1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Unkraut im Burgenlandkreis: Unkraut im Burgenlandkreis: Viele Kommunen wachsen zu

Unkraut im Burgenlandkreis Unkraut im Burgenlandkreis: Viele Kommunen wachsen zu

Von HEIKE RIEDEL 18.06.2015, 16:56
Die Laufbahn am Sportplatz in Rippach in Ordnung zu halten, ist Sisyphusarbeit. Hier mühen sich André Waurenschk, Detlef Geißler und Sven Haushälter (v.l.) vom Bauhof mit der Hacke.
Die Laufbahn am Sportplatz in Rippach in Ordnung zu halten, ist Sisyphusarbeit. Hier mühen sich André Waurenschk, Detlef Geißler und Sven Haushälter (v.l.) vom Bauhof mit der Hacke. Peter Lisker Lizenz

WEISSENFELS/LÜTZEN - Vielen Kommunen im Burgenlandkreis wächst das Unkraut über den Kopf. Pflanzenschutzmittel dürfen sie nicht einsetzen, aber was sind die Alternativen?

„Das Unkraut macht uns die über Jahre mühsam geschaffenen Wege und Anlagen kaputt“, stellt Marlies Riedel, Ortsbürgermeisterin von Röcken, fest und erwartet, dass die Kommunen effektive Methoden der Unkrautvernichtung finden. Die Androhung von schmerzlichem Bußgeld (50.000 Euro) hat mittlerweile die letzten Kommunen diszipliniert, nicht zur chemischen Keule zu greifen.

Die vier Röckener Dörfer sind Teil der Einheitsgemeinde Lützen, in der zudem jetzt mit einer neuen Bauhofstruktur nur noch 17 Mitarbeiter die anfallenden Arbeiten bewältigen sollen. „Wir tun, was wir können, kommen aber nicht den Anforderungen hinterher, die an uns gestellt werden“, sagt Matthias Rink vom Lützener Bauhof, womit er und seine Leute leben müssen. Aber auch den Weißenfelser Grünflächenmitarbeitern geht es nicht anders, bestätigt Volker Rakut vom Amt für städtische Dienste. Sie mähen, reißen raus, hacken und kratzen sich von Fläche zu Fläche vorwärts. Doch die Ergebnisse befriedigen nicht. Und jene Wege und Plätze, an denen es ihnen möglich ist, ein Pflanzenschutzmittel zur Unkrautbekämpfung einzusetzen, fallen kaum ins Gewicht.

„Es muss gesichert sein, dass kein Gift ins Wasser gelangt, Regen es nicht in die Kanalisation oder Oberflächengewässer spült“, nennt Rakut die erste Barriere, die den Einsatz der Pestizide auf öffentlichen Flächen in Grenzen hält. Zudem muss jede Anwendung für die einzelnen Standorte genehmigt werden und es sind diese Genehmigungen immer wieder zu erneuern. Dann sind die konkreten Einsätze anzuzeigen und für 48 Stunden nach dem Sprühen die Flächen abzusperren, nennt Rakut nur einige der Randbedingungen, die das Verfahren am Ende recht aufwändig machen. Lützen hat eine solche Ausnahmegenehmigung nur für den Sportplatz in der Kernstadt erhalten. Dort dürfen mit der 2014 erteilten und nun bald zu erneuernden Genehmigung nur extra dafür ausgebildete Mitarbeiter zweimal jährlich mit dem Mittel Roundup roto ran.

Warum die Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Bernburg Feuer, Wasserdampf oder Schaum zur Unkrautvernichtung empfiehlt und was die Verwaltungen in Weißenfels und Lützen davon halten, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Die als Alternative zum Einsatz von Pestiziden von Umweltverbänden empfohlenen Vernichtungsmethoden mit Feuer, Wasserdampf oder Schaum sind in Weißenfels und Lützen durchgefallen. Sie sind nicht wirtschaftlich, so die einhellige Meinung, haben hohe Anschaffungskosten, sind unpraktisch im Umgang und halten in der Wirkung nicht lang an. Auf diese Methoden aber orientiert die Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Bernburg, die auch die Genehmigungsbehörde für die Ausnahmen ist. Doch auch Mittel wie Finalsan, Essigsäure und andere einer Liste bringt dort Dezernent Axel Henning ins Gespräch. Allerdings sind auch die genehmigungspflichtig, stehen aber nicht wie die Glyphosat enthaltende unter dem konkreten Verdacht, Krebs zu verursachen. Der Verdacht hat sogar schon ein grundsätzliches Verbot der recht wirkungsvollen und vergleichsweise billigen Glyphosat enthaltenden Pestizide in die Diskussion gebracht. Mit einer Entspannung können die Kommunen also nicht rechnen, eher mit einem restriktiveren Umgang mit den Pestiziden. Auf land- und forstwirtschaftlich sowie gärtnerisch genutzten Flächen ist ihr Einsatz noch möglich, soweit die nicht an Gewässer grenzen. Verbote werden immer dann ausgesprochen, wenn Menschen, Tiere und der Naturhaushalt zu schützen ist, macht Henning klar.

Weil seine Leute dem Unkrautwuchs nicht mehr nachkommen, setzt Bauhofchef Rink in Lützen Prioritäten: wenig genutzte Wege wie der an der Straße in Richtung einstiger Bahnhof in Dehlitz stehen hinten an, doch zentrale Plätze und Friedhöfe an erster Stelle. Aber woanders wächst das Unkraut weiter. (mz)

Dass auf Wegen und Plätzen in vielen Orten im Burgenlandkreis soviel Unkraut wächst, sorgt für Unzufriedenheit.
Dass auf Wegen und Plätzen in vielen Orten im Burgenlandkreis soviel Unkraut wächst, sorgt für Unzufriedenheit.
Peter Lisker Lizenz