Volksmusik Volksmusik: Romantik aus Ladinien
Weissenfels/MZ. - Michael Rödiger ist guter Dinge. Bei mehr als 600 verkauften Karten geht für ihn die Sonne auf. Der Tourleiter grinst: "Die Ladiner sind einfach ideal. Du kannst sie hinstellen, wo immer du willst. Du hast ein volles Haus." So wie am Freitagnachmittag im Kulturhaus Weißenfels. Guter Dinge ist auch Elvira Nauendorf.
"Das sind so hübsche Kerle", meint die 78-jährige Weißenfelserin und platziert sich mitten ins Parkett. Ebenso wie Marianne Weber, die die Superstars des großen Ladiner-Festes schon einmal gesehen hat. "Ich höre alles von ihnen und singe gern mit", gesteht die 86-Jährige.
Bevor jedoch der Joakin Stuffer (43) und der Otto Demetz (53) in die Seiten und Tasten greifen, stapeln sie auf einem Tisch CDs, Schinken aus der Heimat und frisch gedruckte Postkarten. Otto ist übrigens die zweite Partie für den Joakin, verrät letzterer der MZ. Sein früherer Partner habe aufgehört. Der Joakin hat sich in seinem Bergdorf umgeschaut. Bei Otto, dem Holzschnitzer, habe es gleich gefunkt.
Beide Musiker sprechen ihre Heimatsprache, nämlich Ladinisch, wie man in Ladinien, einem malerischen Flecken im Grödnertal Südtirols eben redet. Die ersten Lieder habe das Duo auch in der Heimatsprache auf die Bühne gebracht, plaudert Joakin, der eigentlich mal Lkw-Fahrer war. Irgendwann wollte ein Produzent jedoch deutsche Volkslieder.
Seit ihrem großen Erfolg "Verbeuge dich vor grauem Haar" können sich die Ladiner, die grundsätzlich in der Nationaltracht verheirateter Männer auftreten, vor Superlativen kaum retten: 14 goldene und zwei Platinschallplatten machen sie in der Volksmusikszene zu Superstars. "Das geht nicht so einfach", bremst Joakin jedoch aus. "Das Publikum muss dich mögen." In Weißenfels jedoch muss ihnen da nicht Bange sein. Die geerdete Art, die handgemachte Musik, die zu Herzen gehenden Texte kommen an.
Seit einem guten Dutzend Jahren feiern die Ladiner in Südtirol ihr Fest und sind wohl die besten Werbeträger für ihren Landstrich, seitdem sie sich entschlossen haben, mit anderen Volksmusikern durch die Lande zu ziehen. Diesmal mit dem Schmusesänger Graziano und dem sympathischen Geschwister-Quartett Niederbacher. Letztere zählen mit Anfang 30 Lenzen schon zur jüngeren Generation in der Branche, doch den alten Hasen stehen sie in nichts nach.
Sie lassen a bisserl die Glocken läuten und das kleine Dörflein dort, wo es immer ist - in den hohen Bergen. Graziano, mit italienischen Wurzeln und gegelten Löckchen, mag indes den großen Schwung, den himmelhohen Sternenflug und die einzige Liebe. Als er der Dame seines Herzens musikalisch verspricht, ihr die Tränen vom Gesicht zu küssen - o lala, so etwas geht schon ans Gemüt.
Nach zwei Stunden sagen die Ladiner samt ihrer Gäste "supa" und "A sudeí" - super und Auf Wiedersehen. Tourleiter Michael Rödiger meint zufrieden wie die Besucher: mit Sicherheit.