Wehren im Burgenlandkreis Wehren im Burgenlandkreis: Kameraden befreien 60 Leute

naumburg/MZ - Wie steht es um die Leistungsbereitschaft der 4 000 Kameraden aus den 202 Feuerwehren im Burgenlandkreis? Wo klemmt die Säge? Darüber sprach MZ-Mitarbeiter Klaus-Dieter Kunick mit Lutz Blech, Leiter des Amtes für Brand und Katastrophenschutzes, mit Sachgebietsleiter Manfred Helm und dem Kreisbrandmeister Silvio Suchy.
Wie viel Einsätze gab es 2013?
Blech: 168 Feuerwehren übernahmen 2 329 Aufträge. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Jahr zuvor um sieben Prozent. Einige Feuerwehren hatten mehr als 50 Einsätze zu bewältigen, es gibt aber auch Wehren, die mehr als 100 Einsätze hatten und drei Feuerwehren hatten mehr als 200 Einsätze.
Warum nehmen die Einsätze zu?
Blech: Die vielen „feuerwehruntypischen“ Einsätze belasten die Kameraden im Ehrenamt zunehmend. Während das leidige Problem der Fehlauslösung der automatischen Brandmeldeanlagen nur fünf Prozent aller Einsätze ausmacht, liegt die Quote dieser Einsätze zwischenzeitlich bei 20 Prozent. Unabhängig davon haben aber auch die „feuerwehrtypischen“ Einsätze zugenommen. Gegenüber dem Vorjahr gibt es einen Anstieg um rund sieben Prozent.
Reicht das als Erklärung?
Blech: Es hat sich eben eingebürgert, wer nicht weiter weiß, ruft die Feuerwehr. In der Praxis erfüllen die Kameraden weit mehr Aufgaben, obwohl sie dafür nicht zuständig sind. Das betrifft, um mal ein paar Details zu nennen, die Türöffnung für die Polizei bis zum Transport herrenloser Hunde.
Sind weitere Gründe anzuführen?
Suchy: Sicher, es ist gerade für die Gemeinden eine Frage des Geldes. Ist beispielsweise eine Ölspur zu beseitigen, müsste das normalerweise eine Spezialfirma übernehmen. Ist der Verursacher aber nicht auffindbar, bleibt die Kommune auf den Kosten sitzen. Man kann also die Kommunen verstehen.
Es ist aber auch unverständlich, wenn mit Festlegung der Landesstraßenbehörde, die Feuerwehr für die Beseitigung von Ölspuren auf Bundes- und Landesstraßen außerhalb von Ortschaften als nicht fachkompetent eingestuft und eine Spezialfirma vorgeschrieben wird, die gleiche Feuerwehr aber zehn Meter weiter nach dem Ortseingangsschild plötzlich zuständig ist.
Konnten auch Einsätze von Wehren nicht erfüllt werden?
Helm: Im Vorjahr konnte in 54 Fällen die Einsatzaufträge durch die alarmierte Ortsfeuerwehr nicht erfüllt werden.
Woran lag das?
Helm: Die Gründe dafür sind vielfältig, zum Teil fehlte der Fahrer des Einsatzfahrzeuges, aber es gab auch defekte Fahrzeuge. Bei zum Teil über 20 Einsatzjahren durchaus verständlich. Und es war mitunter schon mal zu wenig Personal vorhanden. Man muss aber hinzufügen, das sind lediglich 2,3 Prozent aller Einsätze. Die Einsatzaufgabe wurde dann im Rahmen der Hilfsfrist durch eine benachbarte Feuerwehr erfüllt. Entscheidend ist, wir haben jedem hilfesuchenden Bürger geholfen. Immerhin wurden im Laufe des vergangen Jahres 60 Personen aus lebensbedrohlichen Situationen befreit. Allein diese Tatsache lässt sich mit Geld nicht aufwerten.
Wo drückt die Feuerwehren nach wie vor der Schuh?
Suchy: Ein Problem sind fehlende Atemschutzgeräteträger. Das ist nicht nur im Burgenlandkreis so, sondern landesweit anzutreffen. Die Träger sind zumeist junge Leute, die sind tagsüber auf Arbeit und oftmals nicht erreichbar. Die Konsequenz ist, dass mehrere Wehren auf einmal alarmiert werden müssen, um genügend Atemschutzgeräteträger vor Ort zu haben. Wir lösen das Problem wahrscheinlich nie, weil wir definitiv zu wenig junge Kameraden haben.
Wie geht es mit den Löschwasserteichen weiter, von denen etliche den Namen gar nicht verdienen?
Blech: Sagen wir mal so, es wird in den Gemeinden, sie sind zuständig für das Löschwasser, an dem Problem gearbeitet. Um das klar zu sagen, das Anlegen solcher Teiche geschieht nicht von heute auf morgen, es dauert seine Zeit. Die Gemeinden müssen langfristig Geld einplanen. In den Risikoanalysen der Gemeinden ist dieses Problem als Schwerpunkt benannt und in einer Reihenfolge zur Bearbeitung ausgewiesen.
Was ist für 2014 geplant?
Helm: Mit an der vordersten Stelle steht für uns, den Kameraden aus Weißenfels hilfreich zur Seite zu stehen, wenn es um den Neubau ihres Gerätehauses geht. Und nach wie vor sind wir dran, am Industriestandort in Alttrögitz eine Werksfeuerwehr vorzuhalten. Schön wäre dabei natürlich, wenn wir hier endlich ein Stück vorankommen könnten.


