Trinken bis zum Umfallen? Trinken bis zum Umfallen?: 13-Jährige landen nach Alkoholkonsum im Krankenhaus

Weißenfels - Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die ungehemmt Alkohol trinken, ist im Burgenlandkreis weiterhin sehr hoch. Im Weißenfelser Krankenhaus werden wegen übermäßigen Alkoholgenusses jährlich bis zu 70 Minderjährige behandelt.
„Daran hat sich in den letzten Jahren nicht viel geändert. Geändert hat sich hingegen das Alter, denn die eingelieferten Betroffenen werden immer jünger“, erklärt Daniel Windschall, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Asklepios-Krankenhaus. Seien in früheren Jahren vorrangig 17- und 18-Jährige sowie Ältere sturzbetrunken medizinisch behandelt worden, seien es nun oftmals schon 13- und 14-Jährige, ergänzt Windschall.
Ärzte erleben auch schwere Fälle
An die alkoholischen Getränke heranzukommen, sei kein Problem. Oftmals mischen sich die jungen Leute den höherprozentigen Alkohol mit Cola. „Wir haben schon einige schwere Fälle erlebt. So wurden Jugendliche eingeliefert, die nicht ansprechbar und bewusstlos waren“, sagt der Arzt. Besonders am Wochenende sowie zu Volksfesten könne sich das Krankenhaus darauf einstellen, dass Kinder und Jugendliche stark alkoholisiert eingeliefert werden.
Einmal in der Klinik gelandet, wird bei den Betroffenen der Alkoholwert im Blutbild festgestellt. „In Einzelfällen werden Werte über zwei Promille gemessen, wir sind da mitunter erstaunt“, berichtet der Chefarzt. Zumeist für eine Nacht bleiben die Betroffenen in der Klinik zur Überwachung, wird beispielsweise der Blutdruck gemessen oder die Herz- und Kreislauffunktion überprüft, notfalls werden Infusionen verabreicht.
Weißenfels steht nicht allein da
Zu den alkoholgeschädigten Kindern gehören zudem auch die Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft Alkohol zu sich nahmen. Kinder mit Alkoholsyndrom können vielfältige geistige und körperliche Schädigungen aufweisen. Das zentrale Nervensystem, aber auch andere Organe können betroffen sein. Dies könne zu Verhaltensauffälligkeiten sowie zu Lern-, Sprach- oder Entwicklungsproblemen führen.
Glücklicherweise sei die Zahl dieser Kinder, die im Weißenfelser Krankenhaus geboren werden, relativ gering, ergänzt der Chefarzt, der auf die Folgen aufmerksam macht: „Ein junger Mensch oder ungeborener Körper reagiert viel sensibler auf eine Alkoholzufuhr, so dass hier dauerhaft bleibende Folgeschäden entstehen können“, erklärt Daniel Windschall. Neben den üblichen Auswirkungen, die auch Erwachsene bei übermäßigem Alkoholgenuss spüren, zum Beispiel Schädigungen an der Leber oder am Gehirn, kommt bei Kindern und Jugendlichen noch hinzu, dass der Alkohol die Entwicklung von Körper und Geist ungünstig beeinflussen kann.
Der Genuss von Alkohol sei zum einen in der Gesellschaft immer mehr zur Normalität geworden, so dass es auch für die jüngeren Jugendlichen keinen anrüchigen Charakter mehr habe, sich regelmäßig zu betrinken. Andererseits scheint sich der Alkoholkonsum unter einigen Jugendlichen zu einem Spaßfaktor und „Sport“ zu entwickeln, bei dem mit der konsumierten Alkoholmenge geprahlt wird.
Mädchen und Jungen gleichermaßen betroffen
Doch mit dem Thema alkoholisierte Kinder und Jugendliche, betroffen sind Jungen genauso wie Mädchen, stehen die Weißenfelser nicht allein da. Bundesweit hat sich die Zahl der Fälle von Alkoholmissbrauch durch Kinder und Jugendliche, die letztendlich im Krankenhaus landeten, laut statistischen Untersuchungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln innerhalb der letzten zehn Jahre mehr als verdoppelt. Die Experten erwarten in den nächsten Jahren eine noch größere Ausweitung dieses Phänomens.
Daniel Windschall schätzt, dass über 80 Prozent der Fälle unter den Jugendlichen zu den „Gelegenheitstrinkern“ zu rechnen seien, die nicht selten nach dem Erstkonsum in die Klinik eingeliefert werden. Auf die Frage, wie Eltern bei ihren Sprösslingen reagieren sollten, empfahl er: „Offen und vertrauensvoll über die Auswirkungen von Alkohol miteinander sprechen, sich nicht verschließen. Nur den Zeigefinger zu heben, bringt nicht viel.“ (mz)
