Weißenfels Weißenfels: Das Kleeblatt wächst
WEISSENFELS/MZ. - Es vergeht kaum ein Tag, an dem die kleine Emely nicht den Bauarbeitern zuschaut. Nur ein Katzensprung ist es von der Kindertagesstätte "Kleeblatt" am Weißenfelser Mühlberg bis zum neuen Kinder-Eltern-Zentrum (KEZ) in der Müllnerstraße. Hier, am sozialen Brennpunkt in der Neustadt, wächst das neue Kleeblatt und - schon in drei Wochen soll der Einzug für 135 Mädchen und Jungen vom Baby bis zum Hortkind stattfinden.
Etwa acht Jahre hat die Vorbereitung gedauert, bis der Traum von einem integrativen Familienzentrum in Trägerschaft der gemeinnützigen GmbH Integra Weißenfelser Land verwirklicht werden konnte, blickt Geschäftsführer Ralf Müller zurück. "Es soll eine Einrichtung für Kinder und Eltern sein", erläutert er, denn Mütter und Väter mit Migrationshintergrund würden Hilfe zur Selbsthilfe erfahren und vor allem integriert werden. Zumeist handele es sich um sehr junge Eltern, darunter alleinerziehende Mütter ohne Job. Etliche von ihnen haben ihre Wurzeln in der Türkei, Russland, afrikanischen Ländern und Asien, sagt Müller. Für sie gibt es zum Beispiel Sprachkurse in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule.
Zudem könnten Eltern für sich und ihre Sprösslinge Unterstützung beim Erledigen von Hausaufgaben und Angebote zur Freizeitgestaltung erhalten. "Das praktizieren wir jetzt schon gemeinsam, allerdings fehlten dafür bisher die Räume", erklärt Kita-Leiterin Eva Hartmann. "Auch wenn auf uns alle ein gewaltiger Berg Arbeit wartet, freuen wir uns auf den Umzug", so die Chefin. Und sie ist mit anderen Erzieherinnen oft selbst dabei, wenn die größeren Kinder - wie die fünfjährige Emely - gruppenweise in Richtung Baustelle nebenan spazieren, um den Fortgang der Arbeiten zu beobachten.
Michael Klube kann das gut verstehen. Der Weißenfelser Elektromeister ist mit Beschäftigten seines Unternehmens mittendrin und - wie andere Handwerksfirmen der Region bei den letzten Handgriffen. "Die frischen Farben sorgen für gute Laune", zeigt sich Klube begeistert vom Farbkonzept, das Bauingenieurin Heike Gauk gemeinsam mit Integra-Abteilungsleiterin Anette Müller entworfen hat. "Türen und Wände in Orange, Hellgelb oder Hellgrün gefallen nicht nur Kindern", gibt Klube schmunzelnd zu. "Das ist besser als Weiß oder Mausgrau", witzelt der Meister.
Auch von außen sei das Gebäude "ein richtiger Hingucker", findet Anwohnerin Elli Schmidt. Der frühere Kindergarten "Sputnik", den einst ihr Sohn in der Müllnerstraße besucht hatte, sei nicht wiederzuerkennen. So schön und modern sei alles anzusehen, schwärmt die betagte Seniorin.
"Wir wollten mit der Sanierung des Altbaus und der Schaffung des Anbaus erreichen, dass im Ergebnis ein neues Gebäude entsteht", erläutert Herbert Schirmer auf der Baustelle. Der ehemalige Integra-Geschäftsführer hatte so manche schlaflose Nacht, um an die nötigen Fördermittel zu kommen. Jetzt versäumt der Rentner, der dieses Jahr in den Ruhestand verabschiedet wurde, noch immer keine Bauberatung. Stolz führen Schirmer und Müller durch die Räume, und zeigen fast fertige Außenanlagen.
"Es wäre kein Familienzentrum, wenn wir nicht auch einen Bolzplatz mit Basketballkörben für die Großen und einen Spielplatz mit viel Holzgeräten für die Kleineren gebaut hätten", erklärt Ralf Müller. Schon jetzt seien die Kinder Feuer und Flamme und könnten den Umzug kaum erwarten. Solange müssten sie noch mit ihrem viel zu klein gewordenen Spielbereich im Freien am alten Haus fast nebenan auskommen.