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Warnstreik in Leipzig Warnstreik in Leipzig: Lehrer kämpfen ums gute Recht

Von Anka stolper-heinike und cornelia winkler 24.03.2015, 21:49
In der Grundschule Hohenmölsen streikten acht Lehrer und zwei pädagogische Mitarbeiter. Die Kinder, die trotz Unterrichtsausfalls kamen, wurden betreut, so auch vom verbeamteten Lehrer Thomas Borchert.
In der Grundschule Hohenmölsen streikten acht Lehrer und zwei pädagogische Mitarbeiter. Die Kinder, die trotz Unterrichtsausfalls kamen, wurden betreut, so auch vom verbeamteten Lehrer Thomas Borchert. peter lisker Lizenz

teuchern/MZ - Antje Treber sitzt im Bus nach Leipzig und ist ziemlich geladen. Die 56-jährige Grundschullehrerin fühlt sich von der Landes- und Bundespolitik alleine gelassen, wenn es um die Belange der Pädagogen geht. Deswegen steht sie an diesem Dienstag nicht vor ihrer Klasse in der Grundschule im Steinweg Teuchern, sondern nimmt an der von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) organisierten Protestkundgebung auf dem Leipziger Augustusplatz teil. Ebenso wie drei ihrer Kolleginnen aus Teuchern.

„Ich habe es satt, wie wir Lehrer von der Politik behandelt werden“, macht die erfahrene Pädagogin ihrem Ärger Luft. „Unsere Aufgaben werden immer vielfältiger und komplexer. Doch wir sind für all das viel zu wenige Lehrer an der Schule. Doch neue werden nicht eingestellt“, schimpft Antje Treber. Sie unterrichtet Deutsch, Mathematik, Sachkunde und Musik und erlebt täglich den Druck, unter dem das Teucherner Lehrerkollegium steht. „Wir sind stundenmäßig komplett ausgeplant und haben keine Reservestunden. Wenn da einer krank wird, fällt Unterricht aus“, schildert sie die Situation. Natürlich streike sie auch gegen eine Erhöhung der Stundenzahlen für die vorhandenen Lehrer, für den Erhalt der Betriebsrente und eine Gehaltserhöhung. „Ich habe kein schlechtes Gewissen deswegen. Es ist unser gutes Recht. Denn schließlich wird auch alles teurer“, so Antje Treber.

Zur Protestkundgebung sind auch zwölf Lehrer von der Sekundarschule „Drei Türme“ in Hohenmölsen gefahren. „Bei uns findet deswegen heute kein regulärer Unterricht statt. Die etwa 30 Kinder, die trotzdem gekommen sind, werden altersmäßig aufgeteilt und betreut“, berichtet Schulleiter Frank Keck. Sieben Lehrer und zwei pädagogische Mitarbeiter der Hohenmölsener Förderschule haben ebenfalls gestreikt. Von den 79 Förderschülern sind nur sechs zum Unterricht gekommen. Sie werden von anderen Pädagogen der Förderschule betreut, ist von Schulleiterin Elke Büchner zu erfahren.

In der Grundschule im Weißenfelser Ortsteil Großkorbetha haben sich zwei Lehrer auf den Weg nach Leipzig gemacht. „Bei insgesamt nur sieben Lehrern und einem Krankheitsausfall merkt man die Abwesenheit natürlich deutlich“, so Schulleiterin Christina Berger. Trotz des Streiks waren am Vormittag fast alle Kinder in der Schule. „Wir hatten aber auch gar nicht offiziell angeboten, dass die Schüler zu Hause bleiben könnten. Der Unterricht findet ja statt“, so die Schulleiterin. Wenn auch nur nach einem Notfallplan.

Mit nur fünf Lehrern vor Ort mussten die Klassen zusammengelegt werden. Rund zehn Schüler wurden von ihren Eltern wieder abgeholt. Schulleiterin Berger steht trotz des Lehrermangels hinter ihren streikenden Kollegen. „Es geht dabei ja nicht nur um die eigenen Interessen der Lehrer“, sagt sie.