Weißenfels Weißenfels: Abschied nach 19 Jahren Drogenberatung
WEISSENFELS/MZ. - Bei 60 Prozent ihrer Klienten hatte sie Erfolg. "Hoffentlich dauerhaft", sagt sie jetzt, wo sie aus dem Arbeitsleben ausscheidet und die Schicksale der Betroffenen und ihrer Familien in Weißenfels und Umgebung nicht mehr verfolgen wird. Denn die 64-Jährige hat ihren privaten Neuanfang in Halle geplant. In der Sucht- und Drogenberatung des Kreisverbandes Weißenfels des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) leistet sie nun ihre letzten Arbeitsstunden und arbeitet Ulrike Baumgarten, ihre 26-jährige Nachfolgerin ein.
Bei vielen ihrer Klienten hat sie selbst miterlebt, wie diese mindestens ein Jahr oder sogar mehrere Jahre ohne Alkohol oder illegale Drogen gelebt haben. Im Durchschnitt begleitete sie die Menschen drei Jahre bei ihrem Kampf, von ihrer Sucht wegzukommen, wobei es in der Mehrzahl um Alkoholprobleme ging. Einzelne Abhängige hat sie 16 bis 18 Jahre betreut, um sie vor Rückfällen zu bewahren. Andere fanden nur einmal den Weg zu ihr und haben den Kampf gegen ihre Sucht nicht weiter aufgenommen, ist sich Schröter bewusst. Ein großer Teil kommt trotz vielfältiger Hilfsangebote der Gesellschaft nicht von den Drogen los.
Deswegen ist die Tätigkeit, die in der Sucht- und Drogenberatung geleistet wird, ein großes Stück Sisyphosarbeit. "Für uns zählt jeder Mensch, den wir aus dem Teufelskreis herausziehen können", sagt Schröter aber. Dabei gibt sie zu bedenken, dass die Gesellschaft in weit größerer Verantwortung steht, der Drogenabhängigkeit den Boden zu entziehen, als Beratungsstellen einzurichten. Das entsprechende soziale Umfeld gehöre dazu, "die Menschen brauchen Arbeit, Freunde, erreichbare Ziele, ein stabiles Wertesystem, das für alle gilt", so Schröter.
Bei 2 600 Klienten, die sie in ihrem Arbeitsleben hatte, kann sie statistisch davon ausgehen, mehr als 1 500 Menschen zurück ins Leben geholt zu haben. Und wenn man bedenkt, dass ganze Familien an den Problemen um Alkohol und Drogen leiden, wiegen die Erfolge ihrer Arbeit noch mehr.
Die einstige Sprechstundenschwester und Röntgenassistentin einer Poliklinik hat sich die Aufgabe gesucht, nachdem sie 1992 arbeitslos geworden war und eine neue Beratungslandschaft entstand. Obwohl es zweimal nicht mit einer Ausbildung dafür geklappt hatte, blieb Schröter beim Arbeitsamt dran. Schließlich drückte sie drei Jahre berufsbegleitend die Schulbank für eine sozialpädagogische Ausbildung, während sie mit Edith Veitenhansl bereits als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme die Beratungsstelle des DRK aufbaute.
Die Hauptarbeit war zunächst, sich bekannt zu machen, das Projekt bei allen möglichen Partnern vorzustellen. "1995 waren wir dann etabliert", blickt sie zurück. 1 041 Beratungsgespräche haben die Frauen damals geführt. "Seitdem ist der Bedarf stetig gewachsen", sagt Schröter. Zeitweise haben drei Frauen beraten.
Doch war von Anbeginn die Finanzierung der Stellen immer wieder in Frage gestellt, versiegten Geldquellen und mussten neue geöffnet werden. Nur zwei Arbeitsstellen konnten dauerhaft erhalten bleiben, was bedeutet, dass die Wartezeiten lang sind und weniger Betroffene erreicht werden. Die Unterstützung der Selbsthilfegruppen sei fast nur noch mit Überstunden zu schaffen, sagt Schröter.