Weihnachtsfenster Weihnachtsfenster : Dorf der Überraschungen

Meuchen - Trotz des kalten Windes, der durch Meuchen pfeift, kann einem richtig warm ums Herz werden. Dann, wenn man sich die Weihnachtsfenster ansieht. Die sind seit dem zweiten Advent zu sehen, an dem der Meuchener Weihnachtsmarkt stattfand. 400 Portionen Roster und Leberkäse fanden laut Bürgermeisterin Ina Schröter ebenso reißenden Absatz wie 60 Beutel mit Süßigkeiten für Kinder. Sogar etliche Auswärtige kamen in das 300-Seelen-Dorf, weil sich herumgesprochen hatte, was die Meuchener alles bieten.
Nicht weit weg von der Wehrkirche stehen zwei Schneemänner vor dem Grundstück der Familien Schumann und Bittner. Den Bewohnern wünschen sie auf einem Zettel eine besinnliche Weihnachtszeit und ein friedliches neues Jahr. Die Schneemänner sind aus weiß gespritzten Autoreifen entstanden, die übereinander gestapelt wurden. Der nächste Halt ist bei Rosel Rothe (68). Sie hat im ehemaligen Schaufenster der Bäckerei, die vor gut 35 Jahren geschlossen wurde, ihr Adventsfenster eingerichtet. Im Vorjahr hatten sie und ihr Mann Dittmar den ersten Platz unter allen Teilnehmern belegt.
Lucie Czastitz vom Verein Dorfeinander hatte die Idee aus dem Sächsischen mitgebracht und erklärt nun, dass die Kinder aus dem Ort die besten Werke auswählen dürfen, weil sie unvoreingenommen herangehen. Frau Rothe sagt, dass manches für die Gestaltung aus Katalogen bestellt und anderes gebastelt werde. Diesmal hat sie Buden eines Weihnachtsmarktes neben einer Kirche aufgebaut. In der Clara-Zetkin-Straße sind Rentier und Santa Claus zu sehen und ein Stück weiter, hinter dem vielfach quadratisch geteilten Fenster der alten Schmiede, eine Puppenstube wie im Setzerkasten. Im vorigen Jahr waren an gleicher Stelle verschiedene Märchen dargestellt worden. Frau Czastitz sagt: „Jeder Teilnehmer lässt sich da immer etwas Neues einfallen.“ Nur einige würden dazukommen, das Gros aber würde ständig mitmachen. Zu Letzteren gehören Sylvia Grüning und Udo Beyer. Die Frau erzählt, dass sie mit einer kleinen Weihnachtsbäckerei angefangen hätten. Da habe sie auch eine alte Teigrolle aus Holz gezeigt. Das Märchen „Rumpelstilzchen“ wurde schon dargestellt, bei dem bekanntlich Stroh zu Gold gesponnen wird. Damals hätte man auch mehr Platz an der Stirnseite des Carports gehabt, jetzt sei alles beengt, weil man umbauen wolle.
Was sie motiviert, sei der Spaß an der Freude, so dass man sich gern etwas Neues ausdenke. Außerdem wäre das doch etwas für die Kinder. Und was ganz wichtig ist: „Solche Aktivitäten halten die Gemeinschaft aufrecht. Wenn man dann auch mal einen zweiten Platz belegen kann, ist das doppelt schön“, sagt Frau Grüning. Selbst vor dem sanierten Gutshaus gibt es einen Hingucker. Richtige Schaufensterpuppen - Weihnachtsmann und Weihnachtsfrau - spielen trotz des kalten und stürmischen Abends Tischtennis. Da Silvio Hiersche noch nicht von Arbeit daheim ist, verweisen seine Frau Kathleen und Caroline Pfeiffer auf Ronny Schlosser als Gesprächspartner. Dazu heißt es: „Kreativ sind hier die Männer.“ Später stellt sich heraus, dass die Frauen zu bescheiden sind und zum Beispiel schon Pakete für den Weihnachtsmann verpackt haben. Ansonsten gehörten übrigens schon Fahrrad, Snowboard und Skilift zum Weihnachtsfenster. Bürgermeisterin Schröter ist froh, dass Frau Czastitz und der Verein Dorfeinander hier etwas Besonderes für die Meuchener geschaffen haben. Anschauen kann man die Fenster bis Silvester, damit sie alle sehen können. (mz)