Volkslieder am Saale-Ufer: Volkslieder am Saale-Ufer: Wo man in Weißenfels gemeinsam singen kann

Weißenfels - Wenn Thomas Piontek am 8. Mai nach Weißenfels kommt, dann hat der Kirchenmusiker etwas Besonderes vor. Dann will er sich um 17 Uhr auf den Stadtbalkon setzen und an der Saale ein Lied anstimmen. Und er wird hoffen, dass sich möglichst viele spontan dem Gesang anschließen.

„Das Volkslied wird in der Schule kaum noch gepflegt, doch es soll nicht aussterben“, findet Piontek, der als Kantor der evangelischen Kirchengemeinde in Weißenfels arbeitet. Und weil das so ist, will der 43-Jährige jetzt in Weißenfels etwas ausprobieren, das in Halle bereits seit mehreren Jahren erfolgreich läuft.

Dort verabreden sich Musikliebhaber und Freizeitsänger in der wärmeren Jahreszeit an jedem Mittwoch um 17 Uhr auf der Würfelwiese auf der Peißnitz zum gemeinsamen Singen. „Da kommen mittlerweile zwischen 100 und 120 Leute. Die machen Picknick und gönnen sich einfach etwas“, beschreibt Piontek die wöchentlichen Treffen in Halle.

Nun dürfte es schwerfallen, diese Größenordnung im kleinen Weißenfels zu toppen. Doch Piontek glaubt, dass die Idee vom gemeinsamen Singen auch hier funktioniert. Bis in den September hofft er nun an jedem Montag auf sangesfreudige Weißenfelser, will dabei auch mit der Musikschule in der Stadt zusammenarbeiten. „Ich finde, dass ist eine super Idee“, sagt der städtische Kulturamtsleiter Robert Brückner. Die Stadt werde das Vorhaben unterstützen, und bei der Premiere werden seine Mitarbeiter auf jeden Fall dabei sein.

Und weil heutzutage nur noch wenige wirklich Liedertexte kennen, arbeitet die Stadt hier mit der Bürgerstiftung in Halle zusammen. Die hat nämlich für das Singen auf der Würfelwiese extra ein Liederbuch herausgebracht. Mit Liedern, die jeder irgendwie kennt - aber dann doch nicht textsicher mitsingen kann: Kinderlieder wie „Der Kuckuck und der Esel“ oder „Ein Männlein steht im Walde“. Oder Wanderlieder wie „Am Brunnen vor dem Tore“ oder „Hoch auf dem gelben Wagen“.

Lieder wie diese nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, das war Pionteks Anliegen schon im vergangenen Herbst. Da spielte er beim Bastel- und Kreativmarkt im Weißenfelser Kloster altvertraute Lieder auf der Gitarre. Damals sangen die Besucher in spätsommerlicher Atmosphäre fleißig mit. „Jetzt bin ich gespannt und will es einfach auf dem Stadtbalkon probieren“, sagt Thomas Piontek.

Dabei ist das neue Mitmach-Angebot beileibe nicht das einzige Feld, auf dem sich der Kirchenmusiker aus Halle in Weißenfels engagiert. Am Herzen liegt ihm ebenso die Ladegastorgel in der hiesigen Marienkirche. Im September vergangenen Jahres fand in Weißenfels sogar ein Kolloquium statt, das sich mit dem von Friedrich Ladegast (1818-1905) erbauten Instrument beschäftigt.

Über Jahrzehnte hinweg war das mehr als 150 Jahre alte Instrument immer wieder dem Zeitgeschmack entsprechend verändert worden. Nun soll es schrittweise mit Fördermitteln des Bundes wieder in seinen Originalzustand versetzt werden. (mz)