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Weißenfels Weißenfels: Die Geschichte wird auf der Straße lebendig

Von KARIN GROSSMANN UND ANDREA HAMANN 28.08.2011, 17:38

Weissenfels/MZ. - Schusterjungealias Lutz Teetzen kündigt am Sonntagvormittag,wie immer barfuß, aber mit Mikrophon in derHand, den Zuschauern an, wann der Zug ausdem Tunnel am Georgenberg kommt. Am Parkhaushat er seine Position eingenommen. Dort erklärter den Gästen, dass der Umzug dieses Jahrunter dem Motto "Uns’re große Stadt" stehtund die Geschichte von Weißenfels lebendigwerden lässt. Einige eingemeindete Orte der"großen Stadt Weißenfels" mischen kräftigmit.

Sprechpausen kann sich der Schusterjungedann aber nicht erlauben, als der Festumzugaus dem Tunnel kommt und zügig zum SchlossNeu-Augustusburg will. Die fantasievoll kostümierteVereinsmitglieder und Familien haben sichin der Neustadt auf den Weg gemacht, um inanderthalb Stunden das Schloss zu erreichen."Ohne die Teilnehmer des Festumzuges und derenVerkleidung wären auch der Schlosshof unddie Terrasse hinterher nicht so toll", sagtdie Organisatorin Gudrun Schulze, die natürlichkostümiert teilnimmt und vom Schusterjungenans Mikrophon geholt wird.

Eröffnet wird der Umzug wieder von OberbürgermeisterRobby Risch (parteilos) und weiteren WeißenfelserStadträten in historischer Verkleidung, begleitetvon Fahnen in den Stadtfarben Blau-Gelb. Andie Stadtgründung 1185 wird erinnert, fürdie der Markgraf Otto der Reiche, auf einemPferd sitzend, die Verantwortung übernimmt.Mittelstandsfrauen und Freunde stellen dasSt.-Claren-Kloster zu Weißenfels dar und machenaufmerksam, dass jetzt Geld gesammelt wird,um es zu sanieren. Die Neu-Augustusburg erreichenauch die früheren Herzöge von Sachsen-Weißenfels,die von Familien dargestellt werden.

Als erste eingemeindete Orte stellen sichBurgwerben und Kriechau mit dem Weinbau vor.Da ist zum Beispiel Kathrin Kretzschmar-Fließbach.Sie ist die Vorsitzende der WeinbaugemeinschaftBurgwerben-Kriechau. Die blonde junge Frauhat sich in ein Nonnengewand gehüllt. DieMänner tragen Mönchskluft. Mit einem Leiterwagen,auf dem sich zwei Weinfässer befinden, sindsie während des Umzuges zu erleben. Und nichtnur das: Sie schenken dem Publikum, das inScharen den Straßenrand säumt, gerne etwasvon dem hellen Rebensaft ein.

Peter Reinl ist mit von der Partie und erzähltwarum. "Wir wollen zeigen, dass früher umWeißenfels herum auf 700 Hektar Fläche Weinangebaut wurde. Heute sind es etwa sechs Hektar",sagt er. Es sei das Anliegen, die Arbeit derheutigen Weinbauern zu würdigen. Sie betreibendie Winzerei im Nebenerwerb und haben Hängein Steillage. Die Arbeit sei schwer. "Wirwollen, dass die Menschen wissen, was allesdahinter steckt, bis der Wein getrunken werdenkann", sagt Kathrin Kretzschmar-Fließbach.Ein anderes Anliegen sei es, die Wichtigkeitdes Rebensaftes in früheren Zeiten nahe zubringen. Damals konnten die Menschen keinWasser trinken. Die Qualität war zu schlecht.Wein zählte zu den Grundnahrungsmitteln.

Lautes Lachen erklingt vom Wagen der WeißenfelserBadefreunde. Die Frauen haben ihr Gefährtmit Badelatschen, Waschtüchern, Gummientenund Muscheln dekoriert. "Wir machen mit, weiles Spaß macht", ist von Annette Simon zu erfahren.Die Markwerbener erinnern wieder an die Salpetersieder,die in diesem Ortsteil zu Hause waren.

Werbung in eigener Sache macht Hohenmölsenund lädt so für das nächste Wochenende zumHerbstmarkt ein. Rund 100 Mitwirkende werdendann die legendäre Schlacht bei Hohenmölsenanno 1080 darstellen. Auch Lützner sind imFestumzug dabei und zeigen, dass die Geschichteihrer Stadt sehenswert ist.

Ob Komponisten, Literaten, Pädagogen, diedie Stadt vorzuweisen hat, auch sie sind zusehen. Und dass der Märchenbrunnen jetzt seit100 Jahren in der Neustadt steht, wissen dieZuschauer nun. Aber auch an die neue Geschichtewird erinnert, die Ernährungsbranche, diezu Weißenfels gehört, der Sport und der Karneval,zu dem der 1. Weißenfelser Karnevalsclub schonjetzt wieder einlädt.