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Weinbergfest in Goseck Weinbergfest in Goseck: Dem Fest folgt ein richtiger Straßenfeger

Von Holger Zimmer 19.09.2013, 09:56
Schloss Goseck
Schloss Goseck MZ/Archiv

Goseck/MZ - Lothar Schauer vom Heimat- und Kulturverein hat seine ganz speziellen Erinnerungen ans Gosecker Weinbergfest. Jedenfalls kann er sich noch gut an den Ochsen am Spieß erinnern, der bereits bei der Erstauflage 1972 über den Flammen brutzelte. Damals war es übrigens bisher das einzige Mal, dass der Höhepunkt - wie diesmal - Mitte September stattfand. Auch an die Auftritte des Schlagerbarden Achim Mentzel erinnert er sich noch gern.

Absage aus Sicherheitsgründen

Folgt man der Chronik, dann müsste es am kommenden Wochenende also die 42. Festauflage geben. Doch zwischenzeitlich präsentierte sich das uralte Gemäuer seinen Nutzern mit Tücken. Bereits 1985 gab es eine Absage, weil die Sicherheit des Schlossturmes laut dem Chronisten Fred Winter nicht mehr gegeben war. Doch bereits bis zum folgenden 14. Weinbergfest sorgten die Karst- und Höhlenforscher Weißenfels/Naumburg in ihrer Freizeit an den Wochenenden für Abhilfe, so dass sich der Turm 1986 den Gästen saniert und neu eingedeckt präsentierte. Ähnlich war es im Vorjahr, als das Fest ausfallen musste, weil auch der Schlosshof während der Sanierung der Kirche eine Baustelle war.

Letztlich räumt Lothar Schauer ein, dass es drei Jahre lang, von 1992 bis 1994, faktisch ein Weinbergfest auf Sparflamme gegeben hat. Damals arrangierte man sich mit den Fußballern, die zeitgleich stets ihr Weinbergfest-Turnier durchführten. Mit ihnen gemeinsam wurde im kleineren Rahmen auf dem Waldsportplatz gefeiert. Allerdings dauerte es danach noch fünf Jahre, ehe es mit Hilfe von Sebastian Pank und seinem Schlossverein gelang, dass das Fest wieder im historischen Gemäuer stattfinden konnte. Laut dem Heimatforscher Winter ist das eine recht stolze Bilanz für einen Ort, in dem der Weinanbau bis in die Klosterzeit zurückreicht. Auf die Lagerung der edlen Tropen weisen die Nischen in einem unterirdischen Gang im Schloss hin. Später haben die Herren von Pölnitz eine Zwischendecke in der Krypta eingezogen, so dass der Wein hier gelagert werden konnte. Und detailliert aufgeschlüsselt ist der Ertrag des größten Weinstocks im Gosecker Pfarrgarten, von dem zwischen 1779 und 1788 immerhin zweimal 641 Trauben geerntet werden konnten.

Übrigens spielt der bereits erwähnte unterirdische Schlossgang auch eine Rolle im Vierteiler des DDR-Fernsehens „Schatten über Notre Dame“, der in einer Pressemitteilung als Straßenfeger bezeichnet wird. Er ist zwischen Weinbergfest und dem darauffolgenden Festwochenende zu sehen, an dem 960. Kirchweih-Jubiläum, 20 Jahre CD-Klassik-Label Raumklang, 15 Jahre Schloss-Verein und fünf Jahre Schloss-Schenke gefeiert werden. „Möglich, dass ich mal hingehe“, sagt Herbert Schauer. Der 66-jährige Lobitzscher ist im Film neben fünf anderen einheimischen Komparsen als Kapuzenmann einer Geheimorganisation zu sehen. In der damaligen Gaststätte im Gosecker Bergschlösschen waren er und andere von einer Frau vom Fernsehen angesprochen worden, die lachen musste, als er seinen Namen nannte.

Auch Angelica Domröse spielt mit

Denn der gleichnamige Herbert Schauer war neben Otto Bonhoff Buch- und Drehbuchautor und ein Cousin seines Vaters. 65 Mark habe er dann für den Dreh der Szene in der Schlosskirche erhalten, die in zwei Stunden zigmal wiederholt werden musste. Etwas Besonderes sei es aber, in einem Film mit Angelica Domröse, „Clown Ferdinand“ Jiri Vrstala und Herbert Köfer mitgewirkt zu haben.