag in der Weißenfelser Sachsen-Anhalt-Kaserne rund 180 Männer erwartet werden.
Die Schleuse ist ein großer Saal, in dem sich die jungen Grundwehrdienstleistenden zunächst registrieren lassen. Dass sie hier nicht irgendwo sind, macht spätestens der Blick auf eine große Tafel deutlich. "Handys aus, Kopfbedeckung ab", steht da. Ordnung muss schließlich sein beim Bund. Fast wie im Kino sitzen die jungen Männer nach der Anmeldung in den Stuhlreihen und warten darauf, dass sie jeweils in 16er-Gruppen von ihrem künftigen Gruppenführer abgeholt werden.
Dass dieser erste Werktag im Jahr 2011 schon ein wenig Geschichte atmet, weiß mittlerweile auch Marcus Gerloff. "Wir sind die letzten, die zur Wehrpflicht eingezogen werden. Das habe ich im Internet gelesen", meint der 20-Jährige aus Magdeburg und gesteht: "Ein bisschen aufgeregt bin ich schon". So wie Benedikt Wolf. Der 21-Jährige kommt aus einem Ort bei Nürnberg. Dass er zu den letzten gehört, die vor der Aussetzung der Wehrpflicht zum sechsmonatigen Grundwehrdienst eingezogen werden, weiß der Physiotherapeut schon seit längerer Zeit. "Ich lasse alles auf mich zukommen", meint er trocken.
Zeit zum Grübeln hat der Nürnberger auch nicht. Denn da steht schon Oberfeldwebel Martin Nojack vor ihnen und bittet zum lockeren Marsch zur zweiten Station des Tages, in die Unterkünfte. Im 2. Zug der 5. Kompanie des Sanitätsregimentes 32 wartet die nächste Einweisung, ehe die Rekruten erste Bekanntschaft mit ihren Vier-Mann-Stuben schließen, in denen sie in den nächsten acht Wochen der Grundausbildung leben werden. Eine der ersten großen Herausforderungen wartet jedoch auf dem Flur. Dort stehen zwei Musterbetten, straff die Laken, auf Kante Decke und Kopfkissen. Der Gruppenführer zeigt, dass so viel Ordnung auch für junge Männer nicht unerreichbar sein muss.
Der Chef der 5. Kompanie, Hauptmann Jerome Dudacy, beobachtet derweil das Treiben auf dem Flur des 2. Zuges. Dass die jungen Männer die letzten sind, die pflichtgemäß ihren Wehrdienst antreten, ist für ihn kein allzu großes Problem. "Mein Bauchgefühl sagt, dass es künftig genug Freiwillige geben wird", sagt er. Was die Neuankömmlinge in den nächsten Tagen erwartet, weiß der 29-Jährige nur zu gut. Früh um fünf Uhr geht's aus den Federn, dann wird gerade in der ersten Woche viel Neues auf die Rekruten einprasseln. "Die Jungs müssen die Bundeswehr erst einmal verstehen lernen. Die meisten kennen doch nur ein paar Geschichten am Lagerfeuer", sagt der Kompaniechef. Begriffe wie Befehl und Gehorsam, ein durchorganisierter Tagesablauf, all das müsse ebenso verinnerlicht werden wie die theoretischen Grundlagen des Waffen- und Gefechtsdienstes. Später schließen sich viele praktische Übungseinheiten an. Und ehe die Männer für die nächsten vier Monate in ihre Stammeinheiten geschickt werden, müssen sie auf dem Truppenübungsplatz zeigen, was sie in der Grundausbildung gelernt haben.
Doch so weit ist es für Marcus Gerloff und die anderen noch lange nicht. Der erste Tag ist ziemlich anstrengend und endet mit einer medizinischen Voruntersuchung. Und am Dienstag geht es in die Kleiderkammer. Spätestens da müssen sich die Rekruten vorerst von ihrem zivilen Leben verabschieden. Die erste Entspannung lässt allerdings nicht lange auf sich warten. Denn am Wochenende dürfen die Neuen nach Hause fahren.