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Unter Schock Unter Schock: Orgelrestaurator der Laurentiuskirche stirbt bei Autounfall

Von Andrea Hamann-Richter 24.11.2018, 06:00
Stefan Pilz im Sommer in der Weißenfelser Laurentiuskirche.
Stefan Pilz im Sommer in der Weißenfelser Laurentiuskirche. Peter Lisker

Weißenfels - Die Mitglieder des Fördervereins Ladegastorgel der Weißenfelser Laurentiuskirche sind geschockt. Stefan Pilz, der das Musikinstrument seit Juni dieses Jahres restauriert hat, ist tot. Gestorben ist er am Montag dieser Woche bei einem Verkehrsunfall.

Auf dem Heimweg nach Leipzig sei ihm ein Auto bei Hohenstein-Ernstthal auf seiner Fahrbahnseite entgegengekommen. Er habe versucht, noch auszuweichen - vergebens. „Das andere Auto ist ungebremst in seinen Pkw gerast“, sagt seine Frau Bernadette. „Er hat keine Chance gehabt“, sagt die junge Frau. Der Lehrling, der neben ihm saß und ihm bei der Restaurierung der Weißenfelser Orgel half, habe überlebt. Bernadette Pilz wirkt am Telefon gefasst, sie ahnt aber: „Das Tief, das kommt noch.“ Bis dahin will sie für die gemeinsamen Kinder stark bleiben. Der zweijährige Nachwuchs habe das Unglück noch nicht begreifen können. Der Vierjährige habe gesagt: „Papa ist jetzt im Himmel.“

Witwe des verstorbenen Orgelrestaurators: „Sein ganzer Schatz ist auf einmal weg“

„Der Mensch Stefan, sein ganzes Wissen, seine Erfahrung mit den Orgeln, sein ganzer Schatz ist auf einmal weg“, sagt die Witwe. Dabei hatte sich der 44-Jährige erst zum Meister qualifiziert und vor sieben Monaten selbstständig gemacht. „Er hat Orgeln und vor allem die von Ladegast geliebt“, sagt seine Frau. So sehr, dass er um den Auftrag in Weißenfels kämpfte, bis er ihn bekam. Wenn Stefan Pilz vor Ort über seine Arbeit berichtete, war schnell klar. Er beherrschte nicht nur das Handwerk, sondern er führte es mit jeder Faser seines Körpers aus.

Auf die Frage, was ihm am meisten fasziniere, antwortete er im Sommer, als die Restaurierung der Ladegastorgel in Weißenfels begann: „Alles. Das ganze Projekt ist keine Arbeit, sondern ein Geschenk.“

Witwe des verstorbenen Orgelrestaurators: „Ich muss für meine Kinder nach vorn gucken“

Er erzählte, wie er Teile wieder aufbaute, Teile rekonstruierte und das immer mit dem unbedingten Anspruch an sich, dass sie schließlich wie das Original aussahen. Er freute sich außerdem sehr darauf, dass er nun mit dem Wiederaufbau beginnen konnte. Bis dahin hatte er die Orgel auseinandergenommen. Im Mai wollte er damit fertig sein. „Wir sollten also nicht krank werden und auch keinen Unfall bauen“, sagte er im Juni.

„So war er“, sagt seine Frau. Glück und Gesundheit, das sei ihm immer wichtig gewesen und das habe er auch häufig genau so ausgedrückt. Sie wird sich kümmern, dass der Lehrling einen anderen Ausbildungsbetrieb bekommt und die Firma ihres Mannes abwickeln. Außerdem wird sie den fast vollzogenen Kauf eines Hauses für die Familie versuchen rückgängig zu machen und irgendwann wird sie wieder arbeiten gehen. „Ich muss für meine Kinder nach vorn gucken“, sagt sie. Freunde und Familie geben ihr Halt.

Nach tragischem Tod des Orgelrestaurators: Wie geht es mit der Orgel weiter?

Wie geht es mit der Orgel weiter? „Wir lassen uns jetzt erst einmal eine Woche Zeit und dann schauen wir“, sagt eine merklich mitgenommene Gisela Bevier vom Förderverein. Zwischen ihr und Stefan Pilz war eine enge Verbindung entstanden. Die Liebe zu der Orgel verband sie. Sie habe sich von seiner Begeisterung anstecken lassen und sei von seinem Wissensschatz beeindruckt und von seinem Charakter angetan gewesen.

Sie hat erstmal das Landesamt informiert und auch den Orgelsachverständigen für den Bereich Halle, Roland Kretzschmar, der das Projekt begleitet, Bescheid gegeben. Das Land musste informiert werden, denn es hatte 54.000 Euro Förderung für die Sanierung gegeben und damit war das Projekt auch zeitlich gebunden. Das wird nun eng. Die 10.000 Euro Eigenanteil hatte der Verein an Spenden gesammelt.

Nach tragischem Tod des Orgelrestaurators: „Wir hoffen, dass wir einen adäquaten Partner finden“

„Wir hoffen, dass wir einen adäquaten Partner finden“, sagt Gisela Bevier. Und sie hofft auf die Dokumentation von Stefan Pilz. Er hatte akribisch alles fotografisch und schriftlich festgehalten, was den Auseinanderbau der Orgel betraf. Er wusste, nur er konnte sie eigentlich wieder zusammenbauen.

Gisela Bevier kündigte an, sich bezüglich der Suche nach einem Orgelbauer wahrscheinlich an die Werkstatt zu wenden, in der Stefan Pilz bis zu seiner Selbstständigkeit arbeitete. „Wir müssen schnellstmöglich eine Lösung finden“, sagt sie mit Blick auf das zerlegte Musikinstrument, das nun verwaist in der Kirche liegt. (mz)