Verwaister Bahnhof Großkorbetha Verwaister Bahnhof Großkorbetha: Das abgekoppelte Dorf

Großkorbetha - Ein Ende des Schienenersatzverkehrs zwischen Weißenfels und Halle ist in Sicht. Dennoch stößt die ganze Geschichte dem Großkorbethaer Bürgermeister Johannes Drewitz noch immer gehörig auf. Denn sein Dorf wurde in Richtung Halle nur im Berufsverkehr morgens und abends angefahren, am Wochenende aber gar nicht. Ansonsten gab es Schienenersatzverkehr oder man hätte mit einem Zug aus Richtung Leipzig nach Weißenfels fahren und dort in einen nach Halle steigen müssen. Oder umgekehrt.
Dieses Szenario war vor zwei Monaten von der Abellio Rail Mitteldeutschland GmbH angekündigt worden. Als Grund hatte man fehlende Triebwagenführer genannt worden. Sie werden nun bis Anfang Dezember geschult, um dann bei der Aufnahme des Dieselnetz-Betriebes zur Verfügung zu stehen. Geschult werden sie von Triebfahrzeugführern, so dass täglich acht von ihnen nicht zu Verfügung stehen, hieß es.
Bahnhof Großkorbetha: Kleine Anfrage im Landtag
Bei Drewitz wohnen zwei Seelen in der Brust. Einerseits büßte sein Dorf an Attraktivität ein, andererseits sei auch die DB Regio betroffen, bei der er arbeitet. Da kann schon Wut aufkommen, wenn der Mitbewerber trotz der Einschränkungen im Rennen ist und es dann zu Einschränkungen kommt.
Rüdiger Erben, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, hatte am 22. Oktober im Landtag eine Kleine Anfrage gestellt und nach immerhin vier Wochen endlich eine Antwort der Regierung erhalten. Die Frage, ob bei der Vergabe des Dieselnetzes die Zahl der Triebfahrzeugführer eine Rolle spielte, wurde verneint. Es hieß aber weiter, dass die Triebfahrzeugführer selbstverständlich Grundlage eines Verkehrsvertrages sind. Deshalb habe das Unternehmen darlegen müssen, wie die erforderliche Mitarbeiterzahl erreicht werden soll.
„Die bisherigen Erfahrungen mit Abellio im Branchenvergleich sind gut“
Die Aussagen seien nachvollziehbar gewesen und daran habe es auch keine Zweifel gegeben. Wörtlich heißt es: „Die bisherigen Erfahrungen mit Abellio im Branchenvergleich sind gut und die aktuellen Probleme der Personalgewinnung branchen- und länderübergreifend.“ Es musste aber dennoch eingeräumt werden, dass im konkreten Zeitraum von zwei Monaten 30.264 Kilometer nicht erbracht worden sind. Sie waren Bestandteil des Verkehrsvertrages Saale - Thüringen - Südharz.
Erben wollte außerdem wissen, ob man in der Ausbildung statt Triebfahrzeugführern Simulatoren hätte verwenden können? In der Antwort wird der Eisenbahnbetriebsleiter zitiert. Demnach ist die praktische Ausbildung am Fahrzeug „zwingend erforderlich“. Streckenkenntnis könne auf einem Fahrsimulator nur erworben werden, wenn das betreffende Schienennetz eingespielt ist. Das würden Simulatoren nicht leisten. Sie seien mit künstlichen Streckenverläufen ausgestattet, um in kurzer Zeit wesentlich mehr Ausnahmesituationen üben zu können, als das bei realen Strecken möglich wäre. Erben sagt: „Es sind sehr Abellio-freundliche Antworten.“
Wolfgang Ball, Pressesprecher des Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH, bekräftigte, dass Abellio nicht das einzige Unternehmen ist, das Personal braucht. Laut seiner Kenntnis würden sich die Unternehmen gegenseitig unterstützen, wobei die Nasa schon moderiert habe. Offensichtlich aber nicht in diesem Fall. (mz)