Von Burg Blick auf den Kreis
Wendelstein/MZ. - Wenn Jochen Dreetz von der Burg Wendelstein schaut, hat er nicht nur die sanften Bögen der Unstrut, die sich am Fuß der Burg entlang schlängelt, im Blick. Ebenso weit hinaus geht die Sicht ins grüne Land. Auf Wiesen, Felder und Hügel. Für den Landratskandidat von Bündnis 90 / Die Grünen scheint beides symbolisch. Inzwischen mitten in der Natur auf Burg Wendelstein heimisch geworden, richtet der Diplomingenieur für Architektur und Städtebau nun seine Aufmerksamkeit auf den gesamten Süden Sachsen-Anhalts.
Denn zur Wahl des neuen Landrates für den künftigen Großkreis Burgenland, die am 22. April stattfinden wird, wurde Dreetz von den Bündnisgrünen als Kandidat nominiert. "Mir geht es darum, Aspekte der Kommunalpolitik mit Themen wie Klimawandel zu verbinden", begründet der auf Burg Wendelstein wohnende Dreetz seine Bewerbung. Vielfältige Erfahrungen dazu bringt er mit. 1956 in Altena in Westfalen geboren, studierte Dreetz nach dem Besuch von Gymnasien in verschiedenen Städten der Bundesrepublik von 1975 bis 1982 an der Technischen Universität Berlin zunächst Bauingenieurwesen, dann Architektur und Stadtbau. 1982 auch begann sein Engagement in der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, für die Jochen Dreetz politische Gefangene unter anderem aus Südafrika, Argentinien und Indien betreute.
Nach der Wende erhielt der inzwischen in Berlin als Selbstständiger Tätige mehrere Lehraufträge der Technischen Fachhochschule Berlin. Das Jahr 1998 brachte Dreetz dann in den Burgenlandkreis: Er erwarb die Burg Wendelstein, richtete dort ein Museum für Menschenrechte ein. 2004 schließlich verlegte er sowohl seinen Wohnsitz als auch sein Büro auf die Burg. "Das hatte mehrere Gründe", schildert Dreetz diesen Schritt. "Einerseits liegt die Burg für meine Aufträge - so die Sanierung von Wohnungen im mitteldeutschen Raum - sehr verkehrsgünstig und zentral, andererseits ging es mir auch darum, die Burg vor dem Verfall zu retten." Durch die Wohnungsmodernisierung kennt Dreetz die Sorgen der Menschen vor Ort. "Mit vielen komme ich ins Gespräch, weiß um ihre Probleme." Und die will der Bündnisgrüne nun auch in der Region zwischen Wendelstein und Profen, zwischen Lützen und Lonzig anpacken. Seine Überlegungen: "Wenn die freie Wirtschaft in 17 Jahren das Arbeitslosenproblem nicht gelöst hat, muss der Staat wieder selber zum Unternehmer werden und in eigenen kommunalen Dienstleistungsgesellschaften zum Beispiel Recycling- und Agrararbeiten oder Schülernachhilfe und Seniorenpflege und damit Beschäftigung organisieren, statt Arbeitslosigkeit zu finanzieren."
Ein weiteres Thema ist für Dreetz der Klimawandel. "Das ist ein Problem, zu dessen Lösung wir auch mit der Kommunalpolitik beitragen müssen." Der Klimawandel erfordere einen "grünen Politikwechsel." Für den Landratsbewerber ist deshalb in Richtung Braunkohle klar: "Neue Braunkohle-Tagebaugebiete und -Kraftwerke in Sachsen-Anhalt erzeugen mit Kohlendioxid-Ausstoß, Erderwärmung und Landschaftszerstörung die größten denkbaren Umweltschäden. Weitaus mehr Arbeitsplätze können mit anderen Formen der Energiegewinnung geschaffen werden." Zudem müsse gerade bei diesem Thema die Meinung der Menschen vor Ort besonders berücksichtigt werden. Damit, so der Bündnisgrüne, knüpfe seine Partei auch an ihre politische Herkunft an.
"Bündnis 90 / Die Grünen sind die direkten Nachfolger der Bürgerrechtsbewegung in der ehemaligen DDR. Ihnen muss wieder mehr Gehör verschafft werden." Weitere Gründe, grün zu wählen, sind für Dreetz: "Wir sind ehrlich, machen eine gute Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Außenpolitik." Zudem gehe es um eine faire Asyl- und Zuwanderpolitik. "Bündnis 90 / Die Grünen sind die einzige Partei, die Migration nicht als Belastung, sondern als moralische Verpflichtung und Chance begreift."