Weißenfels-Burgwerben Weißenfels-Burgwerben: Evangelische Schule kommt an räumlichen Grenzen

Weißenfels - Es wird langsam eng in der Freien Evangelischen Schule Weißenfels (FESW) in Burgwerben. „Wir werden die Fragen der räumlichen Perspektiven in nächster Zeit lebhaft diskutieren müssen“, sagt FESW-Geschäftsführer Thomas Schmidt und verweist auf einen baldigen Gesprächstermin mit dem Weißenfelser Oberbürgermeister.
121 Mädchen und Jungen besuchen zurzeit in acht Klassen die christliche Grundschule im Weißenfelser Ortsteil. Die meisten gehen nach dem Unterricht auch in den Schulhort. Damit sind die räumlichen Möglichkeiten an den beiden unweit voneinander entfernten Standorten in der Weinstraße nahezu erschöpft. Dass auch für die nächsten beiden Schuljahre schon mehr Kinder angemeldet sind als die Schule aufnehmen kann, ist für Thomas Schmidt und Schulleiterin Susanne Rudolph erst einmal ein gutes Zeichen. „Wir haben unseren Platz in der Bildungslandschaft gefunden“, meint Thomas Schmidt und weiß zugleich, dass es bis hierher ein weiter Weg war.
Rückblende
Rückblende. Es war fast auf den Tag genau vor 25 Jahren, als sich in Halle ein Evangelischer Schulverein gründete. Ein Jubiläum, das vor wenigen Tagen beim diesjährigen Jahrestreffen der Schule im Weißenfelser Kulturhaus mit rund 250 Gästen gefeiert wurde. Vor einem Vierteljahrhundert sollte die Euphorie nach der Wende, als plötzlich die Gründung von Privatschulen möglich wurde, jedoch schnell der Ernüchterung weichen. Aus den verschiedensten Gründen kam das Projekt einer freien christlichen Schule in Halle nicht voran. 1994 verlagerte sich die Initiative schließlich mit neuem Mut nach Weißenfels. Doch es sollte noch vier Jahre dauern, ehe 1998 eine Freie Evangelische Schule mit elf Kindern in zwei Klassen und drei Mitarbeitern gegründet wurde. Damals noch in der Fröbelstraße.
Ein Jahr später ergab es sich, dass die staatliche Grundschule in der damals noch selbstständigen Gemeinde Burgwerben vor dem Aus stand. „Im Gemeinderat war man durchaus skeptisch gegenüber einer freien Grundschule“, erinnert sich Schmidt. Der damalige Bürgermeister und heutige Ortsbürgermeister Hubert Schmoranzer habe zu jenen gehört, die weitsichtig die Chance für den Ort erkannt haben. Schließlich zog die Schule mit Beginn des Schuljahres 1999/2000 in das Haus in der Burgwerbener Weinstraße. Die heutige Schulleiterin Susanne Rudolph hatte damals die neue erste Klasse übernommen.
Professioneller Schulhort
Seitdem ging es im Grunde stetig bergauf mit der Schule in Burgwerben. Wieder reichte nach einigen Jahren der Platz nicht aus. Wieder wurden der Bildungsstätte in Burgwerben die sprichwörtlichen Türen geöffnet. Ein ehemaliger Standort der Berufsbildenden Schule in der Weinstraße wurde saniert - und 2006 das zweite Gebäude eröffnet. Nachdem zuvor nach dem Unterricht ein offener Kindertreff angeboten wurde, waren nun die räumlichen Voraussetzungen für einen professionellen Schulhort gegeben.
„Der Schulhort ist heute nicht mehr wegzudenken. Viele Eltern entscheiden sich auch deshalb für unsere Schule“, sagt die Leiterin. Was sie gegenüber anderen so besonders macht? Susanne Rudolph und Thomas Schmidt wollen andere Schulen keineswegs schlechtreden. Sie glauben vielmehr an die Stärken ihres Angebots. „Wir verstehen uns als Lebensschule“, sagt Schmidt. Vermittlung von Werten, das christliche Bekenntnis, ein auf die Kinder zugeschnittenes Konzept von Förderung und Forderung - das sind Stichworte, mit denen sie eben jene Stärke beschreiben. Doch sie wissen auch: Die Bedingungen müssen stimmen. Das trifft für Thomas Schmidt auch auf die Finanzierung zu. Dass die freie Schule, in der die Eltern ein Schulgeld in Höhe von 81,50 Euro pro Kind und Monat zahlen, nur 67 Prozent der Landesmittel für eine staatliche Schule erhält, ist für ihn eine Ungerechtigkeit. Die räumlichen Bedingungen zu verbessern, an diesem Thema wollen die Verantwortlichen dranbleiben. Die Lösung ist noch offen, ein Standortwechsel zumindest nicht völlig ausgeschlossen. (mz)