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Unsere Ohren schlafen nie

Von Petra Wozny 11.07.2008, 17:19

Weißenfels/MZ. - Im Fahrzeug, das Freitag auf dem Weißenfelser Markt den ganzen Tag Station machte, wird ein Flug durch das menschliche Ohr ebenso angeboten wie der Blick, verstärkt mit eine Lupe, in ein Hörgerät. Ab wann wird es zu laut und was hören Schwerhörige? Diese Fragen können mit der Messung des Lautstärkepegels und einem Simulator beantwortet werden. "Unsere Ohren schlafen nie", weiß Hartmut Stahr. Bereits das Rascheln von Blättern wird im Schlaf wahrgenommen und kann als störend empfunden werden. "Das sind im Durchschnitt 25 Dezibel (dB), der Messeinheit der Lautstärke", erklärt der Hörgeräteakustik-Meister aus Weißenfels, der am Markt Geschäftsführer des Hörgeräte Scheinhardt Meisterbetriebes ist. Autos verursachen im Durchschnitt 80 dB; Fahrzeuge mit lautstarker Musik meist bis zu 120 dB. "Das sind dann schon Hammerschläge aufs Ohr. Die Schwerzgrenze des Gehörs liegt bei etwa 100 dB", schätzt der Experte ein. Etwa 3 000 Patienten werden in seinem Unternehmen betreut - Tendenz immer jünger werdend. Schwerhörig werde der Mensch langsam. Die Mehrzahl der schlecht hörenden Menschen sei altersbedingt betroffen. Immer größer werde der Anteil, die Hörschäden durch die Arbeit oder das Freizeitverhalten bekommen. Ein geringer Teil sei krankheitsbedingt hörgeschädigt.

Die Möglichkeiten, mit allen Sinnen bis ins hohe Alter Klänge wahrzunehmen, werde durch die Technik immer besser unterstützt. "Die Krankenkassen zahlen bei der Anschaffung der Hörgeräte zu", sagt Stahr. Dass die kein Klotz am Ohr sein müssen, demonstriert er an winzigen, zum Teil sogar kunstvoll verzierten und farbigen Steckern, für die der Betroffene dann jedoch kräftig in die Tasche greifen muss. Von großer Bedeutung sei, dass sich die Menschen frühzeitig helfen ließen. "Die Akzeptanz der Schwerhörigkeit ist leider noch nicht so weit wie bei der Kurz- und Weitsichtigkeit. Eine Brille ist schick. Das Hörgerät verstehen Unwissende leider als Makel", weiß der Meister aus Erfahrung.