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Weißenfels Weißenfels: Auf Wanderschaft durch Betriebe

Von HEIKE RIEDEL 15.08.2011, 18:25

WEISSENFELS/MZ. - Vater Andreas Wahren hat es geschafft, Sohn Florian für seine Arbeit zu begeistern. Der 18-Jährige ist wie der Vater fasziniert von den Bearbeitungsmöglichkeiten von hartem Metall und stolz auf den Betrieb in Langendorf, der sich das Material fügbar macht. "Ich will einmal die Firma in vierter Generation weiterführen", sagt Florian Wahren.

Von klein auf ist dieses Ziel in ihm gewachsen, war die einst hinter dem Wohnhaus liegende Werkstatt dem Jungen doch oft Aufenthaltsort. Dort durfte er zuschauen und erleben, wie etwas Neues entsteht. Wenn er heute seine Hobbys aufzählt, kommt nach den sportlichen bei Grün-Weiß Langendorf gleich das Schmieden. Mit dem Vater gemeinsam stellt er originelle Pflanzstäbe her, die Wahrens Gastgeschenke sind. Den jungen Mann ärgert dann manchmal, dass ihm der Vater zu wenig zutraut. Hat er doch mittlerweile nicht nur von ihm, sondern auch schon in anderen Unternehmen einiges gelernt.

Florian Wahren hat im vorigen Jahr eine Metallbaulehre begonnen. In Sachsen-Anhalt ist er der einzige in der Fachrichtung Metallgestaltung, meist wird die Fachrichtung Konstruktionstechnik gewählt, weiß Andreas Wahren, der Obermeister der Metallbauinnung Weißenfels ist. "Insgesamt haben wir jetzt nur fünf Metallbaulehrlinge im Landkreis", beklagt er, dass dem Handwerk der Nachwuchs ausgeht. Allerdings kennt Florian dafür einen Grund: viele seiner Freunde haben Lehrstellen in der Industrie gewählt, weil dort Azubis besser entlohnt werden. Das Handwerk biete mehr Entfaltungsmöglichkeiten, setzt Wahren junior dem entgegen. Die Anforderungen seien vielseitig, die Betriebe entwickelten sich meist stabil, zudem schätze er die vertraute Atmosphäre in solchen Unternehmen wie dem des Vaters (elf Mitarbeiter).

Der Grundlehrgang Metall liegt hinter dem Azubi. Er hat ihn in der Lehrwerkstatt der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft absolviert. Eine ganze Reihe sauber und exakt gearbeiteter Übungsbauteile im Regal spricht davon, wie er Metall gebohrt, gesägt, gerieben und vor allem gefeilt hat. In der heimischen Werkstatt hat er zu Übungszwecken ein Nagelbrett gebaut, für das er jeden einzelnen Nagel selbst geschmiedet und dann auf eine Metallplatte geschweißt hat (Foto).

Die Schweißausbildung hat der junge Mann im Frühjahr in Bad Kösen bei der Schweiß- und Fügetechnik begonnen. Noch steht die Entwicklung der Handwerkstechniken im Vordergrund seiner Ausbildung. Die Kreativität, die in der Fachrichtung Metallgestaltung gebraucht wird, die regt vor allem das Vorbild des Vaters an. Schließlich sind in der Werkstatt in Langendorf schon viele nicht alltägliche Stücke entstanden, zum Beispiel ein hohler Baumstamm aus Metallrohren. Mit einem 3,80 Meter hohem Stuhl aus Stahlkastenprofil ist Andreas Wahren ins Guinness-Buch der Rekorde gekommen.

Die bereits vorgeplanten zukünftigen Ausbildungsstationen setzen die Ansprüche an den jungen Mann allseitig höher. Im Spätherbst erwartet ihn Uri Hofi, der weltbeste Lufthammerschmied, in Israel. Der könnte Florian zum Beispiel beibringen, wie man einen Korkenzieher schmiedet und dann noch einen Knoten an sein stumpfes Ende setzt. In Tübingen wird er in einem Unternehmen erwartet, das Spezialist im Treppenbau ist und besondere Anforderungen an die Herstellung von Zookäfigen umzusetzen weiß. In Dresden will Florian an Arbeiten für den Zwinger lernen, in Südtirol, wie man Teilnehmer an der Weltmeisterschaft der besten Schmiede wird.

Bis zum Ende der dreieinhalbjährigen Ausbildung wird sich noch manche neue Gelegenheit ergeben, von anderen Unternehmen zu lernen - "und auch noch danach", ist sich Florian sicher. Der in der Branche bekannte und umtriebige Vater habe ihm einen Weg eröffnet, den er gern beschritten hat. Für die Stammkunden und Nachbarn ist er schon "der kleine Alwin" geworden. Sein Urgroßvater Alwin Wahren hat 1946 die Schmiede in Langendorf gegründet.