Umzug beim Schlossfest Weißenfels: Umzug beim Schlossfest Weißenfels: Schlusspunkt mit fahrenden "Stinkern"

Weißenfels - Wenn sich am kommenden Sonntag der Schlossfest-Umzug durch die Weißenfelser Straßen bewegt, dann werden sie den Schlusspunkt setzen. „Weil wir die größten Stinker sind“, meint Steffen Grothe und lacht. Ja, die Oldtimer des Weißenfelser Trabant & Simson Clubs Grothe werden in der Tat nicht unbemerkt am Festvolk vorüber ziehen. . .
„Im letzten Jahr wollten wir uns zum ersten Mal beim Umzug präsentieren, doch dann fiel das Ganze leider wegen des Regens aus“, erzählt der 52-Jährige. Nun aber soll es endlich klappen. Während sie bei der traditionellen Oldtimer-Rallye fast schon Stammgäste sind, werden Steffen Grothe, Sohn Marcel und Bruder Burkhardt Grothe in diesem Jahr unter anderem mit drei Fahrzeugen der DDR-Kultmarke Trabant beim Umzug am Sonntag dabei sein. Das älteste Gefährt ist Baujahr 1962, ein Trabi Kombi ist Baujahr 1977, und fast noch ein „Neuwagen“ ist der Trabi 601 S, gebaut im Jahr 1987.

„Man muss schon ein bisschen verrückt sein“, gesteht Steffen Grothe. Sein schwarzes T-Shirt trägt die Aufschrift „Trabi-Power ohne Ende“. Und der Oldiefan erlaubt einen Blick in zwei der Garagen, in denen die Oldtimerfreunde ihre Fahrzeuge untergebracht haben. Die Garagen in Weißenfels-West erinnern dabei an ein kleines DDR-Museum: blaues Pionierhalstuch und DDR-Fahne, Sonnenschirm und Campingstühle made in DDR, Erich Honecker grüßt von der Wand. „Ich wünsche mir keineswegs die DDR zurück. Das ist einfach nur ein Hobby“, sagt Grothe.

Eine Leidenschaft, in die die Männer viel Freizeit investieren. Vor allem die alten Autos wollen gut gepflegt sein, und zu tüfteln gibt’s an der alten Technik eigentlich immer etwas. In der warmen Jahreszeit sind sie an den Wochenenden oft auf einem der zahlreichen Oldtimertreffen in der Region unterwegs, in Naumburg oder Zeitz, Halle oder Großkorbetha. Dann werden die Trabis mit einem Benzin-Öl-Gemisch (100 Milliliter Öl auf fünf Liter Benzin) betankt und auf geht’s durch die Landschaft. Ansonsten widmen sie sich regelmäßig ihren Fahrzeugen. „Ein paar Stunden gehen da jedes Wochenende schon drauf“, sagt Steffen Grothe, zu dessen kleinem Oldtimer-Fuhrpark auch ein original DDR-Campinganhänger gehört. Die Ehefrauen, so versichert er, haben sich längst an das Hobby ihrer Männer gewöhnt. Und wenn sich die Oldtimerfreunde dann in ihrer freien Zeit liebevoll um die alten Autos kümmern, dann ist an den Garagen sogar eine große Trabant-Flagge gehisst.

Dabei hat es erst vor sieben Jahren so richtig angefangen. Den Trabant P 60, Baujahr 1962, hat sich Burkhardt Grothe (63) auf einem Treffen in Stößen gekauft. „Dieses Modell wollte ich immer schon haben“, sagt er und zeigt stolz auf seinen glänzenden Oldtimer. Bei Junior Marcel Grothe hatte alles mit einer Schwalbe begonnen. Besonders viel hat der 26-Jährige, der im wahren Leben in einem Berliner Unternehmen Triebwerke für Flugzeuge baut, in ein 52 Jahre altes Moped investiert. Auf einem Oldtimertreffen in Sieglitz hat er das Moped SR 2E gekauft - kaputt und nicht mehr fahrtüchtig. Mehr als drei Jahre hat der Oldtimerfan daraufhin Ersatzteile besorgt und gebastelt, ehe das gute Stück nun in neuem Glanz erstrahlt. Vom jüngsten Motorradtreffen in Großkorbetha konnte Marcel Grothe einen Pokal für seine ETS 250 mitnehmen, die als schönste MZ des Treffens gekürt wurde. Beim Festumzug am Sonntag wird auch dieses Zweirad, eines von sieben, die der junge Mann sein eigen nennt, zu sehen sein. „Mit unserer Teilnahme am Festumzug wollen wir auch mal den Organisatoren der Oldtimer-Rallye am Tag zuvor danken“, meint Steffen Grothe und freut sich auf den nächsten Sonntag. (mz)